×
Pflegehilfskraft

Herzinsuffizienz

Lernziele: Nach dieser Lektion...

wirst du wissen was eine Herzinsuffizienz bedeutet

kennst die häufigsten Symptome

kannst du eine Kund*in die eine Herzinsuffizienz hat zu einem gesünderen Lebensstil beraten

Allgemeines

Bei der Herzinsuffizienz (Herzmuskelschwäche, Herzschwäche, Myokardinsuffizienz) ist das Herz nicht mehr in der Lage, den Körper ausreichend mit Blut und damit Sauerstoff zu versorgen. Die Erkrankung ist eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland.

Ursachen
Symptome

 (je nach Stadium)

  •  Atemnot (Dyspnoe) bei Belastung oder in Ruhe

  • reduzierte Leistungsfähigkeit

  • Müdigkeit

  • Blass- oder Blauverfärbung der Lippen und Nagelbetten

  • Ödem v.a. an Knöcheln und Unterschenkeln

  • verdickte Halsgefäße

  • schnelle Gewichtszunahme

  • nächtlicher Harndrang

  • Herzrasen

  • Herzrhythmusstörungen

  • niedriger Blutdruck

Diagnostik
  • körperl. Untersuchung

  • Blutdruckmessung

  • Abhören von Herz und Lunge

  • Blutabnahme mit Bestimmung der biochemischen Herzinsuffizienzmarker BNP (Brain Natriuretic Peptide), NT-proBNP, und MR-proANP (die über einen Dehnungsreiz am Herzmuskel freigesetzt werden)

  • Herz-Ultraschall

  • Röntgen des Brustkorbs

  • EKG/Langzeit-EKG

  • Herzkatheter

Behandlung
  • Medikamente zur Blutdrucksenkung (Antihypertensiva), zum Ausschwemmen (Diuretika), zur Verlangsamung des Herzschlages (z.B. Betablocker), zur Herabsetzung der Wirkung bestimmter Hormone (Aldosteron-Antagonisten) und zur Stärkung der Herzkraft (z.B. Digitalis). 

  • Je nach Ursache Operation (z.B. der Herzklappen, Bypass, Herzschrittmacher), manchmal Herztransplantation

Systolische und diastolische Herzinsuffizienz
  • Eine Herzinsuffizienz setzt sich allgemein aus zwei Parametern zusammen: systolische und diastolische Herzinsuffizienz.

  • Mit dem Begriff systolische Herzinsuffizienz (auch kongestive Herzinsuffizienz) wird die verminderte Pumpfähigkeit des Herzens bezeichnet: 

→ Die Pumpfunktion und die Auswurfleistung der linken Herzkammer (Ventrikel) sind vermindert. 

 

→ Das führt dazu, dass die Organe nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden. Außerdem staut sich das Blut zurück. 

 

→ Dadurch entstehen Ödeme, etwa in Armen und Beinen oder in der Lunge.

 

Neben der systolischen Herzinsuffizienz tritt meist auch noch eine diastolische Herzinsuffizienz auf. 

 

→Das bedeutet, dass die Herzkammern nicht mehr ausreichend mit Blut gefüllt werden. 

 

→Meist ist der linke Ventrikel krankhaft verändert, dadurch weniger dehnbar und kann so nicht mehr ausreichend Blut aufnehmen.

 

→In der Folge wird weniger Blut in den Körperkreislauf weiter gepumpt.

 

→ Dies führt zu einer Unterversorgung des Körpers mit Sauerstoff. 

 

  • Merke: Die diastolische Herzinsuffizienz tritt vor allem im Alter auf. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.

Herzinsuffizienz Einteilung

Eine Herzinsuffizienz lässt sich nach verschiedenen Kriterien einteilen:

  • Je nach betroffenem Herzbereich unterscheidet man Linksherzinsuffizienz, Rechtsherzinsuffizienz und globale Herzinsuffizienz (beide Herzhälften betroffen).

  • Je nach Verlauf der Erkrankung unterscheidet man akute Herzinsuffizienz und chronische Herzinsuffizienz.

  • Eine grobe Einteilung nach dem Zustand der Erkrankung ist die in kompensierte Herzinsuffizienz und dekompensierte Herzinsuffizienz.

