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Geschützt: Alltagsbegleiter Basiskurs n. § 53b SGB XI

B4.2 Besondere Situationen

Hypoglykämie (Unterzuckerung)
  • Häufigste akute Komplikation eines Diabetes mellitus.

 

  • Sinken des Blutzuckers unter 50 bis 60 mg/dl (2,8 bis 3,3 mmol/l).

 

  • Erkennen einer Unterzuckerung durch entsprechende Warnzeichen und Symptome (Beschwerden treten nicht immer alle gleichzeitig auf, Sicherheit durch Messung des Blutzuckers, in der Regel keine schädlichen Folgen bei einer leichteren Unter-zuckerung).

Mögliche Ursachen
  • Einnahme von Antidiabetika, die die Insulinsekretion stimulieren (z.B. Glinide-

    orale Einnahme, schneller und kurzzeitiger Anstieg, zur Mahlzeiteneinnahme)

 

  • Insulintherapie

 

  • höheres Alter (> 75 Jahre)

 

  • Alkohol in Kombination mit Antidiabetika

 

  • Niereninsuffizienz

 

  • Lebersynthesestörungen

  • stärkere Muskelarbeit

 

  • Medikamentenverwechslung oder unzureichende Dosierung

 

  • Medikamente, die eine Hypoglykämie verstärken oder weniger bemerkbar machen (Beta-Blocker, Psycho-pharmaka)

 

  • ausgelassene oder verspätete Mahlzeiten

 

  • mangelndes Therapieverständnis

 

  • fehlende Schulung des Patienten

Warnzeichen und Symptome

Schnell reagieren

  • Ziel: Schnelle Blutzuckererhöhung

  • z.B. Traubenzuckerplättchen, Säfte, Gummibärchen, gesüßte Getränke oder Flüssigzucker (kleine Tuben oder Beutel auf der Apotheke) 

  • fetthaltige Süßigkeiten wie Schokolade oder Pralinen eignen sich weniger, da das Fett das Essen länger im Magen hält und so die Zuckeraufnahme ins Blut verzögert

  • oft reichen 1 bis 2 BE/KE, um den Blutzucker in den sicheren Bereich zu heben (z.B. 2 bis 4 Plättchen Traubenzucker oder ein halbes bis ein Glas Obstsaft)

  • nach 15 Minuten prüfen, ob der Wert gestiegen ist, liegt er nicht über 50 bis 60 mg/dl (2,8 bs 3,3 mmol/l) noch 1 bis 2 schnelle BE/KE einnehmen

Diabetisches Koma
  • ist eine lebensgefährliche Stoffwechselentgleisung, die bei Diabetes durch absoluten Insulinmangel entstehen kann

  • im Endstadium Bewusstlosigkeit

  • Behandlung in der Regel im Krankenhaus

Unterscheidung von zwei Formen:

  • diabetische Ketoazidose (besonders Typ-1-Diabetes)

  • hyperosmolares, nichtketkotetisches Komas (besonders Typ-2-Diabetes)

  • Vorbeugung: Selbstkontrolle des Blutzuckers

Anzeichen einer

diabetischen Ketoazidose
  • stärkerer Durst

  • Bauchschmerzen, Übelkeit oder

    Erbrechen

  • Trockene Haut oder Schleimhäute

  • Störungen des Bewusstseins

  • Azeton-Gerücht der Atemluft (ähnlich wie Nagellack oder fehlerhafte Äpfel)

  • Wert etwa über 250 mg/dl                    (13,9 mmol/l)

Anzeichen eines

hyperosmolaren

nichtketketotischen

Komas
  • Abgeschlagenheit

  • verstärkter Harndrang

  • Sehprobleme

  • Wadenkrämpfe

  • Gewichtsverlust

  • Wert etwa 600 mg/dl (33,3 mmol/l)

  • entwickelt sich meist schleichend

  • über Tage und Wochen

Mögliche Folge- und Begleiterkrankungen
  • Diabetisches Fußsyndrom

  • Diabetische Neuropathie 

  • Diabetische Nephropathie

  • Diabetische Retinopathie

  • Gefäßgkrankheitn

  • Herzkrankheiten 

Diabetische Neuropathie

 

