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Pflegehilfskraft

Hypertonie/Hypotonie

Lernziele: Nach dieser Lektion...

…wirst du wissen, was die Begriffe bedeuten

 

…wirst du den Unterschied zwischen Hypertonie und Hypotonie kennen

 
Hypertonie - Bluthochdruck

Bluthochdruck (Hypertonie) ist eine weit verbreitete Erkrankung. In Europa leiden viele Millionen Menschen daran. Auf Dauer schädigt Bluthochdruck die Gefäße und trägt so zur Entstehung von Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall bei.

Kurz und Knapp
  • ab welchem Wert Bluthochdruck: Blutdruck > 140/90 mmHg

  • Mögliche Folgen: Koronare Herzkrankheit, Herzschwäche, Herzinfarkt, Schlaganfall, pAVK, Netzhautschäden, Nierenschäden usw.

  • Häufige Symptome: Kopfschmerzen (besonders morgens), Schwindel, leichte Ermüdbarkeit, gerötetes Gesicht etc.; evtl. auch Symptome von Folgeerkrankungen wie Brustenge (Angina pectoris), Wassereinlagerungen im Gewebe oder Sehstörungen

  • Behandlung: Lebensstiländerung (viel Bewegung und Sport, Abnehmen, gesunde Ernährung, Rauchstopp etc.), evtl. blutdrucksenkende Medikamente; Behandlung der Grunderkrankung bei sekundärer Hypertonie

  • Achtung: Bei plötzlichem, massivem Blutdruckanstieg mit Anzeichen von Organschäden (Hypertensiver Notfall) sofort den Notarzt alarmieren (Notrufnummer: 112)!

Bei einem Bluthochdruck (Hypertonie) sind die Blutdruckwerte dauerhaft zu hoch. Die Blutdruckwerte entstehen dadurch, dass bei jedem Herzschlag Blut aus dem Herzen in die Blutgefäße gepumpt wird. Dabei übt das Blut von innen Druck auf die Gefäßwand aus. Abhängig von der Herzaktion unterscheidet man zwei Blutdruck-Werte:

 

  • Systolischer Blutdruck: Er entsteht in der Phase, in der sich das Herz zusammenzieht (Systole). Dabei wird Blut aus dem Herzen in die Hauptschlagader (Aorta) gepumpt. Die dabei entstehende Druckwelle setzt sich weiter über die Gefäßwände der Arterien fort. Dadurch ist auch in weiter entfernten Körperregionen (wie Armen und Beinen) eine Pulswelle messbar

  • Diastolischer Blutdruck: In der Diastole dehnt sich der Herzmuskel aus, um sich erneut mit Blut zu füllen. In den Gefäßen herrscht noch immer ein Druck, der jedoch niedriger ist als der systolische Blutdruck.

Ursachen

Mediziner unterscheiden bezüglich Ursache zwei Grundformen von Bluthochdruck:

 

Primäre Hypertonie: Hier gibt es keine Grunderkrankung, die sich als Ursache des Bluthochdrucks nachweisen lässt. Diese essentielle Hypertonie macht etwa 90 Prozent aller Bluthochdruck-Fälle aus.

Ursachen: 

  • familiäre Neigung zu erhöhtem Blutdruck

  • Übergewicht (Body-Mass-Index = BMI > 25)

  • Bewegungsmangel

  • hoher Salzkonsum

  • hoher Alkoholkonsum

  • niedrige Kaliumzufuhr (viel Kalium steckt in frischem Obst und Gemüse, Trockenobst oder Nüssen)

  • Rauchen

  • höheres Alter (Männer ≥ 55 Jahre, Frauen ≥ 65 Jahre)

 

Sekundäre Hypertonie: Hier liegt dem Bluthochdruck eine andere Krankheit als Auslöser zugrunde.

Ursachen: Zum Beispiel Nierenkrankheiten, Funktionsstörungen der Schilddrüse oder andere Stoffwechselkrankheiten sein.

Behandlung

Wie die Therapie von Bluthochdruck im Einzelfall aussehen sollte, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Entscheidend sind vor allem die Höhe des Blutdrucks sowie das individuelle Risiko für Folgeerkrankungen wie KHK (Koronare Herzkrankheit), Herzinfarkt oder Schlaganfall. Außerdem berücksichtigt der Arzt bei der Therapieplanung das Alter des Patienten und eventuell bestehende Grund-/Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus.

Die Europäische Leitlinie empfiehlt für die meisten Hypertonikern, den Blutdruck auf unter 140/90 mmHg zu senken. Wird die Behandlung vertragen sollte ein Zielwert von weniger als 130/80 mmHg angestrebt werden. Dabei sollte der Zielwert von 120/70 mmHg aber nicht unterschritten werden.

 

Gut zu wissen:

Bei jedem Menschen unterliegt der Blutdruck gewissen Schwankungen. So lassen zum Beispiel Aufregung und körperliche Anstrengung den Blutdruck steigen, während er in Ruhe oder im Schlaf deutlich niedriger sein kann. Diese Blutdruck-Schwankungen sind normal und dienen der körperlichen Anpassung an die jeweilige Situation. Beim Gesunden pendeln sich die Blutdruck-Werte immer wieder im Normalbereich ein. Erst wenn der Blutdruck dauerhaft zu hoch ist, muss er behandelt werden.

