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Geschützt: Alltagsbegleiter Basiskurs n. § 53b SGB XI

B10 Expertenstandard Kontinenz

Förderung der Harnkontinenz

Niere: „Kläranlage“ des Körpers, Produktion des Urins, Ausfilterung schädlicher Stoffe

Harnleiter: verantwortlich dafür, dass kein Rückfluss erfolgt

Harnblase: Speicherfunktion

Harnröhre: Entleerungsfunktion

 

Lage der Harnblase bei der Frau
Lage der Harnblase beim Mann
Das Nervensystem
Steuerung der Entleerung der Harnblase (1) - Wahrnehmung der Füllung der Blase
Steuerung der Entleerung der Harnblase (2) - Entleerung erfolgt unwillentlich bzw. willentlch
Expertenstandard
  • “Harninkontinenz ist ein weit verbreitetes Problem, das in allen Altersstufen mit steigendem Risiko im Alter auftreten kann und statistisch gesehen überwiegend Frauen und ältere Menschen beiderlei Geschlechts betrifft.

 

Zielsetzung:

  • Bei jedem Patienten/Bewohner wird die Harnkontinenz erhalten oder gefördert.

  • Identifizierte Harninkontinenz wird beseitigt, weitestgehend reduziert bzw. kompensiert.”

Schwerpunkte:

  • Erkennung und Analyse des Problems

  • Darstellung von Erhebungsmethoden

  • Einschätzung unterschiedlicher Kontinenzprofile

  • verschiedene Interventionsmöglichkeiten

 

Voraussetzung:

  • bei Einschätzung der Harninkontinenz enge Zusammenarbeit zwischen Pflege-kräften, Ärzten und Angehörigen notwendig

  • Vorhandensein eindeutiger und effektiver Verfahrensregelungen (Standards)

Entwicklung und Anwendung von Kontinenzprofilen
  • Bestimmung des Abhängigkeitsgrades der Betroffenen von materieller und per-soneller Hilfe durch die Pflegekräfte und Bewertung von Erfolgen im Rahmen der Pflegeplanung

 

Profile:

1. Kontinenz
2. Unabhängig erreichte Kontinenz
3. Abhängig erreichte Kontinenz
4. Unabhängig kompensierte Inkontinenz
5. Abhängig kompensierte Inkontinenz
6. Nicht kompensierte Inkontinenz

 

  • Ergebnis: “Das angestrebte Kontinenzprofil ist erreicht bzw. das bisherige erhalten. Für den Patienten/Bewohner ist das individuell höchstmögliche Maß an Harn-kontinenz mit der größtmöglichen Selbstständigkeit sichergestellt.”

Patientenabhängige Risikofaktoren
Umgebungsbedingte Risikofaktoren
  • Faktoren, die die Erreichbarkeit, Nutzbarkeit und Zugänglichkeit von Toiletten erschweren, z.B. schlecht beschilderte, schlecht beleuchtete oder verscmutzte Toiletten, fehlende Haltegriffe und fehlende Toilettensitzerhöhungen, weite Wege, Türschwellen, enge Türen, schwer zu öffnende Kleidung

Erkennen einer Harninkontinenz

Initialfragen bei der Erhebung der Anamnese:
(Achtung! Fragen sensibel und vorsichtig stellen!)

 

  1. Verlieren Sie ungewollt Urin?

  2. Verlieren Sie Urin, wenn Sie husten, lachen oder sich körperlich betätigen?

  3. Verlieren Sie Urin auf dem Weg zur Toilette?

  4. Tragen Sie Vorlagen/Einlagen, um Urin aufzufangen?

  5. Verspüren Sie häufig (starken) Harndrang?

  6. Müssen Sie pressen, um Wasser zu lassen?

Instrumente und Methoden zur Einschätzung der Harninkontinenz
  1. Miktionsprotokoll

  2. 24-Stunden-Vorlagentest

  3. Restharnbestimmung

Allgemeine Maßnahmen zur Kontinenzförderung

Gewichtsreduktion:

  • Adipositas als Risikofaktor für die Entstehung einer Belastungsinkontinenz

 

Förderung der Autonomie und Bewegungsfähigkeit:

  • geeignete Gehhilfen, Handläufe, Haltestangen, ausreichende Beleuchtung, deutliche Beschilderung, Transfermöglichkeiten, z.B. für das Umsetzen vom Rollstuhl zur Toilette, erhöhte Toilettensitze und Erreichbarkeit der Toilettenutensilien

Spezielle Maßnahmen zur Kontinenzförderung
  • Blasentraining

  • Beckenbodentraining (ohne und mit unterstützender Technik)

  • Toilettentraining

    • als angebotener Toilettengang

    • als Toilettengang zu individuellen Entleerungszeiten

    • als Toilettengang zu festgelegten Zeiten

Beckenbodentraining

durch Biofeedback:

  • Informationen über unbewusst ablaufende physiologische Prozesse

  • Messung elektrischer Aktionspotenziale der Muskelaktivität und Wiedergabe als akustisches oder optisches Signal

  • durch das Feedback Beginn eines Lernprozesses und gezieltes Training der Muskulatur möglich

  • für Belastungs- und Dranginkontinenz

 

mit unterstützender Technik durch Elektrostimulation:

  • Übertragung elektrischer Impulse an die Beckenbodenmuskulatur durch auf die Haut geklebte oder in die Scheide/Anus eingeführte Elektroden

  • passives Training der quergestreiften Muskulatur durch ausgelöste Kontrakturen

  • zur Behandlung der Beckenbodenschwäche bei Belastungs- und Dranginkontinenz mit unterstützender Technik

 

durch Vaginalkone:

  • Kontinenzförderung durch eine bessere Wahrnehmung und zum Training des Beckenbodens

  • Einführung kleiner kegelförmiger Gewichte in die Scheide (Übungseffekt durch Gehen oder Hüpfen verstärken, täglich etwa 15 Minuten trainieren, Gewichte der Vaginalkonen langsam erhöhen)

  • zur Behandlung der Beckenbodenschwäche bei Belastungs- und Dranginkontinenz

Toilettentraining

als angebotener Toilettengang:

  • Form der Verhaltenstherapie mit dem Ziel, die Blasenkontrolle bei Menschen mit oder ohne kognitive Einschränkung mittels verbaler Aufforderung und positiver Unter-stützung zu stärken

  • Kontaktaufnahme zu regelmäßigen und festgelegten Zeiten, verbunden mit der Frage, ob er/sie eingenässt hat

  • fragen, ob Unterstützung benötigt wird

  • Lob für erfolgreichen Toilettengang und Hinweis auf nächste Kontaktaufnahme

Alles verstanden?

Sollten Sie noch weitere Fragen zu diesem Thema haben, so können Sie sich gerne auf den folgenden Wegen bei uns melden.

 

telefonisch:

Kenbi Campus 015140060331 oder

Mail: campus@kenbi.de

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