• Von der früher üblichen starren Zuordnung jeder Kompressionsklassen zu bestimmten Diagnosen sind Ärzte mittlerweile abgekommen.
• Stattdessen wird die Strumpfart und Kompressionsstärke bei jedem Patienten individuell
festgelegt – abhängig von der Diagnose, der Stelle, an der die Kompression wirken soll, und vom klinischen Befund
• Bezüglich der Länge gilt in den meisten Fällen die Regel, dass der Kompressionsstrumpf so hoch reichen sollte wie die zu behandelnde Region. So empfiehlt sich beispielsweise nach Krampfader-Stripping an der großen Stammvene ein Oberschenkelstrumpf, bei
einem Lipödem an Gesäß und Oberschenkeln sollte eine Strumpfhose gewählt werden.
• Da die Kompressionstherapie bei einer Thrombose primär den Blutfluss im Unterschenkel beschleunigen muss, genügt hier im Normalfall ein Kniestrumpf – auch wenn das Blutgerinnsel in den tiefen Venen am Oberschenkel sitzt.
• Für Patienten mit einem offenen Bein (Ulcus cruris), die eine hohe Kompressionsstärke benötigen, gibt es
spezielle Ulcus-Strumpfsysteme.
• Sie bestehen aus zwei Strümpfen, die übereinander getragen werden. Zusammen ergeben sie die benötigte
Kompressionsklasse, lassen sich aber leichter anziehen als ein einzelner Strumpf.
• ein MKS (med. Kompressionsstrumpf) kann seine Wirkung nur bei einer adäquaten Passform entfalten, d. h. die Längen- und Umfangmaße müssen die jeweils besondere Anatomie des betroffenen Beines berücksichtigen
• da die MKS am Bein vom Patienten in aufrechter Körperhaltung getragen werden, ist das Anmessen, insbesondere bei adipösen Patienten, im Stehen zu erwägen
• sind beide Beine mit einem MKS zu versorgen, so ist jede Extremität einzeln zu vermessen (bei Übereinstimmung der gemessenen Umfang- und Längenmaße mit den Normmaßen sollte ein Serienkompressionsstrumpf gewählt werden)
• relevant abweichende Maße erfordern häufig die
Versorgung mit einem nach Maß angefertigten MKS
• flachgestrickte MKS sollten immer nach Maß angefertigt werden
• MKS sind für eine Nutzungsdauer von 6 Monaten vorgesehen und sollten täglich nach
Herstellerangaben gewaschen werden, da Schweiß und Schmutz das Material angreift
• Eine sorgfältige Einweisung ist sehr wichtig, denn die Kompressionstherapie kann nur dann ihre gewünschte Wirkung entfalten, wenn sie korrekt und konsequent durchgeführt wird.
• In der Regel sollten Kompressionsstrümpfe tagsüber für mindestens acht Stunden getragen werden.
• Ob sie nachts verzichtbar sind, legen Arzt und Patient an Hand der individuellen Situation fest.
• Gleiches gilt letztlich für die Behandlungsdauer
• wenn keine Kompressionsstrümpfe verfügbar sind
• die Höhe des Verbandes durch Anordnung des Arztes/der Ärztin
Hinweise:
• zu Beginn Beine endstauen, bzw. sofort nach dem Aufstehen anlegen
• wegen der Kontrolle der Hautdurchblutung Zehen nicht einwickeln
• Fuß steht im rechten Winkel zum Unterschenkel
• Abnahme des Drucks von distal nach proximal
• Vermeiden von Druckstellen, Schnürfurchen und Schmerzen
• Kompressionsbinden werden in den Breiten 6,8,10,12 cm und in den Längen 5,6,7, m angeboten
• es gibt sehr dehnbare, sogenannte Langzugbinden und nur wenig dehnbare,
sogenannte Kurzzugbinden
• der Punkt, bis zu dem eine Binde dehnbar ist, nennt man Dehnungssperre
• bei Langzugbinden liegt diese zwischen 140 bis zu 200 %.
• Binden, die ein geringeres Dehnungsvermögen von weniger als 100 % aber mehr als 10 % haben, werden als Kurzzugbinden bezeichnet
• Die klassische Form der Kompressionstherapie ist das Wickeln der Beine mit speziellen Bandagen
• Meist erfolgt die Behandlung mit als Kurzzugbinden bezeichneten elastischen Binden, die direkt auf der Haut angelegt werden – beginnend am Zehenansatz bis zum oberen Ende der Wade
• Angenehmer zu tragen und noch effektiver sind Mehrlagenverbände -> Sie bestehen aus einer weichen inneren Schicht, die als Unterpolsterung dient und Unebenheiten des Beins ausgleicht. Darüber erfolgt dann die eigentliche Wickelung mit selbsthaftenden Binden
• Da die Mehrlagenverbände vergleichsweise dick sind, können die Patienten damit allerdings in der Regel keine normalen Schuhe mehr anziehen
• Unabhängig von Material und Anlagetechnik erfordert das korrekte Wickeln der Beine Expertise und sollte nicht selbstständig durchgeführt werden, deshalb sind die Patienten auf die Hilfe entsprechend geschulter Personen angewiesen
• Zudem verrutschen die Bandagen leicht und schränken die Beweglichkeit der Fußknöchel ein
• Diese Minuspunkte und die Fortschritte bei den Kompressionsstrümpfen haben dazu geführt, dass Ärzt:innen das Beinewickeln heute nicht mehr wie früher üblich auch dauerhaft sondern nur noch vorrübergehend einsetzen -> und zwar zur akuten
Endstauung bei ausgeprägten Schwellungen unterhalb des Kniegelenks
• Pluspunkte der Bandagen, dass sie sich an jede Beinform anschmiegen und dem momentanen Wadenumfang täglich angepasst werden können
• Ist kurzfristig keine deutliche Verringerung des Umfangs mehr zu erwarten, sollte die Behandlung gegebenenfalls mit einem Kompressionsstrumpf fortgesetzt werden