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Wundmanager für Pflegefachkräfte

Grundlagen der Kompressionstherapie

Druck und Stiffness
  • Ruhedruck -> Druck unter dem Kompressionsmittel in Ruhe im Liegen

  • Arbeitsdruck -> beim Wechsel vom Liegen zum Stehen, aber auch beim Gehen steigt der Druck an

  • Ruhedruck wird für die Beschreibung der Kompressionsstärke verwendet -> Kompressionsklassen der MKS beziehen sich auf Andruck im Fesselbereich unter Ruhebedingungen

  • Um adäquaten Druck zu erhalten, sollte geeignetes Polstermaterial verwendet werden (z.B. kleine und große Radien), Druckschädigungen lassen sich so vermeiden und eine gleichmäßige Druckverteilung erzeugen

  • Materialeigenschaften nennt man Stiffness

  • Bei der Auswahl und der Verordnung der Kompressionsmaterialien sollte neben dem erforderlichen Druck auch das am besten geeignete Material berücksichtigt werden

  • Die Wirkung der Kompressionsversorgung hängt sowohl vom Druck auch von den Materialeigenschaften ab

Strickarten
  • Flachgestrick mit Naht -> maschinengeformt, mit mindestens je einem verstrickten und einem eingelegten elastischen Faden in jeder zweiten Maschenreihe.

  • Diese Strümpfe können sehr passgenau mit großer Kompressionsstärke hergestellt werden.

  • Handelsübliche flachgestrickte MKS haben in der Regel eine höhere Stiffness, aber auch eine höhere Biegesteifigkeit, die das Hineinrutschen in Gewebefalten erschwert. 

  • Eigenschaften: höhere Stiffness + Biegesteifigkeit + erschwertes Reinrutschen in Falten 

  • Ein- und doppelflächig rundgestrickt -> nahtlos, maschinengeformt, mit mindestens je einem verstrickten und einem eingelegten elastischen Faden in jeder zweiten Maschenreihe

  • Eine Anpassung an die Beinform ist lediglich durch Änderung der Maschengröße (feste oder lockere Strickung) bzw. der Fadenspannung möglich. Daher sind dem rundgestrickten MKSA bei der Formgebung Grenzen gesetzt.

  • So können Extremitäten mit sehr kleinen Umfängen und extremen Umfangsänderungen sowie mit vertieften Gewebefalten mit rundgestrickten Strümpfen nicht versorgt werden

Für jede:n der passende Strumpf

• Von der früher üblichen starren Zuordnung jeder Kompressionsklassen zu bestimmten Diagnosen sind Ärzte mittlerweile abgekommen.

 

• Stattdessen wird die Strumpfart und Kompressionsstärke bei jedem Patienten individuell
festgelegt – abhängig von der Diagnose, der Stelle, an der die Kompression wirken soll, und vom klinischen Befund

 

• Bezüglich der Länge gilt in den meisten Fällen die Regel, dass der Kompressionsstrumpf so hoch reichen sollte wie die zu behandelnde Region. So empfiehlt sich beispielsweise nach Krampfader-Stripping an der großen Stammvene ein Oberschenkelstrumpf, bei
einem Lipödem an Gesäß und Oberschenkeln sollte eine Strumpfhose gewählt werden.

 

• Da die Kompressionstherapie bei einer Thrombose primär den Blutfluss im Unterschenkel beschleunigen muss, genügt hier im Normalfall ein Kniestrumpf – auch wenn das Blutgerinnsel in den tiefen Venen am Oberschenkel sitzt.

 

• Für Patienten mit einem offenen Bein (Ulcus cruris), die eine hohe Kompressionsstärke benötigen, gibt es
spezielle Ulcus-Strumpfsysteme.

 

• Sie bestehen aus zwei Strümpfen, die übereinander getragen werden. Zusammen ergeben sie die benötigte
Kompressionsklasse, lassen sich aber leichter anziehen als ein einzelner Strumpf.

Messen, Konfektions- und Maßstrümpfe, Größen (MKS)

• ein MKS (med. Kompressionsstrumpf) kann seine Wirkung nur bei einer adäquaten Passform entfalten, d. h. die Längen- und Umfangmaße müssen die jeweils besondere Anatomie des betroffenen Beines berücksichtigen

 

• da die MKS am Bein vom Patienten in aufrechter Körperhaltung getragen werden, ist das Anmessen, insbesondere bei adipösen Patienten, im Stehen zu erwägen

 

• sind beide Beine mit einem MKS zu versorgen, so ist jede Extremität einzeln zu vermessen (bei Übereinstimmung der gemessenen Umfang- und Längenmaße mit den Normmaßen sollte ein Serienkompressionsstrumpf gewählt werden)

 

• relevant abweichende Maße erfordern häufig die
Versorgung mit einem nach Maß angefertigten MKS

• flachgestrickte MKS sollten immer nach Maß angefertigt werden

• MKS sind für eine Nutzungsdauer von 6 Monaten vorgesehen und sollten täglich nach
Herstellerangaben gewaschen werden, da Schweiß und Schmutz das Material angreift

