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Geschützt: PDL-Ausbildung: Modul A – Management Kompetenz – PERSONAL

A4.3 Phasen der Personalentwicklung

Lernziele: Nach dieser Lektion...

… kennst du die Bereiche der Personalentwicklung.

… kannst du Personalentwicklungsmaßnahmen anhand identifzierter Potenziale und Leistungsträger bestimmen.

… kennst du die einzelnen Phasen der Personalentwicklung und weißt, worauf du achten sollst. 

Inhaltsverzeichnis dieser Selbstlernlektion

Bereiche der Personalentwicklung

Es gibt diverse Möglichkeiten, um die Ziele der Personalentwicklung zu erreichen. Je nach Unternehmensgröße und Zielgruppe, bieten sich unterschiedliche Maßnahmen an.Die Maßnahmen können sich unter anderem durch die “Nähe des Jobs” unterscheiden. 

 

Berufsvorbereitende Maßnahmen “Into the Job” (dt.: in den Job hinein) 
Die Personalentwicklung beginnt vor der Einstellung. Mit berufsvorbereitenden Maßnahmen wird potentieller Nachwuchs ausgebildet und gefördert. Bestenfalls bindet wird die Nachwuchs dadurch bereits an das Unternehmen gebunden. Konkrete Beispiele sind betriebsinterne Berufsausbildungen, berufsbegleitendes (duales) Studium, Trainee-Programme, Praktika oder Coaching. 

 

Maßnahmen am Arbeitsplatz “On the job” (dt.: am Arbeitsplatz)

Der erste Eindruck, den ein ein neuer Mitarbeiter oder eine neue Mitarbeiterin bekommt, kann schon einen bedeutenden Einfluss auf die Motivation und den Grad der Eigeninitiative nehmen. Daher ist es notwendig, sich ausreichend Zeit für die Einarbeitung (“Onboarding”) der Tätigkeiten und im neuen Umfeld zu nehmen. Hierzu eignen sich Mentoringprogramme, in denen ältere (im Sinne von länger im Unternehmen arbeitende) Kolleg/innen ihre Erfahrungen und ihr Fachwissen an die neuen Mitarbeitenden weitergeben. Einen Schritt weiter geht Coaching, bei dem der Mentor bzw. die Mentorin extra für die Coachingfunktion ausgebildet ist. Coaches sollten nicht nur für neue Kolleg/innen da sein, sondern ein fester Bestandteil der Maßnahmen für alle Mitarbeitenden. Weitere Maßnahmen am Arbeitsplatz sind Job Enrichment (Erweiterung des Gestaltungs- und Entscheidungsspielraums), Job Enlargement (Vergrößerung des Arbeitsfeldes und -aufgaben) und Job Rotation (Arbeitsplatz- bzw. Tätigkeitswechsel unter Mitarbeitenden)

zum Wissens- und Erfahrungserwerb, Erfahrungsaustausch und Kompetenzausbau. 

Mehr dazu in Lektion A5.3 Formen der Arbeitsstrukturierung. 

 

Berufsbegleitende Maßnahmen “Along the Job” (dt: Mit dem Job)

Im Mittelpunkt berufsbegleitender Maßnahmen steht die Vermittlung von neuen Qualifikationen, wie Ergänzungsqualifikationen, Anpassungsqualifikationen oder Aufstiegsqualifikationen. In Verbindung mit den Wünschen und Ansprüchen der Mitarbeitenden dienen berufsbegleitende Maßnahme zur langfristigen Vorbereitung auf neue Positionen im Unternehmen. Die oben genannten Maßnahmen wie Coaching oder Mentoring können als berufsbegleitende Maßnahmen durchgeführt werden.

 

Maßnahmen mit Nähe zum Arbeitsplatz “Near the Job” (Dt.: In der Nähe des Arbeitsplatzes) 

Unter “Near the Job” sind Maßnahmen gemeint, die in der Nähe am Arbeitsplatz durchgeführt werden. Durch die Ablösung der unmittelbaren Arbeitstätigkeit werden Lernprozesse besser systematisiert, behalten weiterhin den Arbeitsbezug und ermöglichen einen besseren Wissenstransfer. Oft werden kleine Arbeitsgruppen gebildet, sogenannte Qualitätszirkeln, die sich freiwillig zusammenfinden und selbstgewählte Themen, Probleme oder Schwachstellen aus ihrem Aufgabengebiet analysieren und Verbesserungsvorschläge erarbeiten. Die Treffen finden normalerweise innerhalb der regulären Arbeitszeit statt. 