  • Eine genauere Differenzierung bietet die NYHA-Klassifikation der Herzinsuffizienz, eine Einteilung der Stadien nach dem Beschwerdegrad, herausgegeben von der New York Heart Association.

Die Europäische Herzgesellschaft (ESC) teilt die Herzinsuffizienz zudem nach der Auswurfleistung des Herzens ein. Pumpt das linke Herz noch genug Blut weiter, sprechen Ärzte von einer erhaltenen Auswurfmenge (Ejektionsfraktion = EF, Normalwert 60-70%). Im Gegensatz dazu steht die verminderte Auswurfmenge. Damit ergibt sich folgende Klassifikation:

  • Herzinsuffizienz mit reduzierter linksventrikulärer EF (HFrEF, EF<40%)

  • Herzinsuffizienz mit mittelgradiger EF (HFmrEF, EF = 40-49%)

  • Herzinsuffizient mit erhaltener EF (HFpEF, EF beträgt mind. 50%)

Linksherzinsuffizienz

→ Bei der Linksherzinsuffizienz ist die Pumpleistung der linken Herzhälfte nicht mehr ausreichend. In der Folge staut sich das Blut in die Lungengefäße zurück (Stauungslunge). Dies ist besonders gefährlich, da es zu Wasseransammlungen in der Lunge (Lungenödeme) kommen kann. Husten und Atemnot sind typische Symptome.

globale Herzinsuffizienz

→ Wenn eine globale Herzinsuffizienz vorliegt, ist die Pumpleistung beider Teile des Herzens vermindert. Es zeigen sich also Symptome einer Rechts- und einer Linksherzinsuffizienz.

Rechtsherzinsuffizienz
  • vor allem ist der rechte Vorhof und die rechte Kammer des Herzmuskels von der Herzschwäche betroffen. Die rechte Seite des Herzens ist die Seite, in die das sauerstoffarme Blut aus dem Körper zuerst geleitet wird. Von dort pumpt es das Blut weiter in die Lunge, um dort neuen Sauerstoff zu “tanken“. Das angereicherte Blut fließt dann in die linke Herzhälfte und von dort weiter in den Körperkreislauf.

  • Ein krankheitsbedingt erhöhter Druck in der Lunge führt zu einem Rückstau im Blutfluss: Die rechte Herzkammer muss dann das Blut mit mehr Kraft in die Lunge pumpen. Das Herz wird dadurch mit der Zeit überlastet und geschädigt (Lungenherz/Cor pulmonale). So führt die übermäßige Belastung dazu, dass sich die Muskelschicht in der Wand der rechten Herzkammer verdickt.

  • Kann die rechte Herzhälfte die Mehrleistung nicht mehr aufbringen, staut sich das Blut in den zuführenden Gefäßen (Venen). Durch den erhöhten Druck in den Venen kommt es zu Wasseransammlungen (Ödemen) im Körper, vor allem in den Beinen und im Bauch.  

  • Die Rechtsherzinsuffizienz entwickelt sich meist als Folge einer chronischen Linksherzinsuffizienz.

→Bei einer akuten Herzinsuffizienz treten erste Symptome sehr schnell innerhalb weniger Stunden bis einiger Tage auf. Ursachen sind hierbei meist andere Erkrankungen. 

→Die chronische Herzinsuffizienz entwickelt sich langsam im Verlauf mehrerer Monate bis Jahre.

  • Die Begriffe kompensierte Herzinsuffizienz und dekompensierte Herzinsuffizienz beschreiben, in welchen Fällen Symptome auftreten.

  • Die kompensierte Herzinsuffizienz löst meist nur bei Belastung Symptome aus. In Ruhe kann das Herz dagegen die erforderliche Leistung noch erbringen, sodass sich keine Beschwerden zeigen. 

  • Dagegen ruft die dekompensierte Herzinsuffizienz Symptome wie Wasseransammlungen (Ödeme) oder Atemnot (Dyspnoe) bereits in Ruhe oder bei geringer Belastung hervor.

→ Ärzte verwenden die Begriffe vor allem, wenn eine Herzschwäche schon bekannt ist. Sind die Symptome unter Kontrolle (beispielsweise durch richtige Medikamente), ist die Herzinsuffizienz kompensiert

→ Läuft dieser Zustand aber aus dem Ruder (etwa durch akut hinzukommende Krankheiten oder fehlende Tabletteneinnahme), gilt die Herzinsuffizienz als dekompensiert.

