ES1: Standardkriterium 2 (Teil 2)

Standardkriterium 2 (Teil 2 von 2)

  • Die Pflegefachkraft beherrscht haut- und gewebeschonende Bewegungs-, Lagerungs und Transfertechniken.

  • Die Pflegefachkraft gewährleistet auf der Basis eines individuellen Bewegungsplans sofortige Druckentlastung durch die regelmäßige Bewegung des Patienten/Bewohners, Mikrobewegung, scherkräftearmen Transfer, und fördert soweit wie möglich die Eigenbewegung des Patienten/Bewohners.

  • Ein individueller Bewegungsplan liegt vor.

Sitzen
  • Die Druckbelastung im Sitzen ist deutlich höher als im Liegen, da das gesamte Körpergewicht auf den Sitzbeinhöckern ruht.

Praxistipp
  • Ein einfacher Selbsttest verdeutlicht die Problematik: Legen Sie die flachen Hände unter das Gesäß und versuchen Sie, in dieser Position solange wie möglich bewegungslos zu sitzen. Schon nach wenigen Minuten werden Sie feststellen, dass Sie durch unwillkürliche Bewegungen versuchen, das Gesäß zu entlasten. 

  • Entfallen physiologische Makro- und Mikrobewegungen zur Entlastung des Gesäßes in der Sitzposition, tritt ein erhöhtes Dekubitusrisiko auf. Durch eine druckentlastende Sitzposition kann die Gefahr einer Gewebeschädigung vermindert werden. Ideal ist eine Sitzposition im Stuhl mit Armlehnen und zurückliegender Rückenlehne. 

      • Die Unterschenkel sollten dabei erhöht sein oder die Füße flach auf dem Fußboden stehen. Jede andere Sitzposition, etwa in Stühlen ohne Armlehne oder mit zur Seite geknicktem Oberkörper, ist ungeeignet. Beim Herunterrutschen können zusätzlich zur Druckbelastung auch noch Scherkräfte auftreten. 

      • Dies gilt auch für Sitzpositionen im Bett. Um Druckschädigungen durch langes Sitzen zu vermeiden, kann die regelmäßige Entlastung einer Seite durch das Unterschieben eines kleinen Kissens oder eines gefalteten Tuchs, beispielsweise in stündlichen Abständen erfolgen. 

      • Diese Form der Bewegungsförderung nennt man Mikrobewegungen, da nicht der ganze Körper sondern nur ein Körperteil in seiner Lage verändert wird. Komplette Lagerungswechsel entsprechend dann einer Makrobewegung, wobei dieser Begriff nicht sehr geläufig ist. 

          • Wichtig: Da der Druck im Sitzen besonders hoch ist, ist eine engmaschige Überprüfung des Hautzustands wichtig. Ein individuelles Zeitintervall im Sitzen muss dadurch bestimmt werden. Dies kann unter einer Stunde liegen, zu planen ist auch eine ausreichende Zeit der Druckentlastung im Anschluss an die Sitzzeit.

Mikrobewegungen
  • In ähnlicher Weise kann in jeglicher Körperposition durch Mikrobewegungen oder Mikrolagerungen eine Druckentlastung bewirkt werden. Mikrobewegungen sind für den Betroffenen weniger belastend und außerdem für die jeweilige Pflegekraft ohne großen Kraftaufwand durchführbar, so dass auch Angehörige diese Lageveränderungen problemlos erlernen und zuhause alleine durchführen können.

  • In liegender Position kann beispielsweise durch die Veränderung der Lage eines Beines eine Umverteilung der Auflagefläche und dadurch eine Entlastung von Körperpartien erreicht werden. 

  • Außerdem können kleine Kissen im Uhrzeigersinn unter bestimmte Körperregionen geschoben werden, zum Beispiel Becken und Schulterregion. Ein gesunder Mensch führt im Liegen pro Stunde unbewusst durchschnittlich 8 bis 40 Mikrobewegungen aus. 

Ambulante Pflege 
  • Die Schulung und Anleitung von Angehörigen für die Durchführung von Mikrobewegungen ist dann besonders sinnvoll, wenn Angehörige einen Positionswechsel nicht alleine durchführen können. Dadurch ist es möglich, den Verbleib in der ambulanten Versorgung zu verlängern.

Maßnahmenplan
  • Aus dem festgestellten Dekubitusrisiko ergeben sich Pflegeprobleme, Ziele und Maßnahmen. Dabei ist zu bedenken, dass die identifizierten Risiken ein jeweils eigenes Problem darstellen, das gesondert in der Planung bearbeitet wird. 

  • Empfehlenswert ist die Unterscheidung von allgemeinen Pflegezielen und individuellen Zielen des Betroffenen. Im Zusammenhang mit der Mobilität gibt es jedoch in diesem Bereich kaum Unterschiede, da Vorlieben und Ressourcen des Patienten bei der Erarbeitung des Bewegungsförderungsplans immer mitberücksichtigt werden müssen.

Nach oben scrollen
Scroll to Top