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Geschützt: Alltagsbegleiter Basiskurs n. § 53b SGB XI

B6 Depressionen im Alter

Was ist „normal“?
positive Einstellung
  • zur eigenen Person (positives Selbstbild, Selbstvertrauen, Ich-Stärke)

Wachstum und Selbstverwirklichung
  • (Identität)

Persönlichkeitsintegration
  • (z.B. psychische Belastbarkeit)

Autonomie
  • (Selbstständigkeit und Selbstbestimmung)

Realitätsbewusstsein
  • (hinreichend objektive Selbst- und Fremdwahrnehmung)

Anpassungsvermögen
  • (erfolgreiches Problemlösen, soziale Kompetenz)

Baum der seelischen Gesundheit
Psychische Erkrankungen
Begriffe
Depression:
  • lateinisch „deprimere/depressus“ = herunterdrücken/unterdrücken

  • Niedergeschlagenheit, traurige Stimmung (Fremdwörterbuch)

  • „Die Depression ist die gewöhnliche Erkältungskrankheit der Psychopathologie,
    gleichzeitig vertraut und mysteriös.“ (Seligman)

  • (Psychopathologie = Wissenschaft von den als krankhaft klassifizierten psychischen Erscheinungsformen)

  • keine Geisteskrankheit, sondern „Gemütskrankheit“ „Unter Depressionen werden nach ICD-10 Erkrankungen des affektiven Erlebens (Gefühlslebens) bezeichnet.“ (ICD-10 = Internationale Einteilung der Erkrankungen in der 10. Änderung durch die WHO)

Manie:
  • „psychische Störung, gekennzeichnet durch Perioden von Überaktivität,
    gehobener Stimmung oder Erregbarkeit“ (Gesundheit und Medizin heute)

Symptome nach ICD - 10
Kernsymptome:
  • gedrückte oder traurige Stimmung, Interessenverlust, Freudlosigkeit, gesteigerter Antrieb, gesteigerte Ermüdbarkeit

hinzutretende Symptome:
  • Verlust des Selbstvertrauens bzw. Selbstwertgefühle, Selbstvorwürfe

  • unangemessene Schuldgefühle

  • Verbessert Denk- oder Konzentrationsvermögen

  • psychomotorische Hemmung oder Unruhe/Schlafstörungen

  • Beseitigt den Appetit mit Gewichtsänderung

  • Suizidgedanken und Suizidversuche

Einteilung depressiver Zustände
Nervenzelle (Neuron) als kleinste funktionelle Einheit des Nervensystems
Nervenzellen
  • Die Nervenzellen bilden eine komplexe Verknüpfung und kommunizieren über Synapsen, an denen Neurotransmitter (Botenstoffe wie z.B. Serotonin) ausge-schüttet werden.

Entstehen von Depressionen
Verstärkerverlustmodell nach Lewinsohn:
  • Lernen geschieht durch „Verstärkungen“

  • Ziel im menschlichen Verhalten ist es, erfolgreich zu sein, dadurch Entstehen eines Anreizes, schon einmal praktizierte Verhaltensmuster zu wiederholen

  • „In der Depression wird ein Mensch unfähig, sein Verhalten so zu steuern, dass positive Verstärkungen entstehen können“

  • Fehlen von „Verstärkern“ bei Verlusterlebnissen, wie z.B. Umzug, Pensionierung

  • „bisher erfolgreiche Verhaltensweisen werden nicht mehr verstärkt“

  • „Mangel an positive Verstärker macht depressiv“

Kognitives Modell nach Beck:
  • negative Gedanken als Ursache negativer Gefühle

  • vor allem in drei Bereichen: „in einer Fehleinschätzung, vor allem Unterschätzung
    der eigenen Person, in einer falschen, stets negativen Einschätzung der gegen-wärtigen Situation und in einer pessimistischen Sicht der Zukunft“

  • hauptsächlich Kränkungs- und Verlusterfahrungen für negative Sichtweise verantwortlich (Biografie)

Zusammenfassung zu den Ursachen der Entstehung von Depressionen
Entstehung von Depressionen

„Unsere Vergangenheit bestimmt
also unsere Gegenwart.


Diese Erkenntnis hilft uns,
Depressionen zu verstehen.


Aktuelle Belastungen, die vielleicht
zum Ausbruch einer Depression
geführt haben, sind nämlich selten
die Ursache der Erkrankung.


