×
Geschützt: Alltagsbegleiter Basiskurs n. § 53b SGB XI

B5.3 Depression, Schizophrenie, Suchterkrankungen

Depression

Definition:
  • krankhafte Verflachung der Gefühle

  • keine Schwankungen der Stimmung erkennbar, unentwegtes Stimmungstief

Definition nach ICD-10: :
  • krankhafte Verflachung der Gefühle

  • keine Schwankungen der Stimmung erkennbar, unentwegtes Stimmungstief

Was ist „normal“?

  • positive Einstellung zur eigenen Person (positives Selbstbild, Selbstvertrauen, Ich-Stärke)

  • Wachstum und Selbstverwirklichung (Identität)

  • Persönlichkeitsintegration (z.B. psychische Belastbarkeit)

  • Autonomie (Selbstständigkeit und Selbstbestimmung)

  • Realitätsbewusstsein (hinreichend objektive Selbst- und

    Fremdwahrnehmung)

  • Anpassungsvermögen (erfolgreiches Problemlösen, soziale

    Kompetenz)

Baum der seelischen Gesundheit

Depression

Ursachen (Erklärungsmodelle):
  • Verlust an Verstärkung durch aktuelle Verlusterlebnisse/ Lebensveränderungen, geringerer Umfang verstärkender Ereignisse aufgrund von Alter und sozialen Faktoren, durch geringe soziale Fertigkeiten des Menschen, den Mangel an sozialen Verstärkungen auszugleichen (Verstärkerverlust nach

    Lewinson)

  • kognitive Schemata wie negative Sicht der eigenen Person, der Umwelt und der Zukunft durch aktuelle Stress- oder Belastungsfaktoren (Erklärungsmodell nach Beck)

  • Veränderungen im Gehirnstoffwechsel durch veränderten Neurotransmitterstoffwechsel wie z.B. niedriger Serotoninspiegel (biologisches Modell)

Symptome:
  • gedrückte/traurige Stimmung, Freudlosigkeit und Interessenverlust

  • verminderter Antrieb und gesteigerte Ermüdbarkeit

  • Verlust des Selbstvertrauens/Selbstwertgefühls

  • Selbstvorwürfe und unangemessene Schuldgefühle

  • vermindertes Denk- oder Konzentrationsvermögen

  • psychomotorische Hemmung oder Unruhe

  • Schlafstörungen

  • verminderter Appetit mit Gewichtsveränderung

  • Suizidgedanken/Suizidhandlungen

Endogene Depression

manisch-depressive Erkrankung:
  • Manie:

    affektive Störung mit übertriebener körperlicher Aktivität

    und äußerster Hochstimmung (gehobene Stimmung, Antriebssteigerung, Unermüd-barkeit, gesteigerte Geselligkeit, Ideenflucht, Vertraulichkeit, gehobenes Selbst-wertgefühl mit Größensideen, Kritiklosigkeit, Selbstüberschätzung, Euphorie, ver-bessertes Schlafbedürfnis, Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit)

  • unregelmäßiger Wechsel von manischen und depressiven Phasen

  • Zwischen den einzelnen Phasen ist eine normale Stimmungslage möglich

Psychogene Depressionen

  • nachvollziehbare Reaktionen auf akute oder langandauernde seelische Beeinträchtigungen, die von „außen heraus“ auf die Psyche eines Menschen einwirken

  • äußere schmerzliche Ereignisse wie Liebesenttäuschungen, Todesfälle, Zurücksetzungen, Partnerkonflikte, materielle Probleme, gestörte Verarbeitung bestimmte Erlebnisse (auch aus früherer Kindheit), gefühlsmäßige Dauerbelast-ungen ohne Aussicht auf Entlastung, versteckte Depressionen (körperliche Schmerzen als Ersatz für tiefsitzende seelische Schmerzen)

Somatogene Depressionen:

  • ursächlicher Zusammenhang mit einer körperlichen Krankheit oder Funktionsstörung

Beispiele für Depressionen

Erschöpfungsdepression
  • bei Überforderung einer Lebensaufgabe ohne richtige Einschätzung der Belastungsgrenzen