 

Bei einer hypertensiven Krise (Hochdruckkrise) schnellt der Blutdruck plötzlich dramatisch in die Höhe, und zwar auf Werte über 230 mmHg (systolisch) und/oder 130 mmHg (diastolisch). Das kann zum Beispiel Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen auslösen. Gesellen sich Anzeichen einer Organschädigung aufgrund des massiven Blutdruckanstiegs hinzu (wie Angina pectoris), spricht man von hypertensivem Notfall. Dann besteht Lebensgefahr, und es muss sofort der Notarzt alarmiert werden (Notrufnummer: 112)!

 

Hypotonie - niedriger Blutdruck

Von niedrigem Blutdruck (Hypotonie) spricht man bei Blutdruckwerten von unter 100 zu 60 mmHg. Die Grenze zwischen normalem und zu niedrigem Blutdruck ist jedoch nicht so genau festgelegt, wie die Grenze nach oben in Richtung Bluthochdruck (Hypertonie). Niedriger Blutdruck allein ist keine Krankheit

Kurz und knapp:
  • Symptome: manchmal keine, oft aber Beschwerden wie Herzrasen, Schwindel, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Atemnot

  • Ursachen: Niedriger Blutdruck ist teils erblich bedingt. Er kann aber auch durch Umwelteinflüsse, Krankheiten oder Medikamente sowie bestimmte Körperhaltungen bzw. (schnelle) Positionsänderungen verursacht werden.

  • Diagnostik: wiederholte Blutdruckmessung, bestimmte Kreislauftests, ggf. weitere Untersuchungen (wie Ultraschall- und Blutuntersuchung). Grenzwerte: 110 zu 60 mmHg bei Männern, 100 zu 60 mmHg bei Frauen

  • Behandlung: Hausmittel und allgemeine Maßnahmen wie Wechselduschen, Bewegung, ausreichend gesalzene Speisen, viel Trinken; wenn das alles nicht hilft: Medikamente

  • Prognose: in der Regel ungefährlich, nur in bestimmten Fällen genaue Beobachtung notwendig.

Außerdem: Ein niedriger Blutdruck ist eigentlich nur ein Symptom und keine Erkrankung, obwohl er in Deutschland oft als solche betrachtet wird. Deshalb wird niedriger Blutdruck im (englischsprachigen) Ausland oft etwas spöttisch als „German disease“ („Deutsche Krankheit“) bezeichnet.

Hypotonie

Primäre Hypotonie

Primärer oder essentieller niedriger Blutdruck ist die häufigste Form von Hypotonie. Er tritt ohne erkennbare Ursache auf. Die Neigung dazu kann aber wohl vererbt werden. Weil besonders oft junge, schlanke Menschen (vor allem Frauen) einen angeborenen niedrigen Blutdruck haben, spricht man hier auch von konstitutioneller Hypotonie (Konstitution = Körperbau, allgemeine körperliche Verfassung).

 

Sekundäre Hypotonie

Sekundärer niedriger Blutdruck ist eine Folge beziehungsweise ein Symptom einer Grunderkrankung. Dazu gehören zum Beispiel:

Flüssigkeitsmangel (bei großer Hitze, durch starkes Schwitzen, heftigen Durchfall und Erbrechen etc.) kann ebenfalls den Blutdruck absenken: Der große Verlust an Flüssigkeit verringert die Menge an zirkulierendem Blut, wodurch der Druck in den Gefäßen abnimmt.

Orthostatische Hypertonie

Als Orthostase bezeichnet man die aufrechte Körperhaltung. Wenn man also schnell aus dem Liegen aufsteht und das Blut in den Beinen versackt kann es zu niedrigem Blutdruck und Schwindel kommen, da eine Volumenverschiebung entsteht. 

Mögliche Gründe für eine orthostatische Hypotonie sind:

  • sekundärer niedriger Blutdruck

  • Störung des autonomen Nervensystems (zum Beispiel durch Diabetes mellitus)

  • Nervenzellschädigung im Gehirn (beispielsweise durch Morbus Parkinson, Alkoholmissbrauch)

  • Krampfadern (Varikosis)

  • Zustand nach einer tiefen Beinvenenthrombose (Postthrombotisches Syndrom)

Zusammenfassung
Gut zu wissen

Auch als Nebenwirkung einiger Medikamente kann der Blutdruck übermäßig sinken. Eine solche medikamentöse Hypotonie kann etwa ausgelöst werden durch:

 

  • Psychopharmaka (Mittel gegen Depressionen, Ängste, Schlaflosigkeit)

  • Antiarrythmika (Mittel gegen Herzrhythmusstörungen)

  • Antihypertonika (Mittel gegen Bluthochdruck)

  • Diuretika (harntreibende Medikamente)

  • Koronarmittel (bei Angina pectoris: Nitro-Sprays)

  • Vasodilatatoren (gefäßerweiternde Mittel)

Alles verstanden?

Zuletzt erwarten Dich nur noch ein paar abschließende Fragen, welche entweder eine oder mehrere richtige Antworten beinhalten können. Du kannst Dir dabei so viel Zeit lassen, wie Du möchtest. Im Notfall können die Fragen auch wiederholt werden. Viel Erfolg!

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