×
Wundmanager für Pflegefachkräfte

Krankheitsbilder von chronischen Wunden

Definition Wunde
  • lat. “Vulnus”, griech. “Trauma” ist die Trennung des Gewebszusammenhangs an äußeren oder inneren Körperoberflächen mit oder ohne Gewebsverlust infolge eines Unfalls, einer Gewalteinwirkung, eines chirurgischen Eingriffs oder Folge einer Krankheit

  • ausgehend von der Entstehungsursache, Unterscheidung in

    • traumatische Wunden (mechanische Verletzungen wie z.B Schürf- und Bisswunden, thermische Verletzungen, chemische Verletzungen und Strahlenschäden)

    • iatrogene Wunden (Hautdefekte, die zu therapeutischen oder diagnostischen Zwecken gezielt gesetzt werden wie z.B. bei Operationen)

    • chronische Wunden (können sich in Folge einer Grunderkrankung entwickeln und stellen ein erhebliches klinisches Problem dar) 

 

Definition chronische Wunden

  • Wenn diese innerhalb von 4-12 Wochen nach Wundenststehung untre fachgerechter Therapie keine Heilungstendenzen zeigen 

  • die häufigsten chronischen Wunden in der Pflege sind

    • Ulcus cruris (venosum, arteriosum, mixtum)

    • Dekubitalgeschwüre

    • Diabetisches Fußculus

Von 2,7 Mio. Menschen in Deutschland, die von einer der oben aufgeführten Indikationen betroffen waren. 

Chronische Wunden
  • dauerhafte Heilung nur, wenn die ursächlichen Störfaktoren erkannt und ihre hemmenden Einflüsse beseitigt werden 

Besondheiten/Eigenarten chronischer Wunden: 

  • Fibrinpersistenz (Fibrin wird nicht abgebaut, Fibrin = Gerinnungsfaktor, der daran beteiligt ist, die Wunde zu verschließen)

  • vorhandene Durchblutungsstörungen

  • Keimbesiedlung (Keime vorhanden, muss nicht automatisch zu einer Infektion führen)

  • Epithelbildung (Gewebeneubildung) unterbrochen, d.h. Wunde schließt nicht

  • Jede:r Patient:in/Bewohner:in mit einer chronischen Wunde vom Typ Dekubitus, Ulcus cruris venosum/arteriosum/mixtum oder diabetischem Fußulcus erhält eine pflegerische Versorgung,

• die das individuelle Krankheitsverständnis berücksichtigt,

• die Lebensqualität fördert,

• die Wundheilung unterstützt

• und die Rezidivbildung von Wunden vermeidet.

Ulcus cruris venosum

Definition

• entsteht aufgrund einer chronischen Venenschwäche (Chronisch venöse Insuffizienz) und ist meist an der

Knöchelinnenseite lokalisiert

 

• der durch die unzureichende Stoffwechselsituation hervorgerufene Defekt kann von der Lederhaut bis zur Unterhaut reichen

 

• die Minderversorgung des Gewebes führt zu einer schlecht abheilenden Wunde und macht eine aufwendige Therapie notwendig

 

• in Deutschland sind ca. 2 Millionen Menschen vom Ulcus cruris betroffen (80-85 % erleiden ein Ulcus cruris venösen Ursprungs, 10 % basieren auf arteriellen Störungen)

 

• ist ein arteriell bedingtes Unterschenkelgeschwür infolge
einer chronisch arteriellen Verschlusskrankheit im Bereich
der Unterschenkel

 

• die häufigste Ursache ist die Arteriosklerose (Arterienverkalkung) der mittleren und großen Gefäße der unteren Extremitäten

 

• arteriosklerotische Plaques (Ablagerungen) führen zu einer Verengung bzw. zum vollständigen Verschluss der betroffenen Arterien

 

• das arteriell bedingte Ulkus muss besonders beachtet werden, da es stets eine Gefährdung der Extremität und des Patienten darstellt

Einschränkungen der allgemeinen Lebensqualität beim Ulcus Cruris​

  • Betroffene leiden unter körperlichen, psychischen und sozialen Einschränkungen

  • Schmerzen stehen an 1. Stelle der wundbedingten Einschränkungen, der Schmerz kann periodisch, durchgängig, tagsüber und auch in der Nacht mit unterschiedlichen Stärken auftreten (variiert mit einem Mittel zwischen 2.2-5.5 auf der visuellen Analogskala (VAS)), enger Zusammenhang mit Schlaf- und Mobilitätsproblemen

  • Gefühle der Energielosigkeit, Sorgen, Frustrationen, Mangel an Selbstwertgefühl, Hilf- und Hoffnungslosigkeit, Trauer, Depression, Kontrollverlust

  • Wundgeruch, Wundnässe, Jucken, Schwellungen der Beine führen zu Einschränkungen der täglichen Aktivitäten

  • Einsamkeit, sozialer Rückzug und Isolation, Bewegungsradius auf Haus/Wohnung beschränkt

  • Betroffene erleben die Behandlung als zusätzliche Belastung (z.B. Kompressionsstrüpfe)

  • Erfahrungen beim Verbandwechsel erleben Betroffene als Gefühl der Objektivierung und mangelnder kommunikativer Fähigkeiten der Pflegen

  • viele Betroffene wissen zu wenig über ihre Erkrankung und verstehen die Therapie nur unzureichend (z.B. Begriffe wie Traumata, venös)