  • z.B. alte Menschen, die ewig produktiv und jung bleiben wollen

neurotische Depression
  • bei unerfüllten Wünschen und bei stattgefundenen Verlusten

  • gesamte Energie für das Festhalten

  • keine Neuorientierung

  • z.B. Vater- oder Mutterverlust

organisch bedingte Depression
  • z.B. hormonelle Störungen

  • Stoffwechselkrankheiten (Diabetes)

  • Alkohol/Drogen

  • Medikamente (Schlafmittel)

Diagnose einer Depression

weitere Symptome:
  • Vermeidet Konzentration und Aufmerksamkeit

  • Vermeidet Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen Schuldgefühle und Gefühle von Wertlosigkeit

  • negative und pessimistische Zukunftsperspektiven

  • Selbstmordgedanken oder Selbstverstöße oder Selbstmordhandlungen

  • Schlafstörungen

  • Beuger Appetit

  • 10 % der älteren Menschen, die im eigenen Haushalt leben, haben eine Depression.

  • Bei den Menschen, die im Pflegeheim wohnen, ist die Zahl mit 40-45 % etwa viermal höher.

Abgrenzung Demenz gegen Depression

(Grond „Pflege Demenzkranker“)

Demenz

  • beginnt schleichend, heimtückisch

  • schreitet stetig weiter fort

  • desorientiert

  • Wortfindungsstörungen

  • verleugnet Vergesslichkeit

  • antwortet knapp daneben

  • gleichmäßige Leistungsminderung

  • nachts unruhig

  • beschuldigt andere

  • Bestehlungsideen

Depression

  • beginnt schneller

  • verläuft ungleichmäßig

  • orientiert, Denken gehemmt

  • im Sprechen gehemmt

  • überbewertet sie, klagt viel darüber

  • antwortet „weiß nicht“

  • Leistungsschwankungen

  • schlaflos

  • beschuldigt sich, Versagensangst

  • Schuld-, Krankheits- oder Armutswahn

Schizophrenie

  • 1911 – Beschreibung der Schizophrenie durch Eugen Bleuler

  • „schizo“ (griechisch) = ich spalte

  • „phren“ (griechisch) = Geist

  • keine Persönlichkeits-spaltung!

Definition:

Störungen

  • der Persönlichkeit (des Ichs und des Selbsterlebens)

  • der Realitätsauffassung

  • der Wahrnehmung und der Affektivität (Gesamtheit des menschlichen Gefühls- und Gemütslebens)

  • ohne erkennbare Hirnkrankheit

  • ohne Trübung des Bewusstseins und ohne Einwirkung psychotroper (anregender oder dämpfender) Substanzen

Definition nach ICD-10: :
  • Gedankenlautwerdung, Gedankeneingebung oder Gedankenentzug, Gedankenaus-breitung

  • Kontrollwahn, Beeinflussungswahn, Gefühl von Körperbewegungen oder Empfind-ungen

  • kommentierende oder dialogische Stimmen

  • anhaltender, kulturell unangemessener und völlig unrealistischer Wahn

  • anhaltende Halluzinationen

  • Gedankenabreißen oder Einschiebungen in den Gedankenfluss

  • Katatone Bewegungsmuster (Katalepsie = Verharren in unnatürlichen Stellungen)

  • Apathie mit Sprachverarmung bis hin zur seelisch bedingten Stummheit (Mutismus)

Ursachen:
  • noch nicht ganz geklärt

  • genetisch

  • perinatale Schädigungen (kurz vor, während oder nach der Entbindung)

  • psychosozial (belastende Lebensereignisse, Über- und Unterstimulation)

  • neurobiochemisch (Störung der Dopamin- und Noradrenalinwirkung des limbischen Systems)

  • Neigung zu psychotischen Reaktionen (leichte Reaktion auf psychische Verletz-ungen oder körperliche Belastungen)

Symptome:
  • Störungen des Denkens, der Affektivität und des Antriebes, in erster Linie Zer-fahrenheit, Ambivalenz (Zwiespältigkeit, Zerrissenheit) und Autismus (krankhafte Ichbezogenheit und affektive Teilnahmslosigkeit)