  • Schädigung der Nerven infolge erhöhter Blutzuckerwerte

 

  • Gehört zu den häufigsten Folgeschäden eines Diabetes

 

  • umfasst Erkrankungen mit unterschiedlicher klinischer Manifestation in verschiedenen Regionen des peripheren (Teil des Nervensystems außerhalb des Gehirns und Rückenmarks) und des autonomen (selbstständig und unabhängig wirkenden) Nervensystems

 

  • Einteilung in sensomotorische diabetische Polyneuropathien und autonome diabetische Neuropathien

autonome diabetische Neuropathien:

 

  • Manifestation an allen Abschnitten des autonomen Nervensystems

 

  • verursacht schwerste subjektive Störungen, z.B. Völlegefühl, Erbrechen und Durchfall bei Beteiligung des Magen-Darm-Trakts

 

  • Probleme beim Wasserlassen möglich

 

  • auch Nerven des Herzens können betroffen sein (die diabetische kardiale autonome Neuropathie kann zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen führen)

Risikofaktoren:

 

  •  Diabetesdauer

  • Diabeteseinstellung (Hyperglykämie)

  • arterielle Hypertonie

  • periphere arterielle Verschlusskrank-heit (pAVK)

  • Mediasklerose vom Typ Mönckeberg (Verkalkungen innerhalb der Muskel-schicht der Gefäßwände)

 

  • diabetische Retino- (Erkrankung der Netzhaut des Auges) u. Nephropathie (Nierenerkrankung)

  • Hyperlipidämie (erhöhte Konzentration des Cholesterins)

  • Alkohol, Nikotin

  • viszerale Adipositas (Ablagerung von vermehrtem Fettgewebe im Bauch-inneren)

  • demographische Faktoren (Alter, Körpergröße, Körpergewicht)

Das diabetische Fußulcus

Definition:

 

  • eine Infektion, Ulzeration und/oder Zerstörung tiefer Gewebe am Fuß, verbunden mit neuropathischen Störungen oder peripheren arteriellen Durchblutungsstörungen (pAVK) unterschiedlichen Grades am Unterschenkel

 

  • Je älter die Betroffenen, desto einheitlicher ein Mischbild aus arterieller und neuropathischer Erkrankung

Durchblutungsstörungen am Fuß machen sich bemerkbar durch:


• kalte, blasse Füße

 

• Dünne, trockene Haut

 

• schmerzhafte Wunden

 

• Fehlender Fußpuls

 

• Schmerzen beim Gehen

 

und kann durch die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) verursacht werden

Maßnahmen zur Wundheilung

Druckentlastung:

 

  • absolute Druckentlastung des Fußes als oberstes Prinzip

 

  • Maßnahmen zur Information und Schulung der Betroffenen hinsicht-lich des Tragens schwerer Lasten und der Vermeidung von Stürzen (siehe Expertenstandard „Sturz-prophylaxe“)

 

  • richtiges Schuhwerk (an beiden Füßen gleiches Sohlenniveau)

Bewegungsförderung:

 

  • Durchführung eines Gehtrainings nicht oder nur mit äußerster Vorsicht

 

  • Durchführung eines Gehtrainings mit reduzierter Intensität bei abge-heiltem Fußulcus

 

  • Gangschulung zur Vermeidung von Stürzen und Beratung zur Umgebungsgestaltung für eine größtmögliche Druckentlastung

Beratungs- und Schulungsinhalte beim Diabetischen Fußulcus

 

  • Fuß- und Schuhinspektion zur Vermeidung und Erkennung von Verletzungen

  • sachgerechtes Tragen von druckentlastenden orthopädischen Schuhen

  • Fußpflege

  • Gehschulung zur Vermeidung von Stürzen

  • Raucherentwöhnung

Diabethische Nephropathie

Entstehung:

 

  • Dauerhaft erhöhter Blutzucker schädigt die Innenwände der Blutgefäße in den Nierenkörperchen, infolge Nachlassen der Filterfunktion der Nieren.

