Medienberichten zufolge ist der ehemalige Fußballspieler und Ex-Manager des Bundesligisten FC Schalke 04 Rudi Assauer an Alzheimer-Demenz erkrankt
Alptraum Alzheimer
Der große Schauspieler Karheinz Böhm ist schwer erkrankt. Sein Sohn Michael wollte nicht länger über den Gesundheitszustand seines Vaters schweigen. Karlheinz Böhm wurde an der Seite von Romy Schneider in Sissi ein Star. Böhm setzt sich seit 1981 für hungernde Menschen in der Sahelzone ein.
Gründe der Auseinandersetzung
Zunahme der Häufigkeit psychischer Erkrankungen in der Altersbevölkerung durch eine gestiegene Lebenserwartung und eine verlängerte Krankheitsdauer (bessere medizinische Versorgung)
Demenz – wichtigster Grund für einen Einzug ins Pflegeheim und häufigste Ursache für Pflegebedürftigkeit
Demenz/Depression – häufigste psychische Erkrankungen im Alter
Notwendigkeit einer gestiegenen fachlichen Kompetenz und einer konzeptionellen Betreuung
genaue Kenntnis des entsprechenden Krankheitsbildes als Voraussetzung für eine professionelle Pflege
Anwendung von gerontopsychiatrischen Pflegestandards erfordert eine exakte diagnostische Zuordnung der entsprechenden Störungsbilder
Bezug der Pflegetheorien
Ganzheitlichkeit = Einheit von Leib, Seele und Geist
verlangt Komplexität in der Pflege
Beobachtung, Einschätzung und Berücksichtigung des Gesundheitszustandes, aller Handlungen, Äußerungen und Ressourcen/ Fähigkeiten des Pflegebedürftigen bei der Bewältigung der Aktivitäten des täglichen Lebens
die Gesamtheit der Ergebnisse bildet die Grundlage und ist Teil des gesamten Pflegeprozesses
Gegenüberstellung von Lebensäußerungen der unterschiedlichen Pflegetheorien/Pflegemodelle
Gerontopsychiatrische Pflege
spezielle Fachrichtung der geriatrischen Pflege (Geriatrie = Altersheilkunde)
umfasst alle pflegerischen Maßnahmen zur Prävention und Rehabilitation sowie die Therapie bei alten Menschen mit psychischen Störungen
Geronto- psych- ia- trische Pflege
Greis- Seelen- Heil Kunde- Begleitung
Von Aderlässen, Brechkuren und Sturzbädern
Altertum:
Behandlung körperlicher und psychischer Krankheiten durch körperliche Eingriffe, vor allem durch Entfernen der „materia peccans“ (= Folgen der Sünde) durch Reinigung der vier Körpersäfte Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle
Regeln im Umgang mit psychisch Kranken durch den Römer Celsus im 1. Jh. n. Chr.:
– die heilsame Lüge
– den heilsamen Schmerz
– den heilsamen Schrecken
– die heilsame Ablenkung
– das heilsame Gespräch
Mittelalter:
neben Exorzismus auch Glaube an wundertätige Reliquien
Bau von Domspitälern/ Bürgerhospitälern und Aufnahme von Armen, Alten, Hilfs-bedürftigen und Geisteskranken
Gründung von Ordensgemeinschaften mit klösterlichem Wesen wie Gehorsam und Keuschheit im Umgang mit den Patienten sowie Arbeit, Einsamkeit und Gebet als zentrale Elemente einer Therapie
17. Jahrhundert:
Entstehung von Zucht- und Tollhäusern
mehrwöchige gewaltsame Behandlungen, die oft tödlich endeten (in Kettenlegen und
Prügel unruhiger und gefährlicher Patienten, Drehstühle, Sturzbäder mit kaltem Wasser, Zwangsstehen)
18. und 19. Jahrhundert:
Bemühungen um menschenwürdigere Behandlung psychisch Kranker
„therapeutischer Optimismus“ (Umdenken, keine Prügel, Ketten und Zwangsjacken)
Deutsche Psychiatrie zu Beginn des 20. Jh.:
Einführung einer gewaltfreien Behandlung durch Wilhelm Griesinger
Entstehung neuer Kliniken (Stadtasyle) in Form von Uni-Kliniken
nach dem 1. Weltkrieg neue Impulse für eine psychosoziale Betreuung:
– „aktive Krankenbehandlung“ (Ausrichtung auf Beschäftigung aller Patienten)
– „offene Irrenfürsorge“ (Einführung der psychiatrischen Familienpflege und der offenen Fürsorgewie Wiedereingliederung entlassener Patienten)
Psychiatrie im Nationalsozialismus:
1934 „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ (Sterilisation)
1939 Tötung psychisch Kranker und geistig Behinderter durch „Geheimen Führererlass“
bis 1945 Tötung von ca. 150.000 psychisch kranker Menschen
Siegeszug der Psychopharmaka nach dem 2.Weltkrieg:
mit Entwicklung der ersten Neuroleptika (Substanz mit angstlösender und beruhigender Wirkung) und Antidepressiva tiefgreifende Änderungen in der psychiatrischen Therapie
Das Nervensystem
Grundvorgänge/ Funktionen:
Informationsaufnahme
Informationsverarbeitung
Informationsbeantwortung
Aufgaben des Gehirns
Nervenzelle (Neuron) als kleinste funktionelle Einheit des Nervensystems
Häufige psychiatrische Erkrankungen des Alters
Delir:
z.B. akuter Verwirrtheitszustand
Demenzen:
z.B. Alzheimer Demenz, Vaskuläre Demenz
Depressionen
Suchterkrankungen:
z.B. Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit
schizophrene Störungen
Definition der ärztlichen Diagnose
Vorgang der Erkenntnisgewinnung durch die Zuordnung eines Phänomens oder einer Gruppe von Phänomenen zu einer Kategorie
Erkennung und Benennung einer Krankheit
aufgrund genauerer Beobachtungen und Untersuchungen abgegebene Beurteilung über den Zustand einer Krankheit
Aussage über den Zustand eines Patienten durch den Arzt
Gesamtheit aller Maßnahmen zur Feststellung, Prüfung, Einordnung und Klassifizier-ung von Gegebenheiten und Zuständen mit dem Ziel, ein Bild des Gesamtzusammenhanges zu erhalten
Bedeutung der Diagnose für die Pflege
„viele ‘merkwürdige‘ Verhaltensweisen des Erkrankten können besser eingeordnet werden,
Versagen und Fehlverhalten erhalten einen Krankheitswert und ein bedürfnis-gerechter Umgang wird dadurch erleichtert,
pflegende Angehörige bekommen die Möglichkeit, sich frühzeitig mit dem zu erwartenden Krankheitsverlauf auseinanderzusetzen,
Beratungsangebote und Therapiepläne für den Kranken können rechtzeitig genutzt werden”
(Höwler “Gerontopsychiatrische Pflege”)
Klassifikationssysteme
diagnostische Klassifikationssysteme dienen der Ordnung und Katalogisierung des aktuellen medizinischen Wissens
wichtige Systeme für die Psychiatrie:
1. ICD-10 International Classification of Diseases and Related Health Problems (Internationale Einteilung der Krankheiten der WHOin der 10. Änderung, Kapitel F)
2. DSM-IV Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (Diagnostisches und Statistisches Handbuch Psychischer Störungen)
Akute Verwirrtheit
Definition:
auch als „Delir“ bezeichnet
akuter Zustand mit Bewusstseinstrübung, zeitlicher, örtlicher und situativer Desorientiertheit sowie psychomotorischer Unruhe
Entwicklung des akuten Krankheitsbildes innerhalb von Stunden oder Tagen
Gesamtdauer einige Tage bis Wochen
Ursachen:
Erkrankungen – Exsikkose = Austrocknung bei Trinkschwäche – Diarrhö = Durchfall – Fieber – Harnverhalt und Harnweginfekt – Urämie = Harnvergiftung – Pneumonie = Lungenentzündung – Cholezystitis = Gallenblasenentzündung – Hyperglykämie = erhöhter Blutzuckergehalt – Hypoglykämie = abnorm geringer Blutzuckergehalt infolge Exsikkose, – Hyperthyreose = Überfunktion der Schilddrüse – Hypothyreose = herabgesetzte Tätigkeit der Schilddrüse – Apoplexie = Schlaganfall – subdurales = unter der harten Hirnhaut gelegenes Hämatom = Bluterguss -zerebrale = das Großhirn betreffende Infektionen -akute Störungen des Verdauungstraktes -akute und chronische Schmerzen)
häufigste Ursache bei alten Menschen – relative Intoxikation (Vergiftung) mit Medikamenten
psycho-soziale Ursachen (Milieuwechsel, schwerer sozialer Verlust, Fremdkörperreaktion infolge eines Dauerkatheters)
Diagnose einer akuten Verwirrtheit
Diagnostische Kriterien: (Ärztekammer Hannover)
Störungen des Bewusstseins und der Aufmerksamkeit (verminderte Konzentrationsfähigkeit, leichte Bewusstseinsminderung, Koma)
globale Störung der Kognition (veränderte Wahrnehmung der Wirklichkeit, Halluzinationen, Beeinträchtigung des Denkens, Desorientiertheit, Gedächtnisstörungen)
psychomotorische Störungen (Hyper- und Hypoaktivität)
Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus (Schlaflosigkeit, Umkehr des Tag-Nacht-Rhythmus)
Agnosie: Unfähigkeit, Gegenstände zu identifizieren bzw. wieder zu erkennen
Störung der Exekutivfunktionen, d.h. Planen, Organisieren, Einhalten einer Reihenfolge
Demenz vom Alzheimer Typ
Definition:
chronische, langsam fortschreitende Erkrankung des Gehirns, bei der es zu einer Zerstörung von
Nervenzellen kommt
nach dem deutschen Neurologen Alois Alzheimer benannt, der 1906/1907 die Symptome und die
typischen krankhaften Veränderungen im Gehirn beschrieben hat
auftretende Veränderungen entstehen durch Ablagerung von fehlerhaft gebildeten Eiweißstrukturen innerhalb und außerhalb der Nervenzellen des Gehirns und führen zur Zerstörung der betroffenen Nervenzellen
mit 70 % die häufigste Form einer Demenz
mit zunehmendem Alter nimmt die Häufigkeit zu und liegt bei den über 90-Jährigen bei ca. 20 %
Symptome:
Beeinträchtigung von Gedächtnis, Denken, Orientierung, Auffassung, Rechnen, Lernfähigkeit, Sprache und Urteilsvermögen
Aphasie (Verlust des Sprechvermögens, Wortfindungsstörung)
Apraxie (Unfähigkeit zu geschickten, planvollen Bewegungen von Körperteilen)