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Geschützt: Alltagsbegleiter Basiskurs n. § 53b SGB XI

B8 Expertenstandard Ernährungsmanagement

Bezug zu den Pflegetheorien
  • die grundlegende Lebensäußerung „Essen und Trinken“ ist Bestandteil der Pflege-theorien von Henderson, Juchli, Krohwinkel, Roper und Orem

 

  • an den Bedürfnissen des Menschen orientiert

 

  • Ziel bei der Umsetzung von Pflegetheorienpatientenzentrierte individuelle ganzheitliche geplante und professionelle Pflege

Bedeutung für den Menschen „Essen hält Leib und Seele zusammen“
  • wichtig für das psychische (Stimmung/Gefühle) und physische (Stärkung von Körperfunktionen) Wohlbefinden

 

  • sozialer Aspekt (gemeinschaftsbildendes Element)

 

  • Essen: Voraussetzung für den Aufbau und Lebenserhalt des Organismus wesentlicher Einfluss auf Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Lebensqualität

Hunger

rein physiologisches
Verlangen nach
Nahrung

Appetit

Wunsch, etwas
Bestimmtes zu essen
oder zu trinken, ist
stimmungsabhängig

Essen und Trinken

biografischer Aspekt
(Ernährungs- und Kulturgewohnheiten, bevorzugte Speisen)

 

sinnlich-emotionaler Aspekt
(Förderung der Lust auf Mahlzeiten, Mitentscheidung bei der Erstellung des Speiseplanes/Zubereitung der Speisen,angenehme Atmosphäre) 

 

institutioneller Aspekt

(Abwechslung in der Tagesstruktur, Individualität ermöglichen, Abwechslung fördern)

 

kommunikativer Aspekt
(Gemeinschaftlichkeit, Gespräche, Zuwendung, Selbstständigkeit)

Prägungszeit

80 – 90-Jährige, geboren 1930 – 1940

70 – 80-Jährige, geboren 1940 – 1950

60 – 70-Jährige, geboren 1950 – 1960

Veränderungen im Organismus
  • Nachlassen der Sauerstoffversorgung der Zellen, der Funktion von Leber/ Niere, der Verdauungstätigkeit.

  • Veränderungen der Knochen-dichte/Skelettmuskulatur.

  • Verstärktes Auftreten von Diabetes.

  • Geringere Resorption von Nährstoffen.

  • Geringerer Energiebedarf.

 

  • Immobilität.

  • Tendenz zur Erhöhung von Fett-, Cholesterin- und Harnsäuregehalten.

  • Kauschwierigkeiten.

  • Schluckstörungen.

  • Entzündungen des Magens und der Speiseröhre.

  • Nachlassen von Durst, Hunger und Appetit.

Abnahme des Geruchs- und Geschmackssinnes im Alter

Ursachen:

  • verschiedene Krankheiten

  • Änderung des Speichelflusses und Veränderungen der Mundflora

  • unzureichende Mundhygiene

  • Nachlassen der Empfindlichkeit gegenüber süßen/salzigen Speisen

  • fehlende Geruchsreize

Schwerpunktaufgaben des Expertenstandards

• Identifikation und Erfassung von Anzeichen für eine drohende oder bestehende Mangelernährung (Screening) und bei Notwendigkeit tiefere Einschätzung der Ernährungssituation (Assessment)

 

• Planung und Durchführung von Maßnahmen zur Sicherstellung einer bedürfnisorientierten und bedarfsgerechten Ernährung (z.B. individuelle Mahlzeitengestaltung, Zusammenarbeit mit Dritten, Beratung und Anleitung)

 

• Beurteilung der Wirksamkeit eingeleiteter Maßnahmen

 

 

Definition Mangelernährung
  • anhaltendes Defizit an Energie und/oder Nährstoffen im Sinne einer negativen Bilanz zwischen Aufnahme und Bedarf mit Konsequenzen und Einbußen für Ernährungs-zustand, physiologische Funktionen und Gesundheitszustand

Definition Flüssigkeitsmangel
  • = Dehydration oder Exsikkose (Austrocknung)

 

  • Defizit an Körperwasser und Natrium, das sich sowohl aus einer zu geringen Auf-nahme als auch durch eine zu hohe unausgeglichene Ausscheidung ergeben kann

