Beurteilt wird immer menschliches Verhalten in diversen Situationen. Das Verhalten eines Menschen wird bestimmt durch seine Persönlichkeit (Persönlichkeitsmerkmale, Charaktereigenschaften) und durch die konkrete Situation, in der er sich befindet. Wird also ein/e Mitarbeitende/r durch seinen/ihren Vorgesetzten beurteilt, so erfasst diese/r niemals die gesamte Persönlichkeit des/der Mitarbeitenden, sondern immer nur dessen Verhalten in einer bestimmten Situation.
Der Halo-Effekt (dt. Heiligenschein) ist ein Wahrnehmungsfehler, in der eine einzige positive, bekannte Eigenschaft oder Merkmal (Aussehen, Sprache, Stimme) auf eine unbekannte Eigenschaft geschlossen wird. Man könnte auch sagen, dass das positive Merkmal so stark wahrgenommen wird, sodass es andere Eigenschaften überstrahlt.
Das Gegenteil zum Halo Effekt ist der Horn-Effekt. Wie beim Halo Effekt beeinflusst ein Merkmal unser Urteil – nur, dass es sich um ein negatives Merkmal handelt.
Im Kontext der Arbeitszufriedenheit überstrahlt die allgemeine Arbeitszufriedenheit demnach alle Zufriedenheitsurteile ohne objektive Grundlage.
Stereotype: Stereotypen sind vorgefasste Meinungen über bestimmte soziale Gruppen die sich auf Religion, Nationalität, Kultur, Sexualität und Politik beziehen.
Projektion: Aus Sympathie oder Antipathie, die sich i. d. R. aus Eigenschaften, die wir an uns selbst mögen oder ablehnen, speisen, entstehen Wahrnehmungsverzerrungen oder Beurteilungsfehler. Merke: Menschen, mit denen wir etwas gemeinsam haben (z. B. Wohnort, Studienort, Arbeitsort, Aussehen, Kleidung, Ausbildung, Abteilung, Überzeugungen, etc.) werden positiver von uns eingeschätzt.
Primär-Effekt: Der erste Eindruck bildet sich bereits in wenigen Sekunden. Alle folgenden Wahrnehmungen und Informationen werden so gewertet, dass sie den ersten Eindruck nachhaltig stützen und ins bereits gemachte Bild passen. Der erste Eindruck, den ein Mensch von einem anderen bekommt, wirkt ähnlich wie der Halo-Effekt: andere Eigenschaften werden nicht gesehen oder übersehen.
Rezenz-Efffekt / Nikolaus-Effekt: Dem Primäreffekt steht der so genannte Rezenzeffekt gegenüber, bei dem später eingehende Informationen stärkeres Gewicht erhalten. Im Verkauf oder bei Präsentationen nutzt man dies unter dem Grundsatz, dass zuletzt Gehörtes besondere Aufmerksamkeit bekommt. Konkret für die Führungsarbeit: Ereignisse kurz vor einem Personalgespräch wirken stärker auf die Beurteilung als Ereignisse, die länger zurückliegen.
Kleber-Effekt: Die Beurteilungs-Geschichte eines Angestellten prägt hierbei die Sicht des Beurteilenden. Wer beispielsweise früher gute Leistungen vollbrachte, kann nicht heute schlechte vollbringen und umgekehrt.
Einzelne Mitarbeitende oder einzelne Eigenschaften von ihnen werden stärker „ins Auge fallen“, die aktuelle Situation tritt dabei eher in den Hintergrund. Warum? Die Aufmerksamkeit des Beobachters richtet sich mehr auf die Person und weniger auf die Situation. Ursachen für Erfolg oder Misserfolg, Stärken oder Schwächen werden also einzig oder überwiegend aus der Person des beurteilten Mitarbeiters abgeleitet und nicht angemessen auch aus der Situation.
Mache dir also deutlich, ob deine Beurteilung aus der SItuation oder aus deinem Empfinden über die Person stammt.
Mögliche negative Folgen: Dadurch kann jemand in eine Außenseiterrolle gedrängt werden. Für Betroffene ist wirkt sich das negativ aus. Dementsprechend negative dürfte auch die Beurteilung ausfallen. In einer anderen Situation hätte dieselbe Person möglicherweise sehr gute Arbeit leisten und entsprechend beurteilt werden.
Ein weiterer wichtiger Faktor bei der Beurteilung ist die Selbstdarstellung der Beurteilten. Bisher wurde untersucht, nach welchen Gesichtspunkten sich Beurteile ihre Meinung bilden.
Die Beurteilten versuchen natürlich, auch im entsprechenden Licht dazustehen. Wir passen uns unserem/unserer Gesprächspartner/in und der Situation an und versuchen, den Erwartungen zu entsprechen, die man an uns stellt. Das wird besonders bei Einstellungsgesprächen deutlich. Hier versuchen die Bewerber/innen die Rolle zu spielen, die laut Stellenbeschreibung / Anforderungs-profil erwartet wird. Die eigene Selbstdarstellung wird dabei mehr oder weniger bewusst und unbewusst gesteuert.
Der Versuch, den Eindruck auf andere Menschen zu steuern, darf nicht vorschnell abgewertet werden. Bei einer Vielzahl von Aufgaben ist die Fähigkeit, den Eindruck auf andere zu steuern, Voraussetzung für deren Erfolg. Das gilt vor allem für Tätigkeiten, die im direkten Kontakt zu Menschen stehen, z. B. im Verkauf, Vertrieb oder bei Führungstätigkeiten. Je mehr die nach außen getragenen Eigenschaften unseren Persönlichkeitsmerkmalen entsprechen, desto weniger müssen wir unsere Rolle spielen und umso überzeugender wirken wir auf andere Menschen (Authentizität).
Hierzu ist ein Maßstab nötig, an dem sich Verhalten und Leistung messen lassen. Auch das hört sich einfacher an, als es in der Praxis zu verwirklichen ist. Eine Möglichkeit besteht darin, dass aufgrund der bisherigen Erfahrungen ein bestimmtes Leistungsniveau erwartet wird. Die Erwartungshaltung wird auch dadurch beeinflusst, welche Maßstäbe der Beurteilende an sich selbst anlegt. Entsprechend der bisher gemachten Erfahrungen werden die Leistungen positiv oder negativ beurteilt. Hilfreich kann auch eine Norm sein, die die Anforderung bemisst und die anschließende Bewertung erleichtern kann, sofern die Anforderungsnorm realitätsnah und sinnvoll ist.