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Pflegehilfskraft

Sturzprophylaxe

Lernziele: Nach dieser Lektion...

weißt du was Sturzprophylaxe ist und warum ihr in der Pflege eine große Bedeutung zukommt.

… kennst entsprechende Maßnahmen für eine angemessene Sturzprophylaxe.

Was bedeutet Sturzprophylaxe?

Eine Sturzprophylaxe ist ein Bündel von Maßnahmen, die einem Sturzrisiko vorbeugen bzw. es vermeiden. Dazu zählen die Beratung der Betroffenen und seiner Angehörigen, das Training zum Umgang mit Hilfsmitteln sowie Bewegungsübungen zur Verbesserung der Kraft und des Gleichgewichts.

 

Außerdem gehören zur Sturzprophylaxe die Beseitigung von Gefahren wie rutschige Teppiche oder gefährliche Teppichkanten, freiliegende Kabel oder Hindernisse wie Möbel oder Pflanzen, die wichtige Wege in der Wohnung versperren.

 

Die Ziele der Sturzprophylaxe sind es, Risiken zu erkennen und zu vermeiden. Bewegung zu fördern und zu erhalten. Denn: Bewegung verhindert Stürze!

Sturzrisikofaktoren

Die Gefahr zu fallen erhöht sich auch noch deutlich durch Sturzrisikofaktoren wie:

 
  • Kraft- und Balanceprobleme

  • Veränderte Körperhaltung und Schrittstellung

  • Risikoträchtige Bewegungen, z.B. trotz Gleichgewichtsproblemen auf einen Stuhl steigen

  • Sehbeeinträchtigungen

  • Alkohol- und/oder Drogenkonsum

  • Medikamentenwirkungen, z.B. bei Diuretika, Abführmitteln, starken Schmerzmitteln, Muskelrelaxantien

  • Schwindelanfälle

  • Äußere Gegebenheiten (z.B. Stolperfallen, Bodenunebenheiten)

  • Gangstörungen

Übungen zur Sturzprophylaxe
  • Verursache keine Ängste! Sage der Kund*in nicht, was gelassen werden soll um Stürze zu vermeiden, zeige auf, was sie noch tun kann, um beweglich zu bleiben!

 

  • Zwei wichtige Sturzvermeider sind eine stabile Balance und eine gute Arm- und Beinmuskulatur.

 

  • Berate und Motiviere die Angehörigen mit den Betroffenen zu üben. Beispiele findest du hier:

 

Übung 1: Sturzprophylaxe-Übung im Sitzen

 

Bei dieser Übung wird die Muskulatur der Arme gestärkt. Das ist wichtig, wenn z.B. später beim Gehen Gehhilfen wie Rollator oder Gehstock eingesetzt werden. Eine kräftige Armmuskulatur hilft natürlich auch sehr, wenn es um das Festhalten geht.

 
  • Die Kund*in sitzt mit geradem Rücken auf einem Stuhl mit mindestens zehn Zentimeter Abstand zur Rückenlehne.

  • In jede Hand wird nun eine Wasserflasche  genommen. Mit gebeugtem Ellbogen werden die Flaschen direkt vor der Brust gehalten. Die Flaschen dürfen sich berühren.

  • Nun werden die Flaschen langsam nach außen geführt. Die Schulterblätter sollten sich dabei zusammenziehen.

  • Die Flaschen werden langsam wieder in die Ausgangsposition zurückgeführt.

  • Die Bewegungen werden in zwei Serien je fünf Mal wiederholt.

  • → zuerst können 500ml Flaschen genutzt werden und das Gewicht im Verlauf gesteigert

 

Übung 2: Balance-Übung zur Sturzprophylaxe

 

Das Ziel dieser Übung ist es, die Balance zu halten. Und das Gleichgewicht lässt sich trainieren.

 
  • Die Kund*in steht seitlich neben einem Stuhl und hält sich an der Lehne fest.

  • Die Beine stehen hüftbreit, beide Füße ruhen fest auf dem Boden.

  • Nun werden abwechselnd die Knie bis zur Brust angehoben. Träger einer  Hüftprothese heben die Knie maximal waagerecht. Der Oberkörper bleibt aufrecht.

  • Die Bewegungen werden in zwei Serien jeweils zehn Mal wiederholt.

Gangstörungen
  • Gangstörungen sind im Alter häufig. Rund ein Drittel aller über 70-Jährigen sind davon betroffen.

  • Gangstörungen beeinträchtigen die Lebensqualität und erhöhen das Risiko zu stürzen und sich dabei zu verletzen. Gangstörungen können verschiedene Ursachen haben.