 

Maßnahmen abseits vom Arbeitsplatz “Off the Job” (Dt.: Außerhalb des Arbeitsplatzes)

Maßnahmen abseits vom Arbeitsplatz finden außerhalb der regulären Arbeitszeit statt und sind nicht zwingend an einem bestimmten Arbeitsplatz gebunden. Die Gestaltung und Umsetzung der Maßnahmen ist komplexer, zeit- und kostenintensiver als die oben vorgestellten Maßnahmen. Daher wird ein gewisses Level an Motivation und Engagement bei den Mitarbeitenden erwartet. Ansonsten sehen die Teilnehmenden die Seminare, Fortbildungen und Workshops, die beispielsweise am Wochenende stattfinden, als Strafe statt als Bereicherung an. Veranstaltungen abseits vom Arbeitsplatz bieten spezifische Möglichkeiten an, um die Teamentwicklung und ein “Wir-Gefühl” zu fördern. 

 

Für alle Maßnahmen gilt: Es sollte nicht nur um Qualifikation und Bildung gehen, sondern auch um Spaß. Denn so bleibt man motiviert und nimmt an den Maßnahmen mit mehr Engagement teil. 

 

Phasen der Personalentwicklung

Die systematisch durchgeführte Personalentwicklung gliedert sich auf in Aktivitäten zur Beschaffung, Analyse, Aufbereitung, Nutzung, Verwendung und Aussonderung von Informationen. Sie beantwortet die Frage: Wie gestalte ich die Personalentwicklung? Dieser Funktionszyklus ist ein abgestimmtes Verfahren zur Planung, Steuerung und Kontrolle konkreter Personalentwicklungsmaßnahmen und stellt die Arbeitsschritte Planung, Entscheidung, Gestaltung und Bewertung der Personalentwicklung sicher. Die Personalentwicklung unterteilt sich dabei in folgende Phasen:

 

  1. Bedarfsanalyse

  2. Zielsetzung

  3. kreatives Gestalten

  4. Durchführung

  5. Erfolgskontrolle

  6. Transfersicherung

Phase 1: Bedarfsanalyse

Zunächst wird in einer Tätigkeitsanalyse festgestellt, welche Aufgaben derzeit von einer Stelle oder mehreren Stellen (einem Stellenbündel) zu erledigen sind. Die Anforderungsanalyse klärt anschließend, welche fachlichen, führungsbezogenen, methodischen und sozialen Anforderungen erforderlich sind, um die Tätigkeiten einer Stelle bzw. eines Stellenbündels professionell zu erledigen. Dazu kann man sich der (vorhandenen) Stellenbeschreibungen bedienen. Existieren keine, so muss man diese vorher anfertigen.

 

Die Adressatenanalyse untersucht danach die Ist-Befähigungen (Qualifikation und Motivation) und das Potenzial der Mitarbeitenden. Das Ergebnis ist ein Profil für jede/n Mitarbeitende/n.  Abschließend zeigt eine Gegenüberstellung der Ergebnisse von Anforderungs- und Adressatenanalyse, ob der/die Mitarbeitende anforderungsgerecht, über- oderunterqualifiziert und motiviert ist. 

 

Die Potenzialanalyse gibt für die Zukunft an, inwieweit ein/e Mitarbeitende/r aus gegenwärtiger Sicht wahrscheinlich in der Lage wäre, eine andersartige oder höherwertige Tätigkeit auszuüben. Dazu ist ein Vergleich des Leistungsverhaltens (performance) des/der Mitarbeitenden in Kombination mit dem Potenzial sinnvoll. Dazu bedient man sich des sogenannten Human-Resources-Portfolio bzw. Personalportfolio (siehe untere Abbildung).

 

In dem Portfolie werden die Mitarbeitenden in vier Gruppen mit den entsprechendne strategische Personalmanagement- und Personalentwicklungsempfehlungen kategorisiert. Die Basis bilden dementsprechende Analysen.

Human-Resources-Portfolio/Personal-Portfolio

In den Stars schlummert ein hohes Entwicklungspotenzial, das sich durch entsprechende Personalentwicklungsmaßnahmen ausbauen lässt. Eine Maßnahme stellt beispielsweise die Job Rotation (Arbeitsplatz- bzw. Tätigkeitswechsel unter Mitarbeitenden).

Workhorses (dt.  Arbeitspferd) erzielen hohe Arbeitsleistungen, haben jedoch ein geringes Entwicklungspotenzial. Ein Grund dafür könnte sein, dass ihre Position mit ihren Fähigkeiten übereinstimmen. Bei Workhorses sollten die Entwicklungsmaßnahmen darauf abzielen, eine weiterhin effiziente Arbeitsweise zu schaffen und sicherzustellen, dass die Arbeitsleistung auch in Zukunft auf hohem Niveau bleibt. Eine Förderung zur Steigerung des Entwicklungspotenzials ist auch erstrebenswert und für das “Arbeitspferd” motivierend sein, z.B. durch Einsatz in Projekten, Vertiefung der Kenntnisse oder die Entwicklung zum Experten/zur Expertin. 