  • Wahn, Halluzinationen und katatone (krampfartige) Bewegungsmuster

  • Bewusstsein, Intelligenz, Orientierung und Gedächtnis sind in der Regel nicht beeinträchtigt

  • Die Symptome müssen schnell ständig während eines Monats oder länger deutlich vorhanden sein, um von einer schizophrenen Störung sprechen zu können

Schizophreniesymptome bei älteren Menschen:
  • verfestigte Wahnsysteme

  • Veränderung in der Persönlichkeitsstruktur

  • erhebliche Antriebsstörungen

  • Verflachung der Gefühlsäußerung

  • Beeinträchtigung des Kritik- und Urteilsvermögens

  • Vernachlässigung der Körperpflege

  • eigenartige Bewegungsstereotypien

Suchterkrankungen

Definition:
  • Unbeherrschbares Verlangen eines Menschen, sich regelmäßig eine bestimmte Substanz zuzuführen oder eine bestimmte Tätigkeit immer wieder ausführen, obwohl er sich selbst oder Anderen schadet

  • laut WHO Sucht = Abhängigkeit oder Missbrauch

  • dem Verlangen wird der Verstand untergeordnet

  • Konsument/Abhängiger

  • BtMG

Verschiedene Süchte und süchtig machende Stoffe

  • Alkoholsucht (riskanter Konsum bei ca. 9,3 Mill. der 18- bis 69-Jährigen)

  • Medikamentenabhängigkeit (z.B. Amphetamine, Barbiturate)

  • Fernsehsucht

  • Nikotinsucht (ca. 39 % der Männer und ca. 31 % der Frauen)

  • Internetsucht

  • Kaufsucht

  • Koffeinsucht

  • Drogensucht (z.B. Heroin, Kokain)

  • Sexsucht

  • Spielsucht (ca. 90.000-150.000 Betroffene)

  • Sport- und Fitnesssucht

Entwicklung einer Sucht

Symptome

psychisch:

  • Verlust des Interesses an der Umwelt

  • weniger soziale Kontakte

  • Rückzug

  • später Verwahrlosung und Apathie

  • unbeherrschbares Verlangen

körperlich:

  • durch Entzugserschein-ungen

    beim Wegfall der Droge

  • substanzspezifische Ent-zugssymptome (Schwitzen, Zittern, Darmkrämpfe, epileptische Anfälle)

  • körperliche Begleiterschein-ungen je nach Droge (Organ-schäden, Venenentzünd- ungen, Hautkrankheiten, erhöhte Infektanfälligkeit,

    Zahn- und Nervenschäden)

Alkoholsucht

Phasen:
  • 1. Präalkoholische Phase: Trinken mäßiger Alkoholmengen, um Spannungen abzubauen, Erhöhung der Alkoholtoleranz führt zu fast täglichem Alkoholkonsum

  • 2. Prodromalphase: Zunahme von Alkoholkonsum und Alkoholtoleranz, ständiges Denken an Alkohol, heimliches Trinken mit Schuldgefühlen, Erinnerungslücken ans Trinken

  • 3. Kritische Phase:starke psychische Abhängigkeit, Auftreten von Kontrollverlust, morgendliches Trinken, nur kurze Abstinenzphasen, familiäre und berufliche Schwierigkeiten, Interessenverlust, beginnende Wesensveränderungen mit Gleich-gültigkeit, Stimmungsschwankungen, erhöhte Reizbarkeit, Anlegen von Depots

  • 4. Chronische Phase: häufige tagelange Räusche ohne besonderen Anlass, morgendliche Entzugserscheinungen, die durch Alkoholkonsum verschwinden, alkoholbedingte körperliche Erscheinungen Erkrankungen

Chronischer Alkoholismus

körperliche Schäden:
  • Nervenzellenabbau mit Erinnerungsstörungen

  • Empfindungsstörungen (z.B. Taubheitsgefühle)

  • entzündliche Veränderungen im Verdauungstrakt (z.B. Magengeschwüre)

  • Gefährdung der Leber (z.B. Zirrhose)

  • akute und chronische Entzündungen der Bauchspeicheldrüse

  • erhöhtes Krebsrisiko (z.B. Mund, Kehlkopf, Speiseröhre)

