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Geschützt: PDL-Ausbildung: Modul A – Management Kompetenz – PERSONAL

A2.2 Grundlagen der Personalbedarfsplanung Teil 2

Lernziele: Nach dieser Lektion...

… kannst du weitere Methoden der Personalbedarfsplanung.

Inhaltsverzeichnis dieser Selbstlernlektion

Verschiedene Methoden der Personalbedarfsplanung
Die Anhaltszahlenmethode

Die Kennzahlen oder Anhaltszahlen geben jeweils die Anzahl der Leistungen an, die ein Mitarbeiter während der Arbeit erbringt. Viele Anhaltszahlen haben sich aus Schätz- oder Erfahrungswerte entwickelt.

Anhaltszahl/ Kennzahlenrechnung als Basis der Personalbedarfs- berechnung

Welcher Personalbedarf ist für die Erbringung bestimmter Leistungen nötig?

– Eine Pflegekraft für zwei Patienten bzw. Patientinnnen

 

– Eine Reinigungskraft je 500 qm Bodenfläche

Vorteil: schneller Vergleich innerhalb der Berufsgruppen (in verschiedenen Bereichen möglich)

 

Nachteile: Anhaltszahlen oftmals veraltet, nur eingeschränkte

Vergleichbarkeit möglich

Kennzahl und Anhaltszahl

Kennzahlen (Anhaltszahlen) zur Personalbedarfsplanung im Gesundheitsbereich sind simplifizierte Darstellungen eines komplexen Arbeitsspektrums. Diese Verhältniszahlen basieren zumeist auf Ergebnissen von (teilweise veralteten) repräsentativ durchgeführten Leistungseinheit- oder Arbeitsplatzberechnungen, Arbeitsanalysen und analytischen Methoden der Personalbedarfsberechnung, statistischen Bewertungen der IST- Personalausstattung und auf Erfahrungswerten. Analytische Methoden zu Personalbedarfsberechnungen berücksichtigen die Leistung, die erbracht wird. Diese Leistungserbringung hängt von verschiedenen organisatorischen, technischen und baulichen Faktoren ab.

Je nachdem, wie (un)modern eine Technik, wie lang ein Flur und wie gut ein Schichtdienst organisiert ist, desto unterschiedlicher wäre eine individuell entwickelte Kennzahl.

Viele Anhaltszahlen stammen aber aus Arbeitsanalysen, die bereits vor Jahrzehnten stattgefunden haben. Insofern bildet der so berechnete Personalbedarf nicht mehr die Wirklichkeit Ihrer Einrichtung ab.

Beispiel

In unserem Pflegedienst Gageria GmbH werden nach Budgetverhandlungen Anhaltszahlen für die Pflege von Patienten in Pflegegrade eingeführt. Sie lauten:

1 Pflegefachkraft je

12,16 Pflegebedürftige in Pflegegrad 1

 

4,18 Pflegebedürftige in Pflegegrad 2

 

2,86 Pflegebedürftige in Pflegegrad 3

 

2,15 Pflegebedürftige in Pflegegrad 4

 

1,82 Pflegebedürftige in Pflegegrad 5

Der Pflegedienst Gageria GmbH hat nun 11 Pflegebedürftige im Pflegegrad 2. So ergibt sich ein Personalbedarf von: 11/4,18 = 3

Wichtig

Der Personalschlüssel wird auf Landesebene geregelt und ist somit nicht Gegenstand des PSG II als Bundesgesetz! 

Somit kann der Personalschlüssel in Ihrer Einrichtung von unserem Beispiel abweichen.

 

Jedoch wurde im PSG II eine einheitliche Bemessung des Personalbedarfs bis zum 30. Juni 2020 festgeschrieben!

Die DRG als Grundlage eines analytischen Personalbedarfsberechnungsmodells

Seit der Einführung der DRG (Diagnostic Related Groups) in Krankenhäusern werden diese auch zu den analytischen Methoden gezählt. Sie werden für die Berechnung des Pflegepersonalbedarfs im stationären Bereich eingesetzt.