Dead Woods (dt.: totes Holz, umgangssprachlich für “nutzlose Person”) sind leistungsschwache Mitarbeitende. Sie erzielen niedrige Leistungsergebnisse, zeigen sich wenig leistungsbereit und verfügen nicht über die notwendigen Kompetenzen. In dem Fall wird meist eine Freisetzung des/der Mitarbeitenden angestrebt oder ihnen anspruchslose Aufgaben zugeteilt.

Die Wild Cats (dt. Wildkatze) haben vielversprechendes Entwicklungspotenzial, erzielen jedoch niedrigere Leistungsergebnisse. Eine Förderung z.B. durch Qualifizierungsmaßnahmen oder Anreize zur Stärkung von Motivation und Leistungsbereitschaft kann dazu beitragen, dass sie bessere Leistungen erbringen. 

Aus dem Portfolio können Maßnahmen abgeleitet werden. Es gibt 2 Gruppen, um die sich besonders gekümmert werden müssen: zum einen die Problemmitarbeitenden, zum anderen die zukünftigen Leistungsträger/innen. Erschwerend kommen die „dead woods“  dazu, die in vielen Unternehmen des Gesundheitswesens nur schwer freigesetzt werden kann.

 

Prüfe bei der Personalanalyse: 

  • Auf welche Mitarbeitenden bzw. Kollegen und Kolleginnen würdest du ungern verzichten?

  • Welche Personen sind leichter ersetzbar?

  • Wodurch ist ihr jeweiliges Kompetenzprofil gekennzeichnet?

  • Welche Maßnahmen kannst oder solltest du ergreifen, um wichtige Mitarbeitenden (die Stars) zu behalten oder solche zu gewinnen? 

Die Personalentwicklung sollte langfristig geplant sein und auf den aktuellen sowie zukünftigen Bedarf ausgerichtet sein. 

 

Die Ursachenanalyse soll zeigen, ob die Mängel im Wollen (Motivation), im Können (Qualifikation) oder im Dürfen (Ordination) begründet sind.


“Wollen” meint, der/die Mitarbeitende will, macht es dann aber nicht. Beispiel: Erika will kodieren, wird aber von Arbeitsbedingungen in der Abteilung abgeschreckt. 

“Nicht können” meint, der/die Mitarbeitende will, kann es aber nicht.  Beispiel: Erika will kodieren, ihr fehlen aber die Kenntnisse aus dem Kodierkurs. 

 

“Nicht dürfen” meint, der/die Mitarbeitende will, darf es aber nicht. Beispiel: Erika will kodieren, die Ärzte und Ärztinnen auf der Station erlauben es ihr aber nicht. 

Phase 2: Zielsetzung

Die Zielplanung legt den zeitlichen Horizont der Personalentwicklung fest. Sie bezeichnet das konkrete Entwicklungsergebnis, das mit den zu wählenden Inhalten und den anzuwendenden Methoden der Personalentwicklung erreicht werden soll.

 

Diese Ziele sollten im Dialog erarbeitet werden, verbindlich und akzeptiert sein. Die Frage ist, wie groß der Umfang der Maßnahme sein soll und bis wann sie beendet werden soll. Bei Personalentwicklungsmaßnahmen müssen auch die Interessen und Bedürfnisse des/der Mitarbeitenden berücksichtigt werden. 

 

Akzeptanz ist nur dann zu erwarten, wenn der zu erwartende Nutzen beide Seiten zufriden stellt. In diesem Verfahren schätzen alle Beteiligten ab, ob die Ziele für sie bedeutsam, wertvoll, erreichbar, steuerbar und beeinflussbar sind. 

Phase 3: Kreatives Gestalten

Das kreative Gestalten der Personalentwicklungsmaßnahmen legt fest,

  • wann (zeitlich) und

  • womit (sachlich und personell)

die Infrastruktur der Personalentwicklungsmaßnahmen entwickelt wird.

Das meint, es ist konkret zu klären, wann, womit, wo und mit wem eine Maßnahme der Personalentwicklung durchgeführt werden soll.

 

Die personelle Planung bestimmt dabei die Anzahl der Teilnehmenden und der Referent/innen. Außerdem legt sie fest, wer die Administration der Personalentwicklung leistet und klärt, welche Maßnahmen bei gegebenem Ziel kostengünstig zum Erfolg führen. Kreatives Gestalten bestimmt die Lernorganisation, die Lernzeiten und die Abfolge der Maßnahmen. Ebenfalls zum kreativen Gestalten gehören die Kostenplanung, die Kalkulation der Maßnahmen und die Verrechnung der Kosten.

