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Pflegehilfskraft

Einführung in den Pflegeprozess

Lernziele: Nach dieser Lektion...

… kennst du den Pflegeprozess und kannst du im Rahmen deiner Qualifikation aktiv im Pflegeprozess mitarbeiten.

… kennst du verschiedene Pflegeprozessmodelle.

… ist dir klar, dass der Pflegeprozess die Grundlage allen pflegerischen Handelns ist.

Definition

„Der Pflegeprozess bildet die Grundlage aller pflegerischen Entscheidungen und Handlungen, die zur Gestaltung der Pflege dienen und in jedem Praxisfeld angewendet werden können. Er dient den Pflegenden dazu, einem Leitfaden gleich, die gesundheitlichen Probleme und Risiken von Patienten systematisch anzugehen, um klinische Entscheidungen zu treffen, Interventionen zu planen, durchzuführen und deren Wirksamkeit zu evaluieren“ (Stefanoni & Alig, 2009, S. 14). 

Der Pflegeprozess als Beziehungsprozess
  • Professionelle, an einen Auftrag gebundene Beziehung

  • Pflegeziel ist gemeinsames Ziel 

  • Ausgewogenes Verhältnis von Nähe und Distanz 

  • Je besser die Beziehungsqualität, desto wirksamer der Problemlösungsprozess. 

  • Empathie, Wertschätzung, Respekt 

 

  • „Die Pflegenden werden während des Pflegeprozesses konstruktiv eine sinnvolle Pflegebeziehung mit dem Patienten beginnen, fortsetzen und wieder beenden“ (Arets et al., 1997, S. 265).

Der Pflegeprozess als Beratungsprozess
  • Patientenedukation  Beratung  Schulung  Information  Anleitung 

  • Befähigung Krankheit- und Selbstmanagement 

  • Förderung Problemlösekompetenz 

  • Orientierungs-, Planungs-, Entscheidungshilfe 

  • Shared Decision Making

Notwendigkeit des Pfelegprozesses
  • Zunehmende Professionalisierung erfordert systematische Planung und Durchführung der Pflege 

  • Instrument, um Pflegequalität zu entwickeln und überprüfbar zu machen 

  • Sichtbarmachen dessen, was Pflege leistet 

  • Rechtliche Sicherheit 

  • Größere Zufriedenheit der Pflegenden/Patienten 

  • Berücksichtigung der Patientensicht

Rechtliche Grundlagen des Pflegeprozesses

• Berufsgesetze der Pflege (KrPflG/AltPflG) 

 

• SGB V und SGB XI

Krankenhaus-pflegegesetz - § 3 Ausbildungsziel Abs. (1)

• „Die Ausbildung […] soll entsprechend dem allgemein anerkannten Stand pflegewissenschaftlicher, medizinischer und weiterer bezugswissenschaftlicher Erkenntnisse fachliche, personale, soziale und methodische Kompetenzen zur verantwortlichen Mitwirkung insbesondere bei der Heilung, Erkennung und Verhütung von Krankheiten vermitteln“ (BMJV, 2016a, o. S.).

Krankenhaus-pflegegesetz - § 3 Ausbildungsziel Abs. (2)
  • „Die Ausbildung für die Pflege […] soll insbesondere dazu befähigen, 

  1. die folgenden Aufgaben eigenverantwortlich auszuführen: 

  2. a) Erhebung und Feststellung des Pflegebedarfs, Planung, Organisation, Durchführung und Dokumentation der Pflege, 

  3. b) Evaluation der Pflege, Sicherung und Entwicklung der Qualität der Pflege, […]“ (BMJV, 2016a, o. S.).

Altenpflegegesetz - § 3 Abs. (1)
  • „die sach- und fachkundige, den allgemein anerkannten pflegewissenschaftlichen, insbesondere den medizinisch-pflegerischen Erkenntnissen entsprechende, umfassende und geplante Pflege, […]“ (BMJV, 2016b, o. S.). 

SGB V und SGB XI
  • SGB V Gesetzliche Krankenversicherung – § 135a „Verpflichtung zur Qualitätssicherung“ 

  • SGB XI Soziale Pflegeversicherung – § 113 „Maßstäbe und Grundsätze zur Sicherung und Weiterentwicklung der Pflegequalität“  

  • Qualitätsprüfungsrichtlinien des MDK 

  • Maßnahmen zur Qualitätssicherung  

  • Schriftliche Dokumentation/Nachweis Leistungserbringung

 

Qualitätssicherung beinhaltet:  