DRG

(Patienten-klassifikationssystem)

Welcher Personalbedarf (in Minuten) je Berufsgruppe ist für eine bestimmte DRG erforderlich?

laut DRG A08Z:

14.400 Minuten ärztlicher Dienst (unabhängig von der Qualifikation),

52.401 Minuten pflegerischer Dienst (unabhängig von der Qualifikation).

17.452 Minuten medizinisch- technischer/Funktion sdienst (z. B. OP, Röntgen, KG, Labor usw.)

Vorteil: Orientierung an DRG als Grundlage der Finanzierung


Nachteile: erfordert Software-Einsatz und genaue Ermittlung in der Kosten- und Leistungsrechnung, komplexe Daten nötig

Wie in der Abbildung dargestellt, wird in der Personalbedarfsberechnung der notwendige Personalbedarf getrennt nach Berufsgruppen (ärztlicher Dienst, Pflegedienst, med.-techn. Dienst, Verwaltung) und getrennt nach Bereichen (Abteilungen/Stationen etc.) für einen bestimmten Zeitraum (z. B. ein Jahr) berechnet. Dabei wird das Personalbudget auf der Grundlage der DRG ermittelt. Verändert sich der DRG-Erlös, so verändert sich auch das Budget. Das Budget bestimmt dann die Höhe des Personalbedarfs. Jedem DRG wird der „erlöste“ Personalbedarf zugewiesen.

Seit der Einführung der DRG als Patientenklassifikationssystem ist für die Kalkulation der Kosten je DRG Vorgaben genannt worden, welche Personalkosten (und Sachkosten) den Leistungen zuzuordnen sind.

Dies betrifft zurzeit aber nur die stationäre Versorgung, die über Fallpauschalen finanziert wird. Dazu müssen die Personalkosten getrennt herausgerechnet und den erbrachten Leistungen gegenübergestellt werden. Dies ist Aufgabe des Controllings.

 Aus den Ergebnissen der Kosten- und Leistungsrechnung können dann die Personalkostenbestandteile (je Berufsgruppe) und Leistungsort (Station, Ambulanz, Funktionsbereiche etc.) herausgerechnet und dargestellt werden. Die Summe der Personalkosten je Berufsgruppe (ärztlicher Dienst, Pflegedienst, Funktionsdienst, Labor usw.) über alle DRG ergibt das jeweilige Personalbudget.

Die Leistungseinheitrechnung

Die Leistungseinheitsrechnung verwendet Datenmaterial aus Arbeitsanalyse und ermittelt den Zeitaufwand zur Erledigung einer Aufgaben und den Personalbedarfes zur Ausführung einer bestimmten Leistung. Dies erfordert eine detailierte Erhebung und Gespräche mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. 

Leistungseinheits- rechnung

Welcher Personalbedarf ist für die Erbringung einer bestimmten Leistung (in Min.) erforderlich?

individuell je nach Bereich: Funktionsdiagnostik, Radiologie sowie alle anderen Bereiche, in denen geeignetes Datenmaterial vorliegt

Vorteile: einfach anwendbar, individuelle Besonderheiten können berücksichtigt werden

 

Nachteile: zumindest am Anfang aufwendig, geeignete Leistungserfassung muss möglich sein, Kostenträger kann

Besonderheiten 

ablehnen

Beispielrechnung

Im Pflegedienst Gageria GmbH werden Zusatzleistungen wie „Abgabe und Abholung von Kleidung aus der Reinigung“ angeboten. Sie sollen per Leistungseinheitsrechnung den Personalbedarf berechnen. Per Arbeitsanalyse (Zeitnahme) weißt du: Abgabe und Abholung von Kleidung aus der Reinigung dauern im Durchschnitt 20 Minuten.

 

Bei ihren 135 Patienten wird diese Zusatzleistung fünfmal in der Woche gebucht.

Also rechnest du: 5 x 20 Minuten = 100 Minuten

 

Die Netto-Arbeitszeit pro Woche beträgt 7,3 h, das entspricht 438 Minuten.

 

So ergibt sich ein Personalbedarf von: 100/438 = 0,228 Vollzeitkräfte

Die Arbeitsplatzmethode zur Berechnung des Nachtdienstes

Da alle erklärten Methoden die Nachtwachen ausschließen, diese aber natürlich auch besetzt werden müssen, wählt man zur Berechnung des Personalbedarfs die Arbeitsplatzmethode. Die entscheidende Größe hierbei ist die von der DKG empfohlene Anhaltszahl von Nachtwachen.

