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Pflegehilfskraft

Vitalfunktionen und Messverfahren

Lernziele: Nach dieser Lektion...

… wirst du alle gängigen Methoden zur Vitalzeichenmessung, d.h. Blutdruck-, Puls-, Fieber- und Blutzuckermessung, kennen. 

Blutdruckmessung
Messung
  • Ein Sphygmo-Manometer (manuelle Messung) besteht aus drei Teilen:

  • einer Manschette, die mit Luft aufgepumpt werden kann

  • einem Druckmesser (Manometer), der den Luftdruck in der Manschette misst und

  • einem Stethoskop, mit dem man die Strömungsgeräusche des Blutes in der Oberarmarterie hören kann.

Durchführung
  • Die Skala des Druckmessers reicht von 0 bis 300 mmHg. Am Druckmesser befinden sich ein Gummiball zum Aufpumpen der Manschette und ein Knopf zum Ablassen der Luft.

  • Zur Blutdruckmessung wird die Manschette um den unbekleideten, gestreckten Oberarm gelegt und dann so stark aufgepumpt, dass kein Blut mehr in die Oberarmarterie fließt (Puls dann am Handgelenk nicht mehr tastbar). 

  • Das Stethoskop wird in der Armbeuge aufgelegt.

  • Danach wird die Luft in der Manschette langsam abgelassen.

  • Sobald der Luftdruck in der Manschette unter den systolischen Blutdruck sinkt, strömt mit jedem Herzschlag wieder Blut in den Arm. Dabei entsteht ein Klopfen, weil sich nach einem Herzschlag die Arterien wieder schließen und dabei die Gefäßwände aufeinanderprallen. Das Klopfen kann man mit dem Stethoskop im Bereich der Armbeuge hören.

  •  In dem Moment, in dem das Klopfen zum ersten Mal zu hören ist, lässt sich am Druckmesser der systolische Blutdruck ablesen (erster Wert).

  • Das Klopfen hört auf, wenn der Luftdruck in der Manschette unter den diastolischen Blutdruck in der Oberarmarterie fällt. Dann bleiben die Gefäße komplett offen. In dem Moment, in dem das Klopfen aussetzt, lässt sich der diastolische Blutdruck ablesen (weiter Wert).

Digitale Blutdruckmessung (Selbstmessung, Hausgebrauch)
  • Digitale Messgeräte werden oft am Handgelenk oder am Oberarm angebracht und müssen lediglich per Knopfdruck aktiviert werden. 

  • Sie ermitteln den Blutdruck automatisch anhand von Schwankungen des Blutvolumens in den Arterien. 

  • Bei der Messung am Handgelenk ist es wichtig, dass sich die Hand auf Herzhöhe befindet. Sonst kann es zu falschen Messergebnissen kommen.

Digitale Messgeräte können manchmal ungenau sein und unzuverlässige Messungen ergeben – vor allem bei Menschen mit bestimmten Herzrhythmusstörungen oder steifen Arterien aufgrund einer Arteriosklerose.

Blutdruckwerte
  • Bei der ersten Blutdruckmessung ist es sinnvoll, den Blutdruck an beiden Armen zu messen, da er manchmal nur auf einer Seite erhöht ist. 

  • Bei den Folgemessungen reicht es aus, den Blutdruck nur noch an dem Arm zu messen, der den höheren Wert gezeigt hat. 

  • Ein Bluthochdruck liegt vor, wenn bei mehreren Messungen der systolische Wert über 140 mmHg oder der diastolische Wert über 90 mmHg liegen oder wenn beide Werte erhöht sind.

systolisch unter 140 mmHg und diastolisch unter 90 mmHg

systolisch über 140 mmHg und / oder diastolisch über 90 mmHg

  • Ein erhöhter Blutdruck ist meistens nicht zu spüren. Nur wenn er extrem hoch ist, führt er manchmal zu Symptomen wie Schwindel und Sehstörungen.

  • Langfristig erhöht ein Bluthochdruck das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkte, Schlaganfälle sowie Herz– und Nierenschwäche

Pulsmessung
Definition
  • Als Puls bezeichnet man die Pulswellen, die sich pro Minute an den Arterien – meist am Handgelenk – messen lassen

Wo kann man den Puls ertasten?

Besonders gut geeignet für die Pulsmessung:

 
  • Die Speichenarterie (Arteria radialis) an der Innenseite des Handgelenks 

  • Die Halsschlagader (Arteria carotis), die sich in der kleinen Grube zwischen dem Kehlkopf (“Adamsapfel”) und der seitlichen Halsmuskulatur befindet.

  • Außerdem: Innenknöchel, Leiste, Kniekehle

Pulswerte
  • Durchschnittlich liegt der Ruhepuls eines gesunden Erwachsenen bei 60 bis 90 Schlägen pro Minute, wir sprechen vom normalen Sinusrhythmus. Bei hoch trainierten Ausdauersportlern ist der Ruhepuls deutlich niedriger. Bei ihnen schlägt das Herz unter Umständen nur 35- bis 50-mal in der Minute.

  • Beträgt die Pulsfrequenz dauerhaft 90 Herzschläge pro Minute oder mehr, dann wird das Herz stark belastet und ein hoher Puls gilt als gefährlich.

Puls zählen
  • Zum Pulsmessen am Handgelenk legt man zwei oder drei Finger auf die Innenseite des Handgelenks unterhalb des Daumens und zählt nun 30 Sekunden lang die Schläge. Dieser Wert mal zwei ergibt den Puls pro Minute.

