ES1: Standardkriterium 3 (Teil 1)

Standardkriterium 3 (Teil 1 von 2)

  • Die Pflegefachkraft verfügt über die Kompetenz, die Notwendigkeit und die Eignung druckverteilender Hilfsmittel zu beurteilen.

  • Dem Risiko des Patienten/Bewohners entsprechende druckverteilende Hilfsmittel (z. B. Weichlagerungskissen und -matratzen, Spezialbetten) sind unverzüglich zugänglich.

  • Die Pflegefachkraft wendet zusätzlich zu druckentlastenden Maßnahmen die geeigneten druckverteilenden Hilfsmittel an, wenn der Zustand des Patienten/Bewohners eine ausreichende Bewegungsförderung nicht zulässt. 

  • Der Patient/Bewohner befindet sich unverzüglich auf einer für ihn geeigneten druckverteilenden Unterlage.

Implementierung
  • Auch in diesem Standardkriterium wird zunächst die Fachkompetenz der Pflegefachkraft bezüglich der Auswahl geeigneter druckverteilender Hilfsmittel gefordert. Aber auch die Pflegeeinrichtung wird verpflichtet, dafür zu sorgen, dass sofort nach Risikoerkennung entsprechende Hilfsmittel vorhanden sind und von den Pflegefachkräften auch angefordert werden.

Praxistipp
  • Häufig werden Fortbildungen über druckverteilende Hilfsmittel von Sanitätshäusern angeboten. 

  • Dabei ist jedoch zu beachten, dass druckverteilende Hilfsmittel nur dann eingesetzt werden, wenn eine Bewegungsförderung nicht möglich ist oder nicht ausreicht.

  • Die Expertenarbeitsgruppe benennt verschiedene Krankheitsbilder, bei denen dies der Fall sein kann. Schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen: 


      • Kachexie 

      • Völlig fehlende Eigenbeweglichkeit 

      • Kreislaufinstabilität 

      • Therapieindizierte Einschränkung der Beweglichkeit, z. B. bei: 

          • ARDS (Acute Respiratory Distress Syndrome) 

          • Verbrennungen 

          • Polytrauma 

  • Zu bedenken bleibt, dass das Hilfsmittel lediglich dazu beiträgt, den Druck auf der Auflagefläche zu verteilen, eine Reduktion des Auflagedrucks ist nicht möglich.

Hilfsmittel
  • In der MDS Grundsatzstellungnahme werden die einzelnen Arten von Lagerungsmatratzen und Hilfsmitteln detailliert beschrieben. Die Ergebnisse werden in diesem Abschnitt nur kurz zusammengefasst.

Schaumstoff
  • Bei Schaumstoffauflagen konnte ab einer Dicke von 10 cm ein Effekt festgestellt werden, der jedoch im Vergleich zu statischen Luftauflagen geringer ist. Bei geringerer Dicke war dieser Effekt weniger ausgeprägt.

Statische Luftauflagen
  • Das Ergebnis der gekammerten statischen Luftauflage ist abhängig vom Füllungszustand der Matratze. Deshalb muss eine regelmäßige Kontrolle und Erneuerung erfolgen. In der professionellen Pflege ist die statische Luftauflage dann nutzbringend.

Gelauflagen
  • Der Nutzen wurde durch Untersuchungen im OP als Tischauflage belegt, problematisch ist jedoch die hohe Wärmeleitfähigkeit und Wärmespeicherkapazität. 

Wechseldruckauflagen
  • Die Erfahrungen mit diesen Systemen sind unterschiedlich und nicht vergleichbar, der Effekt ist ungünstiger als statische Luftauflagesysteme oder Wassermatratzen. Außerdem verändert sich der Kammerdruck bei Höhlenverstellung des Kopfteils. Ähnliche Erfahrungen wurden mit den entsprechenden Matratzensystemen beschrieben.

Praxistipp
  • Die Matratzensysteme sind je nach Hersteller gewichtsadaptiert oder druckadaptiert verstellbar.

  • Um eine Kontrolle der verwendeten Matratze zu ermöglichen und dadurch die fehlerfreie Funktion zu gewährleisten, empfiehlt sich eine enge Kooperation mit dem Lieferanten. Das Ergebnis der Überprüfung sollte regelmäßig dokumentiert werden.

Lagerungshilfsmittel
  • Der Effekt von Materialien zur Weichlagerung resultiert aus der Vergrößerung der Auflagefläche. Dazu zählt Schaumstoff, Wasser oder Luft, allerdings nicht in Form von Ringen, da der Druck im Randbezirk zunimmt. 

      • Merke: Natur- oder Synthetikfelle bewirken keine Druckreduzierung, sondern wahrscheinlich lediglich eine Verminderung von Scherkräften, wenn die Fasern nicht verklumpt sind und wenn das Material nicht am Körper fixiert wird, wie bei Fersen- oder Ellenbogenschonern. Das Material führt jedoch zu verstärkter Feuchtigkeitsbildung auf der Haut. 

  • Insgesamt sind Felle zur Dekubitusprophylaxe deshalb nicht geeignet. Dies gilt auch für spezielle Felle, etwa das Australian Medical Sheepskin. Eine Druckverteilung von belasteten Körperregionen auf das umgebende Gewebe erreichen Gelauflagen und sind deshalb zum Schutz prominenter knöcherner Vorsprünge gut geeignet. Sie wirken ähnlich dem körpereigenen Fettgewebe stoßabsorbierend. Aus diesem Grund werden sie häufig bei Rollstuhlfahrern eingesetzt. 

      • Merke: Prinzipiell gilt für den Einsatz von Lagerungshilfsmitteln: so wenig wie möglich, so viel wie nötig. Alle ineffizienten Lagerungshilfsmittel müssen entfernt werden.

  • Bei der Verwendung von Lagerungsmaterialien und Hilfsmitteln muss immer darauf geachtet werden, dass die Eigenbewegungsmöglichkeiten des Betroffenen nicht zu stark eingeschränkt werden.

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