Formel:

 

Personalbedarf = (Anzahl der Arbeitsplätze x Stunden pro Nachtdienst x Wochenarbeitstage)

                             / φ Wochenarbeitszeit

Die PPR-GL – Geriatrie- und Langzeitpflege

Die PPR-GL wurde 2002 von einem Projektteam des Wiener Krankenanstaltenverbundes erarbeitet und evaluiert. Auf der Ebene der Leistungselemente, wie sie die PPR-Version Österreich beschreiben (allgemeine Pflege, spezielle Pflege, Pflegegrundwert und Fallwert), wurde bis auf die Einzelaktivitäten/Leistungen der jeweilige Zeitwert und die Häufigkeit im Regeldienst neu bewertet. Dabei sollte das gewohnte Dokumentationsbild beibehalten werden.

Die Besonderheiten der PPR-GL

Alle Besonderheiten der Geriatrie und die Erfordernisse an eine spezielle Versorgung wurden durch entsprechende Zuschlagswerte kalkuliert. Wie kamen diese Zuschlagswerte zustande? Sie wurden mittels einer aufwendigen Arbeitsanalyse in den Pilotkrankenanstalten erhoben und letztlich im Expertengespräch festgelegt. Was sind die Besonderheiten?

 
  • Die Zeitwerte der speziellen Pflege sind im Geriatrie- und Langzeitpflegebereich geringer als im Akutpflegebereich.

  • Die Zeitwerte der allgemeinen Pflege bleiben gleich.

Wie schon bei der PPR wird der Nachtdienst gesondert über die Arbeitsplatzmethode berechnet.

Die Einstufung der Patient/innen bzw. Bewohner/innen

Das folgende Schaubild verdeutlicht die Änderungen. Minutenwerte pro Patient und 14-Stunden/Tag

 

PPR-GL

S1

Grundleistungen

S2

erweiterte Leistungen

S3

besondere Leistungen

A1

Grundleistung

31,7

77,7

158,7

A2

erweiterte Leistung

39,2

85,2

166,2

A3

besondere Leistungen

60,9

106,9

187,9

Überblick über die zusätzlichen Minutenwerte

Aufgrund der anderen Organisation in der Geriatrie ergibt sich auch ein anderer Wert für die patientenfernen Tätigkeiten. 

 

Dieser Wert wird nun Betreuungsgrundwert (BWG) genannt und beträgt:

 
 

BWG: 25min

Die Leistungen im Zusammenhang mit der Aufnahme, Verlegung und Entlassung des Patienten (inkl. Versorgung Verstorbener), welche auch hier unabhängig von der Verweildauer sind, werden durch den Fallwert (FW) abgedeckt. Wie Sie sehen, ist dieser Wert gleich geblieben.

 

 

FW: 70min

Hinzu kommen Leistungen im Zusammenhang mit der Begutachtung von Patienten zur Aufnahme in externe Geriatriezentren (= geriatrisches Assessment) mit einem sehr hohen Minutenwert:

 

FZW: 200min

 

Dieser Wert wurde im Projekt vorgestellt, aber noch nicht durchgesetzt.

Daneben wurden im Rahmen der Expertengespräche weitere pflegerische Aktivitäten für Patienten mit besonderen Krankheitsbildern und Betreuungs- bzw. Behandlungsschemata (z. B. apallisches Syndrom, Langzeitbeatmung) durch patientenbezogene Zuschlagswerte (PZW) abgedeckt. Die Zuschläge werden entweder pro Pflegetag hinzugerechnet oder mittels eines Pauschalzeitwerts pro Station und Berechnungsperiode berechnet. Die Minutenwerte hängen vom Krankheitsbild ab und summieren sich aufgrund der über die Regelversorgung hinausgehende Leistungen der Pflegetherapie (Lagerung, Stimulierung, Aktivierung usw.) und betragen z. B. für:

 

PZW (appalisches Syndrom): 40min

PZW (Langzeitbeatmung): 80min

 
 
 

 

Zusammenfassung
  • Die Anhaltszahlenmethode beschreibt  das Verhältnis zwischen der Anzahl der Patienten und der Menge des notwendigen Personals.

 

  • Erfolgt die Personalbedarfsermittlung über die Leistungseinheitsrechnung so werden alle Aufgaben differenziert bewertet. 

 

  • Die PPR-GL ist eine alternative Version zur PPR. 

Alles verstanden?

Zuletzt erwarten Dich nur noch ein paar abschließende Fragen, welche entweder eine oder mehrere richtige Antworten beinhalten können. Du kannst Dir dabei so viel Zeit lassen, wie Du möchtest. Im Notfall können die Fragen auch wiederholt werden. Viel Erfolg!

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