  • Förderung und Beschleunigung einer Nephropathie durch weitere typische Begleiterscheinungen wie Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen.

  • Wird die Nephropathie zu spät oder nicht behandelt, versagen im schlimmsten Fall irgendwann die Nieren (Niereninsuffizienz).

  • Im fortgeschrittenen Stadion hilft nur noch eine lebenslange regelmäßige Dialyse (Blutwäsche) oder die Transplantation einer Spenderniere.

  • Diabetesbedingte Nierenschäden sind häufig, treten bereits in einem frühen Stadium des Diabetes auf und machen lange keine Beschwerden.

  • Symptome wie Wassereinlagerungen in den Beinen oder nachlassende Leistungsfähigkeit zeigen sich in der Regel erst, wenn die Nieren schon stark geschädigt sind.

Warnzeichen treten erst spät auf:

 

  • nachlassende körperliche Leistungs-fähigkeit

  • Müdigkeit, Erschöpfung

  • Juckreiz

  • Kopfschmerzen

 

 

  • Wassereinlagerungen, vor allem in den Beinen

  • Gewichtszunahme

  • Veränderung der Hautfarbe

  • Übelkeit, Erbrechen

Diabethische Nephropathie
  • Ist eine Erkrankung der Netzhaut (Retina) des Auges.

  • Ist eine häufige Ursache von Erblindungen bei Menschen mit Diabetes.

  • Entsteht infolge von Schädigungen der kleinen Blutgefäße in der Netzhaut, diese können zu Einblutungen bis hin zur Netzhautablösung führen.

Warnzeichen, die auf Netzhautkomplikationen hindeuten, sind:

  • Die Sehschärfe verschlechtert sich, die nicht durch eine Änderung der Sehhilfe behoben werden kann

  • Leseschwierigkeiten bis zum Verlust der Lesefähigkeit

  • Farbsinnstörungen

  • eine allgemeine Sehverschlechterung im Sinne von Verschwommensehen

  • Verzerrtes Sehen

  • „Rußregen“ vor dem Auge durch Glaskörperblutungen

 

Allgemeine Risikofaktoren:

  • das Vorliegen/der Grad einer arteriellen Hypertonie

  • eine Nephropathie

  • die Diabetesdauer

  • der Grad der Hyperglykämie

Besonderheiten der Diabetestherapie im Alter/in der Altenpflege

Ziel:

• Förderung und Erhalt der Lebensqualität

 

zentrales Therapieziel:

  • Strikte Vermeidung von Hypoglykämien

  • Neben normalen Alterungsprozessen treten häufig Begleitkrankheiten im Alter auf, die Fähigkeit zur selbstständigen Diabetes- und Alltagsbewältigung einzuschränken und die Therapie zu erschweren

Ziel:

• Förderung und Erhalt der Lebensqualität

 

zentrales Therapieziel:

• Strikte Vermeidung von Hypoglykämien

  • neben normalen Alterungsprozessen häufig Begleitkrankheiten im Alter, die Fähigkeit zur selbstständigen Diabetes- und Alltagsbewältigung einschränken und die Therapie erschweren

Besonderheiten bei der Therapie:

  • Bewegungstraining als Basistherapie auch bei älteren Menschen entsprechend den Möglichkeiten (insbesondere ein Kraft- und Balancetraining zur Sturzprophylaxe sinnvoll).

  • Fehlernährung vermeiden.

  • Praktische einfache Empfehlungen sind erforderlich (z.B. eine Hand voll Obst oder Gemüse pro Mahlzeit)

  • Kaufunktion beachten (Parodontitis).

  • Regelmäßige Mahlzeiten und ausreichende Flüssigkeitszufuhr wichtig.

  • Regelmäßige Mahlzeiten bei einer medikamentösen Therapie mit oralen Anti-diabetika bzw. Insulin reduziert das Risiko für eine Hypoglykämie.

Alles verstanden?

Sollten Sie noch weitere Fragen zu diesem Thema haben, können Sie sich gerne auf folgende Weise bei uns melden.

 

telefonisch:

Kenbi Campus 015140060331 oder

Mail: campus@kenbi.de

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