ES1: Standardkriterium 6

Standardkriterium 6

  • Die Pflegefachkraft verfügt über die Kompetenz, die Effektivität der prophylaktischen Maßnahmen zu beurteilen. 

  • Die Pflegefachkraft begutachtet den Hautzustand des gefährdeten Patienten/Bewohners in individuell zu bestimmenden Zeitabständen.

  • Der Patient/Bewohner hat keinen Dekubitus.

Implementierung
  • Wichtigster Faktor bei der Implementierung dieses Standardkriteriums ist die regelmäßige Inspektion der Haut an gefährdeten Körperstellen, um einen Dekubitus Grad I identifizieren zu können und die geplanten Maßnahmen an die veränderte Gefährdung anzupassen. Handlungsleitendes Ziel ist die Verhinderung eines Dekubitus, was üblicherweise auch möglich ist. 

      • Merke: Ausnahmen findet man bei Patienten mit lebensbedrohlichen Zuständen, bei denen die erforderlichen Prophylaxemaßnahmen wegen einer vitalen Gefährdung nicht durchgeführt werden können, bei Patienten mit gravierenden Durchblutungsstörungen und in der Sterbephase.

  • Die Hautinspektion erfolgt über den Finger-Test und wird an geeigneter Stelle dokumentiert, etwa im Bewegungs förderungs protokoll . Die Evaluation beinhaltet aber auch die regelmäßige Überprüfung der erhobenen Risiken, der vorhandenen Ressourcen, der festgelegten Ziele und der geplanten Maßnahmen. 

  • Entsprechend dem individuellen Intervall zur Überprüfung des Dekubitusrisikos, muss auch für die Evaluation des Pflegeprozesses ein individuelles Intervall festgelegt werden. In diesem Zeitraum werden alle Schritte des Pflegeprozesses neu durchlaufen, sofern nicht vorher gravierende Veränderungen des Gesundheits- und Pflegezustandes aufgetreten sind.

Dokumentation
  • Die Vorgaben für die Pflegedokumentation wurden bei den Vorschlägen zur Implementierung der einzelnen Standardkriterien erwähnt. An dieser Stelle werden noch einmal die erforderlichen Formulare und Vordrucke aufgeführt:

      • Screening und Assessment 

      • Bewegungsförderungsplan, Bewegungsprotokoll 

      • Evtl. Ernährungsanamnese, Ernährungsplan, Ernährungsprotokoll

      • Evtl. Flüssigkeitsbedarf, Einfuhrprotokoll 

      • Dekubitusstatistik 

      • Informationsweitergabe bei Dekubitusrisiko, z. B. Überleitungsbogen

      • Information und Beratung zum Dekubitusrisiko 

          • Merke: Für die Dokumentation sollten in der Einrichtung eindeutige Vorgaben vorhanden sein, die allen Mitarbeitern bekannt sind und die im Rahmen der Einarbeitung vermittelt werden. 

Organisation
  • Eine weitere Aufgabe der Leitungsebene ist die Erstellung einer Dekubitusstatistik mit entsprechender Auswertung der Ergebnisse. Viele Pflegeeinrichtungen führen ein Reportsystem, in dem kritische Ereignisse in regelmäßigen Abständen erhoben werden, um entsprechende Korrekturmaßnahmen einzuleiten. Dabei werden verschiedene Pflegeprobleme erfasst. 

      • Beispiele für kritische Ereignisse:

          • Neuauftreten eines Dekubitus; Sturz; BMI < 20; Freiheitsentziehungen; Spezielle Medikamente, z. B. Psychopharmaka, im Sommer auch Diuretika; Infektionen 

  • In stationären Einrichtungen wird täglich ein entsprechendes Ereignis an die Pflegedienstleitung gemeldet, in der ambulanten Pflege erfolgt dies analog. Die verantwortliche Pflegekraft ist dann in der Lage, die vorhandenen Daten wöchentlich und monatlich auszuwerten, um folgende Erkenntnisse zu gewinnen: 

      • Probleme in einzelnen Stationen oder Wohnbereichen 

      • Probleme zu speziellen Tages- oder Nachtzeiten

      • Probleme mit einem spezifischen Patientenklientel 

      • Probleme mit einzelnen Mitarbeitern

Praxistipp
  • Wenn eine ausreichende Datenmenge vorliegt, kann bei den festgestellten Problemen eine gezielte Maßnahme zur Vermeidung der Wiederholung getroffen werden.

Auswirkungen des Expertenstandards
  • Der Expertenstandard Dekubitusprophylaxe hat zu einer wahrnehmbaren Veränderung im Bereich der Dekubitusentstehung geführt.

  • Seit der Veröffentlichung haben Wissenschaftler der Charité Universitätsmedizin Berlin im Fachbereich Medizin-, Pflegepädagogik und Pflegewissenschaft jährlich eine Erhebung der Dekubitushäufigkeit in Pflegeheimen und Krankenhäusern durchgeführt.

  • Bei der letzten Erhebung konnte festgestellt werden, dass der Anteil der Druckgeschwüre weiter rückläufig ist. Auch der MDS beobachtet in seinen Qualitätsberichten eine weitere Verbesserung der Pflegequalität in diesem Bereich.

  • Es ist davon auszugehen, dass sich durch die Veröffentlichung des Expertenstandards Dekubitusprophylaxe in der Pflege ein verändertes Bewusstsein im Umgang mit einer Dekubitusgefährdung entwickelt hat.

  • Auch die juristische Tragweite des Expertenstandards hat zur Abnahme der Dekubitushäufigkeit beigetragen.

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