 

  • Mögliche Folgen: erhöhte Herzfrequenz, Übelkeit, Krämpfe, Verwirrtheit, lebens-bedrohlicher Zustand

 

  • Flüssigkeit/Nahrung wird im Expertenstandard insgesamt als Nahrung bezeichnet

Allgemeine Gründe und Erklärungen für Mangelernährung

Krankheits-, therapie- und altersbedingte Einschränkungen:

  • akute und chronische Krankheiten

 

  • Multimorbidität

 

  • Auswirkung von Krankheit oder Behandlung

 

  • Nebenwirkungen von Medikamenten

 

  • geringere Mengen wegen Appetitlosigkeit, reduzierter Appetit im Alter

 

  • erhöhter Energie-, Nährstoff- oder Flüssigkeitsbedarf

 

  • kognitive Beeinträchtigungen

 

  • körperliche Beeinträchtigungen

 

  • Verbessert die Sinneswahrnehmung

 

  • Schluckstörungen, schlechter Mund- und Zahnstatus

Psychosoziale Einschränkungen:

  • Depression

  • Einsamkeit/Isolation, fehlendes soziales Netz

  • ungünstiges Ernährungsverhalten (zB Armut, Süchte)

  • Ängste (zB Unverträglichkeiten, Paranoia)

  • Schlankheitswahn

Umgebungsbedingte Einschränkungen:

  • unflexible Essenszeiten

  • unzureichendes, unangemessenes Hilfsmittel- oder Unterstützungs-angebot während der Mahlzeiten

  • Unruhe, Unterbrechungen während der Mahlzeiten

  • unerkannter oder nicht geäußerter Unterstützungsbedarf beim Essen und Trinken

Spezielle Gründe und Erklärungen für Mangelernährung in der stationären Langzeitpflege, Wohngruppen
  • Störende Umgebungsfaktoren (zB Lärm, Unruhe bei den Mahlzeiten)

  • Störende Mitbewohner

  • Scham, Zurückhaltung oder mangelnde Ausdrucksfähigkeit beim Einfordern von Unterstützung/Hilfe

  • nicht geäußerte Wünsche, Bedürfnisse oder Gewohnheiten beim Essen und Trinken

  • Abneigung/Ablehnung der Speisen-/Getränkeangebote in der Gemeinschaftsverpflegung

Folgen von Mangelernährung

1. Einschränkungen der Lebensqualität

 

2. gesundheitliche Folgen

  • Abnahme der Muskelkraft

  • Erhöhtes Sturzrisiko

  • beeinträchtigte Immunfunktion, Infektionsanfälligkeit

  • Haut- und Schleimhautdefekte

  • Wundheilungsstörungen

  • Dekubitusrisiko

  • neurologische und kognitive Beeinträchtigungen

  • Beeinträchtigung der Herzleistung und Atemfunktion

  • verlangsamte Rekonvaleszenz (Genesung)

Definition Screening (allgemeine Gefährdungsbeurteilung)
  • „ist eine kurze, leicht durchführbare Erhebung für das zukünftige Identifizieren von Menschen mit Gefährdung für ein Gesundheitsproblem (in diesem Fall Mangel-ernährung) oder das Aufspüren von Menschen, die von einem Gesundheitsproblem bereits betroffen sind“

 

empfohlen laut Expertenstandard

  • stationär: „PEMU“ (Pflegerische Erfassung von Mangelernährung und deren Ursachen)

  • ambulant: „MUST“ (Malnutrition Universal Screening Tool)

Kriterien für ein Screening bei Mangelernährung

a) grobe Anzeichen für einen Nahrungs- bzw. Flüssigkeitsmangel:

  • unbeabsichtigter messbarer Gewichtsverlust (5 % in 1-3 Monaten, 10 % in sechs Monaten)

  • subjektiver Eindruck des Ernährungszustandes: unterernährte bzw. untergewichtige Erscheinung (z.B. eingefallene Wangen, tiefliegende Augen, Knochen-vorsprünge) oder zu weit gewordene Kleidung

  • BMI <20 (nur wenn korrekt ermittelbar, keine Ödeme, keine übermäßigen Fettmassen und keine Amputationen)

