×
Wundmanager für Pflegefachkräfte

Krankheitsbild Dekubitus

Gründe zur Auseinandersetzung

• aufgrund der eigenen entwickelten Qualitätsmaßstäbe (Leitbild), Kundenzufriedenheit, QM der Einrichtung/des Pflegedienstes

 

• Durchsetzung eines eigenen QM-Systems nach DIN 9000, 9001, 9004, 15224

 

 

• aufgrund der eigenen Berufsethik des pflegerischen Berufes

 

• aufgrund gesetzlicher Vorgaben für den pflegerischen und medizinischen Bereich (Eid des Hippokrates, pflegerische Zielvorgaben durch den Gesetzgeber im HeimG, SGB XI, SGB V, QPR/MDK-Anleitung, strafrechtliche und bürgerlich-

rechtliche Vorschriften)

Grundlagen

„Ein Dekubitus ist eine lokal begrenzte Schädigung der Haut und/oder des darunter liegenden Gewebes, in der Regel über knöchernen Vorsprüngen, infolge von Druck oder von Druck in Kombination mit Scherkräften.“

 

  • ein Geschwür, dass aufgrund einer Druckeinwirkung entsteht

  • Druckgeschwüre treten insbesondere bei immobilen Patient:innen auf, die ungelagert zu lange liegen oder sitzen und sich nicht von alleine ausreichend bewegen können

  • aufgrund des einwirkenden Druckes auf das Gewebe wird der arterielle und venöse Blutfluss unterbrochen

  • durch die so entstehende Ischämmie (Blutleere) kommt es zur Schädigung in verschiedenen Hautschichte

Entstehung eines Dekubitus

  • Einschränkungen der Mobilität im Zusammenhang mit der daraus folgenden erhöhten und/oder verlängerten Einwirkung von Druck- und/oder Scherkräften

 

  • abhängig von Art, Dauer und Stärke der einwirkenden Kräfte

 

  • “Die schädigenden Effekte der Druck- und Scherkrafteinwirkung hängen sowohl von der Zeitdauer als auch der Stärke dieser Einwirkung ab. 

 

  • Ob eine Person einen Dekubitus entwickelt, hängt nicht nur von Art, Dauer und Stärke der einwirkenden physikalischen Kräfte ab, sondern auch vom Vorliegen weiterer Risikofaktoren”

 

Wichtigste Faktoren

  • Beeinträchtigungen der Mobilität 

 

  • Störungen der Durchblutung

 

  • beeinträchtigter Hautzustand bzw. vorhandener Dekubitus

 

Ursachen für erhöhte und/oder verlängerte Einwirkung von Druck und/oder Scherkräften

 

Einschränkungen der Mobilität

bezieht sich auf die Eigenbewegung des Menschen mit dem Ziel, sich fortzubewegen oder eine Lageveränderung des Körpers vorzunehmen und schließt die Fähigkeit zur Kontrolle einer Körperposition ein. 

 

Auswahl

  • beeinträchtigte Fähigkeit, selbstständig kleine Positionsveränderungen im Liegen oder Sitzen vorzunehmen

 

  • kaum oder keine Kontrolle über druckentlastende Körperpositionen im Sitzen oder Liegen

 

  • beeinträchtigte Fähigkeit zum selbstständigen Transfer, z.B. vom Bett auf einen Stuhl (oder umgekehrt) oder von einer sitzenden in eine stehende Position (oder umgekehrt) 

Extrinsisch bzw. iatrogen bedingte Einflussfaktoren (Auswahl)

• auf die Körperoberfläche eindrückende Katheter, Sonden oder

im Bett/auf dem Stuhl befindliche Gegenstände (z.B. Fernbe-
dienung) bzw. Hilfsmittel (z.B. Hörgerät)

 

• nasale und endotracheale Tuben

• zu fest oder schlecht sitzende Schienen oder Verbände, Bein-
oder Armprothesen

 

• unzureichend druckverteilende Hilfsmittel für die Positionierung

 

• länger dauernde Operationen

Inkontinenz-assoziierte Dermatitis (IAD) oder Dekubitus?