  • Meist spielen Muskelschwäche, Abnützungen von Gelenken, Erkrankungen der Nerven oder Gefäße und kognitive Störungen eine Rolle.

Formen von Gangstörungen
  • Sensorische Gangstörung – die Sinnes- und Körperwahrnehmung ist beeinträchtigt, z.B. Schädigungen von Nerven (Polyneuropathie), Sehschwäche etc.

  • Hypokinetische Gangstörung – sie zeigt sich in Einschränkungen der Bewegung bzw. in Bewegungsarmut und einem langsamen, schlurfenden Gang, z.B. bei Morbus Parkinson oder Demenz.

  • Ataktische Gangstörung – die vom Gehirn gesteuerte Koordination der Bewegung ist gestört, z.B. bei Kleinhirnatrophie (Schwund von Kleinhirngewebe).

  • Ängstliche Gangstörung – langsamer, vorsichtiger Gang, geprägt durch die Angst vor Stürzen. 

  • Antalgische Gangstörung – durch Schmerz beeinträchtigter Gang, Hinken.

  • Vestibulär bedingte Gangstörung – typischerweise fällt das rasche Gehen und Laufen leichter als langsames Gehen. 

Maßnahmenvorschläge

Die Maßnahmen zur Sturzprophylaxe lassen sich in drei große Gruppen einteilen:

 
  • Personenbezogene Maßnahmen

      • Förderung des Gleichgewichts

      • Bewegungstrainings bei Gehstörungen

      • Kraft- und Ausdauertraining zur Förderung der Muskulatur

      • Berücksichtigung von Krankheiten, die die Bewegungsfähigkeit beeinträchtigen können (z. B. Multiple Sklerose, Parkinson, Nervenkrankheiten, Depression, Demenz, Blutdruckstörungen, Inkontinenz, Sehbeeinträchtigungen etc.)

 
  • Medikamentenbezogene Maßnahmen

      • z. B. blutdrucksenkende Mittel, Beruhigungs- oder Schlafmittel etc. können ein Sturzrisiko erhöhen, ggf. Rücksprache mit dem Arzt

  • Umweltbezogene Maßnahmen

      • Die Anpassung von richtigen Schuhen

      • Das Training mit Hilfsmitteln 

      • Beseitigung von Stolperfallen (z. B. Entfernen loser Teppiche und Kabel, ausreichende Beleuchtung der Räume, Haltegriffe etc.), hier auch Beratung zu möglichen Umbaumaßnahmen, wie bodentiefe Dusche etc.

Hilfsmittel
  • Hilfsmittel sind immer nur so gut, wie sie genutzt werden. Achtet darauf, ob das Hilfsmittel für die Kund*in geeignet ist. Ob die die Höhe korrekt eingestellt ist. 

  • Beratung ist hier das A und O (Bremsen feststellen etc) . Auch ein Notrufknopf kann der Kund*in Sicherheit geben (Hilferuf im Falle eines Sturzes). 

  • Zu Hilfsmitteln gehören neben Brillen und Hörgeräten auch: 

      • Gehstock

      • Rollator

      • Deltarad

      • Hoher Gehwagen 

      • Rollstuhl

      • Toilettensitzerhöhung

  • Hab ein Auge auf die Umgebung der Kund*in, sind die Wege frei? Gibt es Stolperfallen? Wie ist die Beleuchtung? 

  • Hab ein Auge auf das Schuhwerk. Sitzt es gut? Ist die Sohle geeignet? Bietet er Stabilität?

  • Motiviere zur Mobilisation, auch der Gang ins Bad kann genutzt werden um am Gangbild zu arbeiten

  • Berate die Kund*innen und Angehörige

  • Kommuniziere von dir erkannte Risiken oder Verbesserungsmöglichkeiten mit dem Team

Gut zu wissen
  • Demenzkranke Menschen haben ein rund 20-mal höheres Sturzrisiko als gesunde Gleichaltrige. Als Sturzprophylaxe für zu Hause empfiehlt die Deutsche Alzheimer Gesellschaft, im gesamten häuslichen Bereich Nachtlichter anzubringen. Schwellen oder Stufen sollten farbig markiert werden und Hilfsmittel immer an die gleichen Stellen gelegt werden. Routinen sind hier sehr wichtig.

 

  • Beachte auch den Expertenstandard zur Erhaltung und Förderung der Mobilität und der Expertenstandard zur Sturzprophylaxe in der Pflege des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP). Letzterer enthält auch Hinweise zur Einschätzung des Sturzrisikos.

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