  • Anzeichen eines möglichen Flüssigkeitsmangels (zB plötzliche und unerwartete Verwirrtheit, trockene Schleimhäute, konzentrierter Urin)

b) auffällig geringe Ess bzw. Trinkmenge:

  • Beobachtung oder Vermutung, dass die angebotenen Speisen oder Getränke nicht oder nicht vollständig verzehrt werden (z.B. auffällige Essensreste, weniger als 1000 ml/Tag über mehrere Tage)

  • Appetit mindernde schwere Erkrankungen oder Behandlungen, die den Appetit mindern oder eine Nahrungskarenz (3-5 Tage) erfordern (z.B. Medi-kamentennebenwirkung, Operationen)

Definition Assessment (spezielle Ursachenforschung)
  • „ist die differenzierte Erfassung und Untersuchung relevanter Problembereiche einer gesundheitsbezogenen Situation (hier Ernährungssituation) zur Ursachenabklärung oder zur Begründung von Situationen, die als Grundlage der Planung von Maß-nahmen dient“

 

  • ist eine tiefergehende Untersuchung

 

  • bildet die Basis für den diagnostischen Prozess in der Pflege (kein Ersatz für eine ärztliche oder ernährungswissenschaftliche Diagnose)

Kriterien für das vertiefte Assessment der Ernährungssituation

Gründe für eine zu geringe Nahrungs-/Flüssigkeitsaufnahme oder einen unbeabsichtigten Gewichtsverlust. Warum wird zu wenig gegessen oder getrunken?

körperlich oder kognitiv
bedingte Beeinträchtigung

  • Beobachtung oder Vermutung, dass die angebotenen Speisen oder Getränke nicht oder nicht vollständig verzehrt werden (zB auffällige Essensreste, weniger als 1000 ml/Tag über mehrere Tage)
  • Appetit mindernde schwere Erkrankungen oder Behandlungen, die den Appetit mindern oder eine Nahrungskarenz (3-5 Tage) erfordern (z.B. Medikamentennebenwirkung, Operationen)

fehlende Lust,
kein Appetit, Ablehnen
von Speisen/ Getränken

  • besondere psychische Belastung (zB Einsamkeit)

  • akute Krankheit

  • Schmerzen

  • Bewegungsmangel, Immobilität, Wunsch nach ver-ringerter Ausscheidung

  • reduziertes Hunger-/Durstgefühl

  • Verdacht auf Medikamentennebenwirkungen

Umgebungsfaktoren

  • auffallend reduzierter Geschmacks- und Geruchssinn

  • Keine ausreichenden Informationen über Speisen/ Getränke und ihre Zusammensetzung

  • kulturelle, religiöse Gründe

  • individuelle Abneigungen, Vorlieben, Gewohnheiten

  • Angst vor Unverträglichkeiten

Angebot von
Speisen/Getränken

  • Unzufriedenheit mit dem üblichen Angebot an Speisen und Getränken (z.B. Geschmack, Temperatur, Aus-sehen)

  • Unangemessene Konsistenz

  • nicht akzeptierte verordnete Diät, Verdacht auf selbst-gewählte Diät

  • Bewertung des Angebots (z.B. Abwechslung, Menü-zusammenstellung)

Gründe für einen
erhöhten Bedarf
(bzw. Verlust) an

Energie, Nährstoffen

  • Krankheit (z.B. Fieber, Infektion, starkes Erbrechen, anhaltende Durchfälle)

  • Hyperaktivität

Gründe für einen
erhöhten Bedarf
(bzw. Verlust) an
Flüssigkeit

  • Krankheit (z.B. Fieber, Infektion, starkes Erbrechen, anhaltende Durchfälle)
  • starkes Schwitzen, übermäßige Hitze (z.B. Sommerhitze, unzweck-mäßige Kleidung)
Allgemeines Ablaufschema

Screening -> nur bei Problemen Nahrung/Flüssigkeit -> tiefergehendes Assessment
zur Nahrung/Flüssigkeit -> ggfs. Beratungsgespräch -> Maßnahmenplan als Pflegeplanung

Alles verstanden?

Sollten Sie noch weitere Fragen zu diesem Thema haben, können Sie sich gerne auf folgende Weise bei uns melden.

 

telefonisch:

Kenbi Campus 015140060331 oder

Mail: campus@kenbi.de

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