Herzinsuffizienz: NYHA-Einteilung

Die NYHA (New York Heart Association) hat eine allgemein gültige Klassifikation der Herzinsuffizienz nach den beobachtbaren Symptomen erstellt:

 
  • NYHA I: Keine körperlichen Symptome in Ruhe oder bei alltäglicher Belastung.

  • NYHA II: Leichte Einschränkungen bei der körperlichen Belastbarkeit (z.B. 2 Treppenetagen), aber noch keine Symptome in Ruhe.

  • NYHA III: Schon bei alltäglicher körperlicher Belastung hohe Einschränkungen. Beschwerden wie Erschöpfung, Herzrhythmusstörungen, Luftnot und “Brustenge” (Angina pectoris) treten schon bei geringer Belastung schnell auf.

  • NYHA IV: Symptome zeigen sich bei jeder körperlichen Belastung und in Ruhe. Betroffene sind meist immobil (bettlägerig) und in ihrem täglichen Leben auf dauerhafte Hilfe angewiesen.

Was kann die Kund*in tun, wenn eine Herzinsuffizienz diagnostiziert wird?
  • Ernährung: ausreichend Obst und Gemüse, wenig tierische Fette und salzarm

  • Flüssigkeitszufuhr: Die Menge der täglichen Flüssigkeitszufuhr sollte mit dem  Arzt besprochen werden. Generell gilt, dass man bei einer Herzschwäche keinesfalls drei oder mehr Liter täglich trinken sollte. Ideal ist in den meisten Fällen eine Flüssigkeitszufuhr von etwa 1,5 Litern pro Tag.

  • Bewegung: Zu einer effektiven Herzinsuffizienz-Therapie gehört in jedem Fall Bewegung und moderate körperliche Aktivität. Auch Spaziergänge, leichte Kraft- und Koordinationsübungen, Schwimmen, Radfahren und Walking sind empfehlenswert. Man kann sich auch einer Sportgruppe für Herzpatienten (Reha-Sport) anschließen. 

  • Körpergewicht: Übergewicht wirkt sich bei einer Herzschwäche stark negativ aus. Ab einem Body-Mass-Index (BMI) über 40 sollte das Gewicht unbedingt reduziert werden. Der Gewichtsverlust sollte kontrolliert und langsam und auf jeden Fall unter Aufsicht eines Arztes erfolgen. Auch normalgewichtige Herzinsuffizienz-Patienten sollten regelmäßig ihr Gewicht kontrollieren, am besten täglich. Eine sehr schnelle und große Gewichtszunahme kann ein Hinweis auf Wassereinlagerungen im Körper sein. Faustregel: Bei einer Gewichtszunahme von mehr als einem Kilo pro Nacht, mehr als zwei Kilo in drei Nächten oder mehr als 2,5 Kilo in einer Woche unbedingt zum Arzt gehen.

  • Alkohol: Alkoholkonsum minimieren, denn Alkohol kann die Herzmuskelzellen schädigen. 

  • Rauchen: NIcht rauchen ist immer die gesündere Wahl!

  • Impfen: Grippe und Pneumokokkenimpfungen sind empfehlenswert

Zusammenfassung
Was Du Dir merken solltest
  • Ein schwaches Herz erkennen ist wichtig. Dicke Beine, schnell aus der Puste und dauernd erschöpft? Hinter solchen „Zipperlein“ kann sich eine Herzschwäche bei euren Kund*innen verbergen. Dabei büßt der Herzmuskel zunehmend an Pumpkraft ein. Wichtig ist dann, möglichst früh gegenzusteuern, damit das Herz nicht immer schwächer wird. Informiere dein Team und die Hausärzt*in über deine Beobachtung!

  • Beachte, dass Menschen mit Herzinsuffizienz oft eine Trinkmengenbeschränkung haben (meist 1,5L/ Tag)

Alles verstanden?

Zuletzt erwarten Dich nur noch ein paar abschließende Fragen, welche entweder eine oder mehrere richtige Antworten beinhalten können. Du kannst Dir dabei so viel Zeit lassen, wie Du möchtest. Im Notfall können die Fragen auch wiederholt werden. Viel Erfolg!

Nach oben scrollen
Scroll to Top