Phase 4: Durchführung

Die Durchführung von Personalentwicklungsmaßnahmen erfolgt intern, extern, on the job, off the job und in Mischformen. Die Verantwortlichen stellen fest, ob die Durchführung planmäßig verläuft oder Korrekturen notwendig sind (Ziel-, Inhalts- und pädagogische Korrekturen).

 

Teamorientiertes Arbeiten und gegenseitige Unterstützung im Lern- und Arbeitsprozess verändern die Personalentwicklung vor Ort. Insbesondere die Führungskräfte unterstützen in Team- und Gruppenkonzepten als Trainer/innen, Berater/innen, Coaches, Mentor/innen die Durchführung der Personalentwicklung.

Phase 5: Erfolgskontrolle

Die Erfolgskontrolle misst und bewertet die Effektivität und Effizienz erfolgter Personalentwicklungsmaßnahmen. Das ist nicht einfach. Die Kontrollschritte unterteilen sich in:

  • Kontextkontrolle (passen die Maßnahmen zueinander?); findet bei der Planung der Personalentwicklung statt

  • Lernfortschrittskontrolle (Lernen die Mitarbeitenden? Sind sie motiviert? Welche Medien werden verwendet?)

  • Input-Kontrolle (Welches Wissen wird von den internen und externen Referent/innen angeboten? Ist es verwertbar?)

  • Transferkontrolle (Kann das theoretische Wissen in die Praxis übertragen werden?)

  • Erfolgskontrolle (Hat der/die Mitarbeitende die Maßnahme erfolgreich abgeschlossen?)

  • Gefahr von Versagensängsten bei Mitarbeitenden und dadurch Widerstand bzw. Fernbleiben.

 

Die Erfolgskontrolle wird oftmals vernachlässigt, d. h. es werden zwar Maßnahmen durchgeführt, doch Phase 5 vergessen. Wie beim Lernen steht die Transfersicherung, also die Nachhaltigkeit von Personalentwicklungsmaßnahmen, in der letzten Phase im Vordergrund.

 

Wichtig: Eine unsystematische Bedarfsanalyse, unklar formulierte Lernziele, unprofessionelles kreatives Gestalten, ungeeignete Evaluationsmethoden und die mangelnde Akzeptanz, der an der Personalentwicklung Beteiligten behindern die Erfolgskontrolle. 

Phase 6: Transfersicherung

Die Transfersicher/-kontrolle erfolgt im Arbeitsfeld und stellt fest, ob Probleme, die vor der Durchführung einer Personalentwicklungsmaßnahme bestanden, dauerhaft behoben sind.

Dabei wird das Anforderungsprofil mit dem/der „weiterentwickelten“ Mitarbeitenden verglichen. Diese Transfersicherung muss in enger Kooperation der Führungskräfte und der Mitarbeitenden erfolgen.

Leite deine Mitarbeitende dazu an, das erworbene Wissen in ihre Arbeit einzubringen, neue Ideen auszuprobieren und alte ausgetrampelte Pfade zu verlassen.

Personalentwicklungsmaßnahmen sind erst dann erfolgreich abgeschlossen, wenn die Mitarbeiter das Gelernte am Arbeitsplatz  dauerhaft zur Bewältigung ihrer Aufgaben anwenden.

Zusammenfassung
Was Du Dir merken solltest
  • Personalentwicklungsmaßnahmen können am Arbeitsplatz, außerhalb des Arbeitsplatzes, innerhalb und außerhalb der Arbeitszeiten stattfinden und sollen den Wissens- und Erfahrungserwerb, Erfahrungsaustausch und den Kompetenzausbau fördern. 

 

  • Mit der Potenzialanalyse sollen Stars, Work Horses, Dead Woods und Wild Cats identifiziert werden und die entsprechenden Personalentwicklungsmaßnahmen analysiert werden.  

 

  • Alle Phasen der Personalentwicklung sollten durchlaufen werden. In vielen Betrieben endet die Personalentwicklung allerdings nach Phase 4 (Durchführung), dabei ist die Erfolgskontrolle sowie die Transfersicherung genauso wichtig. 

Alles verstanden?

Zuletzt erwarten Dich nur noch ein paar abschließende Fragen, welche entweder eine oder mehrere richtige Antworten beinhalten können. Du kannst Dir dabei so viel Zeit lassen, wie Du möchtest. Im Notfall können die Fragen auch wiederholt werden. Viel Erfolg!

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