  • Beschreiben von Zielen, die in der Pflege verwirklicht werden sollen  

  • Messen der tatsächlich vorhandenen Pflegequalität  

  • Erarbeiten und Festlegen von Maßnahmen, um die Pflegepraxis zu verbessern  

  • Strukturierte Prozesse

Historie zum Pflegeprozess
  • Ursprung: USA 

    • 1955 Hall beschreibt zum ersten Mal Pflege als Prozess 

    • 1959 Johnson / 1961 Orlando / 1963 Wiedenbach

    • Assessing, Planning, Evaluating 

    • 1967 Yura und Walsh veröffentlichen erstes Buch über den Pflegeprozess

    • Assessing, Planning, Implementing, Evaluating  

    • wurde von der WHO aufgenommen 

    • 1973 Die ersten Pflegediagnosen werden publiziert  

    • Assessing, Diagnosis, Planning, Implementing, Evaluating 

    • 1976 Im deutschsprachigem Raum durch Juchli  

    • Problemerkennen-Problemlösen-Methode 

    • 1981 Fiechter/Meier beschreiben im deutschsprachigem Raum als Erste den Pflegeprozess als Pflegeregelkreislauf  

    • Informationssammlung, Probleme/Ressourcen, Pflegeziele, Pflegemaßnahmenplanung, Durchführung, Beurteilung 

    • 1985 Pflegeprozess wird Bestandteil des KrPflG 

    • 1987 Pflegeprozessmodell der WHO-Studie  

    • Assessing, Planning, Implementing, Evaluating 

    • 2003 Verankerung im AltPflG 

Pflegeprozessmodell: Yura & Walsh (1967)
  1. Untersuchen (Assessing) 

  2. Planung (Planning) 

  3. Durchführung (Implementing) 

  4. Evaluation (Evaluating)  

 

  • Wurde 1974 von der WHO übernommen 

WHO

Studie: Peoples´s Needs for Nursing Care (1976-1985) der WHO

 

Ziele: 

 

  • Verständlicher, verbindlicher Ansatz zur Durchführung des Pflegeprozesses  

  • Klarheit darüber, welche Bedürfnisse Patienten haben  

  • Klarheit darüber, welche Ansichten und Informationen zu Pflegehandlungen vorherrschen  

  • Klarheit darüber, welche Informationen und Ansichten es zu den erreichten Pflegezielen gibt  

  • Beteiligt waren 11 europäische Länder (ohne Deutschland)

 

Pflegeprozessmodell: WHO (1987)

 

  1. Assessment  

      • Pflegebedarf einschätzen (Informationssammlung) 

  1. Planung  

      • Pflegeplan erstellen (aktuelle und potenzielle Pflegeprobleme/Ressourcen, Ziele und Maßnahmen), keine Pflegediagnosen! 

  1. Durchführung  

      • Durchführung des Pflegeplans 

  1. Evaluation  

      • Überprüfung Zielerreichung, Pflegeoutcome und –qualität 

      • Besondere Berücksichtigung des sozialen Umfeldes, Lebensgewohnheiten, Nationalität, Religion, Familie etc.

Pflegeprozessmodell: NANDA (1982), Gordon (1994), Brobst et al. (2007)
  1. Assessment/Pflegeassessment /Einschätzung 

  2. Pflegediagnose 

  3. Pflegeplanung 

  4. Pflegeimplementierung/ Umsetzung/Intervention 

  5. Pflegeevaluation/ Bewertung 

Pflegeprozessmodell: Fiechter/ Meier (1981)+

„Der Krankenpflegeprozess besteht aus einer Reihe von logischen, voneinander abhängigen Überlegungs-, Entscheidungs- und Handlungsschritten, die auf eine Problemlösung, also auf ein Ziel hin, ausgerichtet sind und im Sinne eines Regelkreises einen Rückkopplungseffekt (Feedback) in Form von Beurteilung und Neuanpassung enthalten“ (Fiechter/Meier, 1981, S. 30 zit. nach Dorschner, 2006, o. S.). 

 

  • Krankenpflegeprozess = systematische, patientenorientierte Pflegplanung 

  • Problemlösungsprozess: 6 Schritte 

  • Beziehungsprozess:

  • „Der Problemlösungsprozess wird erst wirksam durch die Qualität der Beziehung, die zwischen Schwester und Patient zustande kommt“ (Fiechter & Meier, 1992, S. 32 zit. nach Dorschner, 2006, o. S.).

  • Verwendet von Juchli -> 12 ATL

 

Pflegeprozessmodell: Fiechter/Meier (1981)

 

  1. Informationssammlung 

  2. Erkennen von Problemen und Ressourcen 

  3. Festlegung der Pflegeziele 

  4. Planung der Pflegemaßnahmen 

  5. Durchführung der Pflege 

  6. Beurteilung der Wirkung der Pflege 

 

  • 1998 wurde ihr Regelkreis angepasst  

  • Pflegeanamnese, Pflegediagnose, Pflegeevaluation

Was ist Pflege?

Pflegetheoretikerin 

Definition

Florence Nightingale (1858) Bedürfnistheoretikerin

„Pflege ist Sorge für die persönliche Gesundheit des Individuums, die das Individuum in den bestmöglichen Zustand bringt, damit die Natur an ihm wirken kann“ (Nightingale, 1858 zit. nach Meleis, 1999, S. 200). 