Rezeptierung

Auf dem Rezept sollen mindestens folgende Kriterien vermerkt sein:

• Anzahl
• Strumpflänge: A-D Wadenstrumpf, A-F
Halbschenkelstrumpf, A-G Schenkelstrumpf, A-T
Kompressionsstrumpfhose
• Kompressionsklasse (KKL): I bis IV
• Indikation und Diagnose
• Hilfsmittelnummer oder Bezeichnung des Hilfsmittels
• Maßanfertigung bei Bedarf vermerken
• Fußspitze: offen oder geschlossen

• Zusätzliche Vermerke, wenn erforderlich:
• Maßanfertigung
• Zusätze: z. B. Hosenschlitz, Pelotten, Reißverschluss, Leibteil mit Kompression
• Flachgestrickt
• Stiffnessbereich
• Befestigungen: z. B. Hautkleber, Haftband, Hüftbefestigung
• Wechselversorgung

 

Zusätzliche Vermerke, wenn erforderlich: 

• Maßanfertigung
• Zusätze: z. B. Hosenschlitz, Pelotten, Reißverschluss,
Leibteil mit Kompression
• Flachgestrickt
• Stiffnessbereich
• Befestigungen: z. B. Hautkleber, Haftband,
Hüftbefestigung
• Wechselversorgung

Korrekt anlegen, konsequent tragen

• Eine sorgfältige Einweisung ist sehr wichtig, denn die Kompressionstherapie kann nur dann ihre gewünschte Wirkung entfalten, wenn sie korrekt und konsequent durchgeführt wird.

 

• In der Regel sollten Kompressionsstrümpfe tagsüber für mindestens acht Stunden getragen werden.

 

• Ob sie nachts verzichtbar sind, legen Arzt und Patient an Hand der individuellen Situation fest.

 

• Gleiches gilt letztlich für die Behandlungsdauer

Das Anziehen von Kompressionsstrümpfen
Kompressionsverband

• wenn keine Kompressionsstrümpfe verfügbar sind
• die Höhe des Verbandes durch Anordnung des Arztes/der Ärztin

 

Hinweise:
• zu Beginn Beine endstauen, bzw. sofort nach dem Aufstehen anlegen
• wegen der Kontrolle der Hautdurchblutung Zehen nicht einwickeln
• Fuß steht im rechten Winkel zum Unterschenkel
• Abnahme des Drucks von distal nach proximal
• Vermeiden von Druckstellen, Schnürfurchen und Schmerzen
• Kompressionsbinden werden in den Breiten 6,8,10,12 cm und in den Längen 5,6,7, m angeboten

• es gibt sehr dehnbare, sogenannte Langzugbinden und nur wenig dehnbare,
sogenannte Kurzzugbinden


• der Punkt, bis zu dem eine Binde dehnbar ist, nennt man Dehnungssperre


• bei Langzugbinden liegt diese zwischen 140 bis zu 200 %.

• Binden, die ein geringeres Dehnungsvermögen von weniger als 100 % aber mehr als 10 % haben, werden als Kurzzugbinden bezeichnet

Kompressionstherapie mit Binden

• Die klassische Form der Kompressionstherapie ist das Wickeln der Beine mit speziellen Bandagen

• Meist erfolgt die Behandlung mit als Kurzzugbinden bezeichneten elastischen Binden, die direkt auf der Haut angelegt werden – beginnend am Zehenansatz bis zum oberen Ende der Wade

• Angenehmer zu tragen und noch effektiver sind Mehrlagenverbände -> Sie bestehen aus einer weichen inneren Schicht, die als Unterpolsterung dient und Unebenheiten des Beins ausgleicht. Darüber erfolgt dann die eigentliche Wickelung mit selbsthaftenden Binden

 

• Da die Mehrlagenverbände vergleichsweise dick sind, können die Patienten damit allerdings in der Regel keine normalen Schuhe mehr anziehen

 

• Unabhängig von Material und Anlagetechnik erfordert das korrekte Wickeln der Beine Expertise und sollte nicht selbstständig durchgeführt werden, deshalb sind die Patienten auf die Hilfe entsprechend geschulter Personen angewiesen

 

• Zudem verrutschen die Bandagen leicht und schränken die Beweglichkeit der Fußknöchel ein

 

• Diese Minuspunkte und die Fortschritte bei den Kompressionsstrümpfen haben dazu geführt, dass Ärzt:innen das Beinewickeln heute nicht mehr wie früher üblich auch dauerhaft sondern nur noch vorrübergehend einsetzen -> und zwar zur akuten
Endstauung bei ausgeprägten Schwellungen unterhalb des Kniegelenks

 

• Pluspunkte der Bandagen, dass sie sich an jede Beinform anschmiegen und dem momentanen Wadenumfang täglich angepasst werden können

• Ist kurzfristig keine deutliche Verringerung des Umfangs mehr zu erwarten, sollte die Behandlung gegebenenfalls mit einem Kompressionsstrumpf fortgesetzt werden

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