Ursache

 

Ort

 

 

Ausdehnung

 

 

Tiefe

 

Nekrosen

 

Ränder

 

Farbe

Dekubitus

Druck und/oder Scherkräfte

 

Wunde über Knochenvorsprüngen

 

 

Nur Läsion

 

 

Oberflächlich bis tief

 

Nekrosen vorhanden

 

Scharf begrenzt

 

Erytheme nicht wegdrück-bar

IAD

Feuchtigkeit (Harn und/oder Stuhl)

 

Perineale Region auch über Knochenvorsprüngen

 

Diffuse Ränder, oberflächliche Läsionen

 

Oberflächlich

 

Kene Nekrosen

 

Diffuse oder irreguläre Ränder

 

Erytheme wegdrückbar

Folgen der Druckeinwirkung

Kompression der Gefäße

Ischämie (Blutleere)

Sauerstoff- und Nährstoffmangel im Gewebe

Nekrose (örtlicher Gewebstod, Absterben von Zellen)

Dekubitus

Entstehung eines Dekubitus durch Scherkräfte

Scherung (im pflegerisch-medizinischen Sprachgebrauch)

  • die Verschiebung der verschiedenen Hautschichten gegeneinander

 

  • bewirkt eine Verdrillung der Blutgefäße (gegeneinander Verwinden/Verdrehen und das schraubenförmige Umeinanderwickeln von Fasern) und unterbindet damit die Blutzirkulation

 

  • entsteht beim Umdrehen, Ziehen und Lagern des Patienten/Bewohners bzw. der Patientin/Bewohnerin

 

Hautveränderungen bei älteren Menschen

Abnahme des Wassergehaltes, Elastizitätsverlust, schlaffere Haut, Reduzierung des Unterhautfettgewebes, vermehrte Austrocknung der Haut durch nachlassende Aktivität der Talgdrüsen

 

Folgen

  • Trennung ganz Hautschichten voneinander möglich

  • größeren Verletzlichkeit bei gleichzeitig verlangsamter Wundheilung

Mögliche zusätzliche Risikofaktoren
  • schlechter Ernährungszustand

  • verminderte Aktivität und Mobilität

  • erhöhte Hautfeuchtigkeit

  • Begleiterkrankungen (z.B. Diabetes Mellitus)

  • verminderte sensorische Wahrnehmung

  • demographische Variablen (z.B. Alter, Geschlecht)

  • Durchblutung und Sauerstoffversorgung der Haut

  • vorhandener Dekubitus

Eine Untersuchung der PAUL HARTMANN AG ergab, dass 2012 2,7 Millionen Menschen in Deutschland von einen der unten aufgeführten Indikationen betroffen waren. Dies ergibt sich aus einer Stichprobe von 277.462 Versicherten der AOK HEessen und der KV Hessen.

Entwicklung Nationaler Expertenstandards nach § 113a SGB XI

Stand: 05.10.2020

Bezeichnung

Aktueller Stand

Hinweise/Bemerkungen

Dekubitusprophylaxe in der Pflege

2017

Teil der QPR, keine Veröffentlichung nach §113a Abs. 3 SGB XI, DAS

Entlassungsmanagement in der Pflege

2019

nur bedingt Teil der QPR, keine Veröffentlichung nach §113a Abs. 3 SGB XI, DAS

Schmerzmanagement in der Pflege (akut + chronisch)

2020

Teil der QPR, keine Veröffentlichung nach §113a Abs. 3 SGB XI, DAS, Zusammenführung akut + chronisch