Diagnose einer Alkoholabhängigkeit

Von sechs angegebenen Kriterien müssen mindestens drei gleichzeitig erfüllt sein, um die Diagnose zu rechtfertigen:
  1.  stärkerer Wunsch oder Zwang, psychotrope Substanzen (z.B. Alkohol) zu konsumieren

  2. verbesserte Kontrollfähigkeit des Konsums

  3. körperliches Entzugssyndrom bei Beendigung oder Reduzierung des Konsums

  4. Toleranzentwicklung – die Notwendigkeit, höhere Dosen zu konsumieren, um die gleiche Wirkung zu erreichen

  5. Vernachlässigung anderer Interessen oder Hobbys zugunsten des Substanzkonsums

  6. anhaltender Substanzgebrauch trotz Nachweis eindeutig schädigender Folgen

Medikamentensucht

  • ab ca. 40 Jahre deutlicher Anstieg der Medikamentenabhängigkeit

  • Verstärkte Einnahme durch jahrelange Überforderung, lebensspezifische Umbrüche und soziale Veränderungen

  • in Deutschland ca. 1,4-1,8 Millionen Medikamentenabhängige (dagegen ca. 300.000

    Heroinsüchtige)

  • ca. 6-8 % aller häufig verordneten Arzneimittel haben ein zum Teil hohes Sucht-potential

Medikamente, die zu Abhängigkeit führen können

Schmerzmittel (Analgetika):
  • Opiate und Opioide (schmerzhemmende, beruhigende und mitunter auch auf-putschende Wirkung, immer höhere Dosen nötig, um das innere Gleichgewicht zu erhalten und Entzugserscheinungen zu verhindern, führt im fortgeschrittenen Stadium zu Schlaflosigkeit, Abmagerung, Impotenz, Koordinations und psychische Störungen) nicht opioid Schmerzmittel (rezeptfreie Mischpräparate, z.B. mit dem Wirkstoff Paracetamol)

Tranquilizer (Beruhigungsmittel) und Schlafmittel:
  • (Abhängigkeit bereits nach 3-4 Wochen möglich, Missbrauchspotential von Schlafmitteln höher, da Verschreibung meist in höherer Dosierung als Beruhigungs-mittel)

Aufputschmittel (Psychostimulantien) und Appetitzügler:
  • Psychostimulantien (z.B. Amphetamine und Ephedrin haben ein sehr hohes Suchtpotenzial, verdrängen Müdigkeit und Erschöpfung, steigern die Konzen-trations- und Leistungsfähigkeit sowie das Selbstvertrauen, unterdrücken das Hungergefühl, Dosis muss ständig erhöht werden, um Entzugserscheinungen zu vermeiden, wird bei chronischem Missbrauch die anfängliche Euphorie zur Gereizt-heit, Gespanntheit und Verstimmung, Appetitzügler basierend auf derselben chemischen Struktur und zeigen ähnliche Folgen wie Aufputschmittel)

Hustenblocker (Antitussiva):
  • (Mittel, die Codein enthalten, führen schnell physisch und psychisch zur Abhängigkeit)

Erkennen der Abhängigkeit

  • Zurückziehen

  • Kauf von immer mehr Medikamenten (verschiedene Ärzte, Apotheken)

  • psychische Symptome: Interessenverlust, Stimmungsschwankungen, Gleich-gültigkeit, Angst, Unruhe, Spannung

  • körperliche Symptome:Schläfrigkeit, Stürze, neurologische Ausfälle, Schwitzen, Übelkeit, Gewichtsverlust (bei Migräne-Patienten Entwicklung eines Dauerkopf-schmerzes möglich)

  • Abhängigkeit wird oft erst dann erkennbar, wenn Mittel abrupt abgesetzt wird

Anteil der Pflege zur Diagnosestellung

Alles verstanden?

Sollten Sie noch weitere Fragen zu diesem Thema haben, können Sie sich gerne auf folgende Weise bei uns melden.

 

telefonisch:

Kenbi Campus 015140060331 oder

Mail: campus@kenbi.de

Nach oben scrollen
Scroll to Top