Die oder der jetzt Erkrankte erlebt
sie als Wiederholung, und nur in
dieser Bedeutung werden sie zum
Auslöser der Depression.“


(„Depressionen überwinden“)

Funktion der Depression

• Psychoanalytiker verstehen sie als „Notbremse“
• „biosozialer Schutzmechanismus“
• „die Betroffenen vor der Fortführung eines krankmachenden Lebens bewahrt“

Beschwerdebild und typische Kennzeichen

1. Veränderungen auf kognitiver (erkenntnismäßig) und emotionaler Ebene
2. Veränderungen auf seelischer und körperlicher Ebene

kognitive und emotionale Ebene:
  • negative Denkweisen

  • negativ pessimistische Einstellungen und Erwartungen

  • Überschätzung eigene Misserfolge

  • Fehlen von Erfolgserlebnissen

  • Gefühle der Hilfs- und Hoffnungslosigkeit

  • Rückzug in Passivität

  • keine Sinnfindung

  • Leistungsdefizite

seelische Ebene:
  • „Losigkeitssyndrom“, wie Freudlosigkeit, Interessenlosigkeit, Schwunglosigkeit, Antriebslosigkeit

  • Minderwertigkeitsgefühle

  • hypochondrische Wahnideen

  • Verarmungswahn

  • Schuldwahn

  • Versündigungswahn

  •  Zukunftsängste

körperliche Ebene:
  • Biorhythmusstörungen (Stimmungstief am Morgen, Verlust von Frische, Spann-kraft, Schwung und Wohlbehagen)

  • psychosomatische Zeichen = psychisch-körperliche Wechselwirkung (Kopfdruck, Kloß im Hals, Atemenge, Herzschmerzen, Appetitlosigkeit mit Gewichtsverlust, Kreislaufstörung, innere Unruhe, Antriebshemmung)

  • meist kein Befund bei körperlicher Untersuchung

  • äußere Erscheinung (ernster Gesichtsausdruck, im Blick ängstliche Beunruhigung, Bewegungsarmut)

  • Mimik, Gestik, Sprache (Angespanntheit, Entschlusslosigkeit, Hoffnungslosigkeit)

  • Stille, Zurückhaltung, Befangenheit

Depressionen im Alter

Wahrscheinlichkeit, dass ein Mensch mit zunehmendem Alter an Depressionen erkrankt ist, nimmt bei folgenden Voraussetzungen an:

  • „Der alte Mensch hat ein geringes Selbstwertgefühl,

  • er hat eine negative Einstellung dem Alter gegenüber,

  • Es liegt oft an einer Pflegebedürftigkeit mit Abhängigkeit von fremder Unterstützung vor, z.B. Aufnahme und Aufenthalt in einem Pflegeheim („Gerontopsychiatrische Pflege“)

Gesundheitsberichterstattung des Bundes (GBE, 2010)

Anteil der jemals ärztlich oder therapeutisch festgestellten
Depression in der ab 18-jährigen Bevölkerung (in %)

Depressionen
„Kleine Datensammlung Altenhilfe“
  • „Im Zentrum des Syndroms (Krankheitsbild) Depression stehen Veränderungen von Stimmung und Antrieb.

  • älteren Menschen, die im eigenen Haushalt leben, haben eine Depression. Bei den Menschen, die im Altenund Pflegeheim wohnen, liegt das Vorkommen der

    Depression mit 40-45 % etwa viermal höher. Etwa  80 % der Altersdepressionen sind durch Angst geprägt. Das Angstsyndrom kann sich dabei in Form von Unruhe oder Lähmung äußern.

  • Anzahl und Neuerkrankungsrate von Depressionen sind bei Älteren nicht höher als bei Jüngeren. Depressive Störungen treten bei (älteren) Frauen etwa doppelt so häufig auf wie bei Männern.“

Depressionen im Alter
erhöhtes Risiko im Alter für psychosomatische Störungen aufgrund von:
  • Einsamkeit oder soziale Isolation

  • Langeweile, Ziellosigkeit, Sinnlosigkeit und Motivationsverlust

  • Plötzliche Veränderungen

  • Kränkungen

  • der Nähe des eigenen Todes

  • Intensives Erleben des eigenen Körpers

  • geringerem Konfliktlösungspotential

Beispiele für Depressionen
Erschöpfungsdepression
  • bei Überforderung einer Lebensaufgabe ohne richtige Einschätzung der Belast-ungsgrenzen

  • Zum Beispiel. alte Menschen, die ewig produktiv und jung bleiben wollen

neurotische Depression

 

  • bei unerfüllten Wünschen und bei stattgefundenen Verlusten

  • gesamte Energie für das Festhalten

  • keine Neuorientierung

  • z.B. Vater- oder Mutterverlust

organisch bedingte Depression
  • zB hormonelle Störungen

  • Stoffwechselkrankheiten (Diabetes)