Sturzprophylaxe in der Pflege

2012

Teil der QPR, keine Veröffentlichung nach §113a Abs. 3 SGB XI, DAS

Förderung der Harnkontinenz in der Pflege

2014

Teil der QPR, keine Veröffentlichung nach §113a Abs. 3 SGB XI, DAS

Pflege von Menschen mit chronischen Wunden

2015

Teil der QPR, keine Veröffentlichung nach §113a Abs. 3 SGB XI, DAS

Ernährungsmanagement zur Sicherung Förderung der oralen Ernährung in der Pflege

2017

Teil der QPR, keine Veröffentlichung nach §113a Abs. 3 SGB XI, DAS

Erhalt und Förderung der Mobilität in der Pflege

2014/

2020

Teil der QPR, keine Veröffentlichung nach §113a Abs. 3 SGB XI, DAS

Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz

2018

Teil der QPR, keine Veröffentlichung nach §113a Abs. 3 SGB XI, DAS

Erhaltung und Förderung der Mundgesundheit in der Pflege

2021

nicht Teil der QPR, Konsensuskonferenz für 03/2021 geplant

Die Grundsatzstellungsnahmen des MDS Essen

Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund – Stand: 05.10.2020

 

Bezeichnung der Grundsatzstellungnahme (Thema)

Stand

Grundsatzstellungnahme Pflegeprozess und Dokumentation- Handlungsempfehlungen zur Professionalisierung und Qualitätssicherung in der Pflege

April 2005

Grundsatzstellungnahme Dekubitus

Januar 2001

Grundsatzstellungnahme Essen und Trinken im Alter

Mai 2014

Grundsatzstellungnahme “Menschen mit Demenz – Begleitung, Pflege und Therapie” 

Dezember 2019

Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der Pflege
  • herausgegeben vom Deutschen Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP 2002, Aktualisierung 2010, 2. Aktualisierung 2017) 

 

  • Zielsetzung: Jede:r dekubitusgefährdete Patient:in/Bewohner:in erhält eine Prophylaxe, die die Entstehung eines Dekubitus verhindert. 

 

  • richtet sich an Pflegefachkräfte in Einrichtungen der ambulanten Pflege, der stationären Altenhilfe und stationären Gesundheitsversorgung

Zielgruppe

  • Menschen jeder Altersgruppe (auch Kinder), die durch gesundheitliche Einschränkungen, Pflegebedürftigkeit und/oder Einschränkungen in ihrer Mobilität ein erhöhtes Risiko für Dekubitus aufweisen

 

  • bezieht die Angehörigen und andere informelle Pflegekräfte ausdrücklich mit ein (alle am Pflegeprozess beteiligten Personen) 

Qualitätsbericht MDS Essen (2014)​

Auswertung von Qualitätsprüfungen 2013 in 12.190 Pflegeheimen und in 11.021 ambulanten Pflegediensten bei 146.000 pflegebedürftigen Menschen:

 

Wundversorgung

• Von den untersuchten Bewohnern hatten 6,1 % eine chronische Wunde (3,8% Dekubitus).

 

• Bei 79 % dieser Pflegebedürftigen entsprachen die Maßnahmen zur Wundbehandlung dem aktuellen Wissensstand.

 

• Im Vergleich zum 3. Bericht (74,5 %) ist eine Verbesserung erkennbar. Allerdings wurden bei 21 % dieser Bewohner hygienische Standards nicht beachtet oder es wurden bei Bedarf keine feuchten Wundauflagen benutzt.

 

Auswertung von Qualitätsprüfungen 2013 in 12.190 Pflegeheimen und in 11.021 ambulanten Pflegediensten bei 146.000 pflegebedürftigen Menschen:

 

Dekubitusprophylaxe:

• Bei 43,3 % der untersuchten Pflegebedürftigen bestand ein Dekubitusrisiko.

 

• Bei 75,6 % dieser Bewohner wurden die erforderlichen Prophylaxen durchgeführt.

 

• Bei 24,4 % erfolgte dies nicht, so dass erforderliche Hilfsmittel zur Druckentlastung nicht eingesetzt, Bewegungsmaßnahmen oder Hautinspektionen nicht durchgeführt wurden.

Nach oben scrollen
Scroll to Top