Hildegard Peplau (1952) Interaktionstheoretikerin 

Interpersonales Modell 

Wichtiger therapeutischer und interprofessioneller Prozess, der mit anderen menschlichen Prozessen zusammenwirkt und dem Einzelnen Gesundheit ermöglicht, […] eine förderliche Kraft, ein erzieherisches Instrument, […] eine praktische Disziplin, […] beschäftigt sich mit psychosozialen Phänomenen.

Virginia Henderson (1960) Bedürfnistheoretikerin 

Modell der Grundbedürfnisse 

Orientierung an Freud/Eriksen, Maslow/ C. Rogers

„Die besondere Aufgabe der Pflege ist es, dem einzelnen – ob gesund oder krank – zu helfen, die Aktivitäten auszuführen, die zu einem guten Gesundheitszustand oder zu seiner Heilung (oder zu einem friedvollen Tod) führen, die er selbst durchführen würde, wenn er über die erforderliche Kraft, den Willen und das Wissen verfügte, und dies so zu tun, daß das Individuum seine Unabhängigkeit so rasch wie möglich wiedererlangt“ (Henderson, 1960 zit. nach Kirkevold, 1997, S. 51). 

Martha Rogers (1970) Ergebnistheoretikerin 

Pflegeergebnismodell 

Kunst und Wissenschaft zugleich, ein akademischer Beruf. Pflege hilft das maximale Gesundheitspotenzial zu verwirklichen, indem sie die symphonische Interaktion zwischen einer Person und ihrem Umfeld fördert, um die Kohärenz und Integrität des menschlichen Feldes zu stärken. Pflegende fördern die Gesundheit, verhüten Krankheiten und versorgen und rehabilitieren die Kranken und Behinderten. 

Dorothea Orem (1971) Bedürfnistheoretikerin 

Selbstpflegemodell 

Theorie der Selbstpflege 

Theorie des Selbstpflegedefizits 

Theorie der Pflegesysteme

Dienstleistung am Menschen, die der Tatsache Rechnung trägt, dass kontinuierliche Selbstpflegetätigkeiten notwendig sind, damit ein Mensch überleben und gesundbleiben bzw. sich von einer Krankheit oder Verletzung erholen kann. Pflege umfasst die Dimension Gesundheit und Krankheit. Pflegende helfen, die größtmögliche Selbstversorgungsfähigkeit zu erreichen und einen für den Klienten optimalen Gesundheitszustand aufrechtzuerhalten. 

Liliane Juchli (1985) 

Bedürfnistheoretikerin 

Aktivitäten des täglichen Lebens Orientierung an Henderson und Roper/Logan/Tierney (LA) 

Krankenpflege ist ein Beruf, der ganz stark geprägt ist vom Polaritätsprinzip. Er ist sowohl wissenschaftlich, rationalanalytisch, zeitorientiert, selbstbestimmend und eigenständig, als auch intuitiv, ganzheitlich, nach Synthese suchend, zeitunabhängig, umgebungsbestimmt und damit auch abhängig. 

ICN (2002)

„Pflege umfasst die eigenverantwortliche Versorgung und Betreuung, allein oder in Kooperation mit anderen Berufsangehörigen, von Menschen aller Altersgruppen, von Familien oder Lebensgemeinschaften, sowie von Gruppen und sozialen Gemeinschaften, ob krank oder gesund, in allen Lebenssituationen (Settings). Pflege schließt die Förderung der Gesundheit, Verhütung von Krankheiten und die Versorgung und Betreuung kranker, behinderter und sterbender Menschen ein. Weitere Schlüsselaufgaben der Pflege sind Wahrnehmung der Interessen und Bedürfnisse (Advocacy), Förderung einer sicheren Umgebung, Forschung, Mitwirkung in der Gestaltung der Gesundheitspolitik sowie im Management des Gesundheitswesens und in der Bildung“ (ICN, 2002 zit. nach DBfK, o. J., o. S.). 

ANA (1980) 

Pflege ist Diagnose und Behandlung menschlicher Reaktionsmuster auf aktuelle und potenzielle Gesundheitsprobleme. 

Zusammenfassung
Was Du Dir auf jeden Fall merken solltest

Pflege ist:

 

  • Eine von Fürsorge (Caring) geprägte Beziehung  

  • Kunst und Wissenschaft mit eigenständigem, kontinuierlich wachsendem Wissensbestand  

  • Ein ganzheitlicher Ansatz (Berücksichtigung physischer, psychosozialer, spiritueller Bedürfnisse)  

  • Eine Disziplin, die in verschiedenen Settings geschieht und die sich mit Gesundheitsförderung, Prävention und Krankheitsversorgung befasst.

Alles verstanden?

Zuletzt erwarten Dich nur noch ein paar abschließende Fragen, welche entweder eine oder mehrere richtige Antworten beinhalten können. Du kannst Dir dabei so viel Zeit lassen, wie Du möchtest. Im Notfall können die Fragen auch wiederholt werden. Viel Erfolg!

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