  • Alkohol/Drogen

  • Medikamente (Schlafmittel)

Macht Altern depressiv?
Begünstigung im Alter durch:
  • Verringerung vieler Stoffwechselvorgänge, zB auch die Produktion von Neuro-transmittern im Gehirn

  • je stärker körperliche Erkrankungen und Schmerzzustände desto stärker depressive Stimmungen

  • depressive Verstimmungen als unerwünschte Arzneimittelwirkung

  • bio-psycho-sozialer Aspekt: ​​gehäufte Verlust- und Kränkungserlebnisse, Gefühle der Hilfs- und Hoffnungslosigkeit, Verlust der Selbstständigkeit

Körperliche Symptome älterer Menschen
„Depressionen überwinden“
Diagnose
Verstehende Diagnostik: Das NDB-Modell
Demenz und Depression
„Depressionen überwinden“
Abgrenzung Demenz gegen Depression
Grond „Pflege Demenzkranker“
Trauer und Depression

1. Phase: Nicht-WahrhabenWollen
2. Phase: Zorn, Auflehnung, Protest
3. Phase: Verhandeln mit dem Schicksal
4. Phase: Depression
5. Phase: Innere Ruhe

Behandlung einer Depression
Ziel:
  • Behandlung unterschiedlicher Ursachen der vorliegenden Depressionsform

    somatogene Depression

  • Therapie des vorliegenden Krankheitsbildes

  • endogene Depression

Der pflegerische Umgang mit depressiven pflegebedürftigen Menschen

Erstellen eines individuellen Pflegeplanes unter Berücksichtigung der: 

  • Biografie

  • Krankengeschichte (vorliegende  Behinderungen und Schwierigkeiten)

  • aktuelle Lebenssituation (Fähigkeiten, Kompetenzen, Ressourcen)

  • Familienanamnese (soziales Umfeld)

  • Zusammenarbeit mit Ärzten

Schwerpunkte in der Pflege
  • Bezugspflege – größere Chance für eine vertrauensvolle Beziehung, fällt erforderliche Zeit zum „wirklichen“ Zuhören, Möglichkeit für die Pflegeperson, Klagen und Leid zu äußern,ohne Belastung zu sein, Sätze vermeiden, wie „Ach,

    das wird schon wieder!“/ „ Reißen Sie sich zusammen!“

  • einfühlende und verständnisvolle Begegnung als echt Wertschätzung und Anteil-nahme, sich ernst- und angenommen fühlen

  • Kontinuierliche Beobachtung – Genaues Erfassen des Bedingungen bei Auf-nahme und jeder Verhaltensänderung sowie alle Fortschritte

  • Erkennen der Ressourcen

  • enge Zusammenarbeit mit Ärzten und Sicherstellung der Einnahme der Psychopharmaka

  • Regelmäßige Kontrolle der Kreislaufsituation – Puls- und Blutdruckmessungen

  • Beobachtung von Verdauung – Obstipationsgefahr auch als Nebenwirkung von Psychopharmaka

  • Beobachtung des Schlafes aufgrund unterschiedlichster Schlafstörungen.
    Schwerpunkte in der Pflege

  • Erkennen von Hinweisen auf Suizidgedanken – „Welchen Sinn hat das alles noch?“

  • Hilfestellungen/Entlastungen bei der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme und der Körperpflege

  • Vorsichtige und gezielte Aktivierung – Aktivierungsversuche bei Stimmungs-aufhellungen

  • Zusammenarbeit mit den Angehörigen – depressive Pflegebedürftige und ihr soziales Umfeld, Weitergabe wichtiger Informationen über die Erkrankung an die Angehörigen

  • Akzeptanz von Depression als Krankheit

Erfassung von Kennziffern der Lebensqualität
www.pflegeverfügung.de
  • Festhalten von Wünschen, Vorstellungen und Regelungen für bestimmte
    bestehende bzw. zukünftige Pflegesituationen (AEDL, ATL, etc.)

  • Erhebung biografischer Daten und Besonderheiten, um eine individuelle Pflege zu ermöglichen und das Selbstbestimmungsrecht zu bewahren

  • Nutzung der erhobenen Informationen in Anamnese und Pflegeplanung

Alles verstanden?

Sollten Sie noch weitere Fragen zu diesem Thema haben, können Sie sich gerne auf folgende Weise bei uns melden.

 

telefonisch:

Kenbi Campus 015140060331 oder

Mail: campus@kenbi.de

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