Unregelmässiger Puls
  • Die häufigsten Rhythmusstörungen sind einzelne Extraschläge, die als kurze Pulsaussetzer oder ein Stolpern des Herzens bemerkt werden. Sie werden durch die zu frühe Erregung des Herzens ver­ursacht, ausgehend von einer anderen Stelle als den natürlichen Schrittmacherzellen im Herzen. So schlägt das Herz in einem Moment, in dem es noch kaum gefüllt ist. Dadurch ist der Puls nur schwach oder gar nicht spürbar. 

  • Der nächste Herzschlag erfolgt wieder zur richtigen Zeit, nachdem sich das Herz länger als normal füllen kon­nte. Der Puls dieses Herzschlages ist dann sehr stark.

Temperatur
  • Die Körpertemperatur ist ein wichtiger Indikator für den Gesundheitszustand eines Menschen. Der Körper reagiert auf Infektionen und auf andere Gesundheitsstörungen oftmals mit Fieber. 

  • Es ist daher für uns wichtig, Schwankungen der Körpertemperatur zeitnah zu erkennen und den Verlauf möglichst genau zu messen

Thermometerarten
  • Glasthermometer / Maximalthermometer: Die Messflüssigkeit besteht aus gefärbtem Alkohol. Vor dem Messen muss die Anzeigensäule heruntergeschlagen werden. Die Messdauer beträgt einige Minuten. 

  • Digitalthermometer

  • Infrarot-Ohrthermometer: Mit einem Infrarotfühler wird die Temperatur direkt am Trommelfell gemessen. Dieses geschieht innerhalb von Sekunden. Einmal-Schutzkappen dienen zur Verhinderung von Keimübertragungen

  • Stirnthermometer: Ein Infrarotsensor erfasst bei diesen Thermometern die Stirntemperatur und errechnet basierend auf der Umgebungstemperatur die Körperkerntemperatur. Das Thermometer zeigt das Ergebnis nach wenigen Sekunden an.

Messmöglichkeiten
  • Rektal (oft nicht toleriert, aber am genauesten)

  • Axiallar 

  • Unter der Zunge

  • Im Ohr

  • An der Stirn

Temperaturmessung/ Fiebermessung
  • Ab einer Körpertemperatur über 38°C spricht man von Fieber

  • Typische Begleiterscheinungen sind ein beschleunigter Puls, Schweißausbrüche, Schwindel und leichte Wahrnehmungsstörungen

  • Bei Temperaturen über 39 oder sogar 40°C sollte man dringend entgegenwirken und das Fieber senken

Werte im Überblick

36,5°C – 37,4°C

Normal-Temperatur

37,5°C – 38,0°C

Erhöhte Temperatur

38,1°C – 38,5°C

Leichtes Fieber

38,6°C – 39,0°C

Mäßiges Fieber

39,1°C – 39,9°C

Hohes Fieber

40,0°C – 42,0°C

Sehr hohes Fieber – Lebensgefahr!

Sauerstoffsättigung
  • Die Sauerstoffsättigung gibt die Beladung des roten Blutfarbstoffes (Hämoglobin) mit Sauerstoff an. 

  • Messung in der Häuslichkeit als SpO2 → Sauerstoffsättigung, mit dem Pulsoximeter gemessen.

  • Werte bei gesunden Menschen sollten zwischen 90 und 99 Prozent liegen.

Gründe für eine niedrige Sättigung
  • Lungenemphysem, Asthma, Chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), Kreislaufstörungen, Herzfehler, geringer Sauerstoffgehalt in der Umgebungsluft (zum Beispiel bei Aufenthalt im Hochgebirge), Störungen des Säure-Basen-Haushaltes mit Azidose (Übersäuerung)

  • Falsch niedrige Werte können durch Unterkühlung oder eine eingeschränkte Durchblutung der Extremitäten (etwa bei Schock oder Gefäßverschluss) entstehen. Auch Nagellack und Nagelpilz können den Messwert verfälschen.

 

  • Durchführung: Das Pulsoximeter wird an der Fingerspitze der Kund*in befestigt und zeigt die gemessenen Werte an.

Blutzuckermessung

Der sogenannte Blutzucker entspricht dem Glukoseanteil im Blut. Er gibt Auskunft darüber, wie viel Zucker (Glukose) bei einem Menschen im Blut in gelöster Form vorhanden ist.

Durchführung

Die BZ Messung ist von Gerät zu Gerät etwas unterschiedlich und eine Fachkraftaufgabe. Es sei denn, es ist ein Notfall.

 
  • Schritt 1: Handschuhe anziehen

  • Schritt 2: Finger der Kund*in säubern (Hände waschen lassen oder desinfizieren)

  • Schritt 3: Teststreifen in Gerät stecken mit einer Lanzette die Seitliche Fingerkuppe punktieren

      • Achtung! Den ersten Bluttropfen wegwischen

  • Schritt 4: zweiten Bluttropfen auf Teststreifen geben (je nach Gerät gerade oder seitlich)

  • Schritt 5: Wert wird angezeigt

Zusammenfassung
Was Du nicht vergessen solltest
  • Ist ein Blutdruck oder anderes Vitalzeichen extrem erhöht informiere eine Fachkraft.

  • Bei weiteren Symptomen (Sprachstörungen, Verwirrtheit, Schläfrigkeit, Schmerzen in der Brust, Schweißausbruch etc) ruf sofort einen Rettungswagen!

  • Dies gilt auch für sehr schnellen, rasend Puls mit weiteren Symptomen oder sehr hohem Fieber über 40 Grad Celsius, oder einer sehr niedrigen Sättigung unter 85 Prozent.

  • Denk an die Dokumentation!

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