Dekubitus

Definition

• ein Geschwür, dass aufgrund einer Druckeinwirkung entsteht

 

• Druckgeschwüre treten insbesondere bei immobilen Patienten auf, die ungelagert zu lange liegen oder sitzen und sich nicht von alleine ausreichend bewegen können

 

• aufgrund des einwirkenden Druckes auf das Gewebe wird der arterielle und venöse Blutfluss unterbrochen

 

• durch die so entstehende Ischämie (Blutleere) kommt es zur Schädigung in verschiedenen Hautschichten

 

• an der Druckstelle wird das Gewebe nicht ausreichend versorgt und das Gewebe stirbt ab

 

• je nach Tiefe kann ein Dekubitus in verschiedene Stadien eingeteilt werden

 

• entscheidend bei der Entstehung eines Dekubitus sind die beiden Faktoren Zeit und Druck

 

• Dekubitalulcera bilden sich, je nach Lage des Patienten, an den Hauptauflageflächen des Patienten (besonders betroffen sind der Sakralbereich, die Fersen und die Hüftknochen)

Einschränkungen der allgemeinen Lebensqualität beim Dekubitus

  • Schmerzen treten unabhängig von Dekubituskategorie und der Dubituslokalisation auf, in Ruhe, bei therapeutischen Interventionen und bei der Wundbehandlung (Verbandwechsel)

  • durchschnittliche Schmerzintensität gemessen mit NRS 5,8

  • Schmerzen haben Auswirkungen auf Bewegungsmuster

  • oft niedergeschlagene Stimmung, Depressionen, Angst und Frustration

  • Verlust der Unabhängigkeit

  • mangelndes Wissen zur Verhinderung von Druckgeschwüren

  • Betroffene leiden an Einschränkungen der Mobilität, wenn sie in unangenehmen Positionen liegen müssen oder durch Wechseldruckmatratzen und druckreduzierende Kissen beim Sitzen eingeschränkt sind oder sich unsicher fühlen

  • zusätzlich ist es belastend, wenn Betroffene für Lagerungen geweckt werden oder unattraktive Blickrichtungen über einen längeren Zeitraum aushalten müssen

  • Mangel an Privatheit in der Versorgung

  • Kontrollverlust über eigene Aktivitäten

Diabetisches Fußulcus

Definition

• ist auf zwei Folgen der Diabeteserkrankung zurückzuführen:

die diabetische Nervenerkrankung (Polyneuropathie) und die Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)

 

• 55 % der Patienten haben eine reine Polyneuropathie (eine Schädigung der autonomen, sensorischen und motorischen Nervenfasern)

 

• bei 10 % der Patienten liegt ausschließlich eine pAVK vor (durch Verengungen und Verschlüsse der Arterien kommt es zur Verminderung oder Unterbrechung des Blutkreislaufs, typische Symptome sind Schmerz und Wadenkrämpfe bei Bewegung)

 

• 15 % aller an Diabetes Erkrankten entwickeln im Laufe ihres Lebens eine Fußläsion (Rezidivquote in den ersten 5 Jahren immer noch bei 70 %)

Einschränkungen der allgemeinen Lebensqualität beim Diabetischen Fußulcus

  • größte Einbußen bei der körperlichen Mobilität und der sozialen Isolation

  • je länger die Wunde besteht, desto schlechter ist die Lebensqualität

  • Betroffene leiden öfter unter großer Müdigkeit und Lustlosigkeit (auch durch unzureichende Blutzuckereinstellung möglich), erleben ihre Situation als Kontrollverlust mit Angst vor der Zukunft und vor Amputation

  • tägliche Fußpflege wird als unbequem und belastend empfunden

  • Schmerzen (je nach Beteiligung der Nervenfasern heftige oder gar keine Schmerzen)

  • Mobilitätseinschränkungen als wesentlicher Faktor (betrifft Ausübung notwendiger täglicher Aktivitäten wie Hausarbeit, Auswahl und Tragen von Schuhen, körperliche Hygiene)

  • Angst vor einer weiteren Verletzung

  • reduzierte soziale Aktivitäten und Isolation, Langeweile

  • Abhängigkeit erhöht familiäre Spannungen

  • Frauen unternehmen größere Anstrengungen für Präventivmaßnahmen, zeigen größeres Interesse zu Fragen der Behandlung und Krankheit sowie mehr Engagement in der Selbstpflege

  • Männer agieren zurückhaltender in der Prävention und Selbstpflege

Wundexsudat und Mazeration

Definition

  • Mazeration

    • Aufquellen oder Erweichung, degenrative Veränderung des Gewebes in der WUndumgebung aufgrund längeren Einwirkens von Feuchtigkeit

       

  • Aufgabe des Wundexsudats: 

    • Hilfe bei der physiologischen Wundheilung

 

Überschuss an Exsudat →führt zu Wundheilungsstörungen in der Wunde selbst und zur Mazeration in der Umgebungshaut → ist ein erhöhtes Risiko für eine chronische Wunde (mazerierte Haut verliert natürliche Schutz- und Barrierefunktion und ist Eintrittspforte für Pilze und Bakterien)

Körperbildstörung
  • Das Körperbild besteht aus

    • Der Körperrealität (so wie der menschliche Körper tatsächlich ist, Gewicht, Größe, etc.)

    • Das Körperideal (so wie der Körper sein sollte, mentale Wahrnehmung, sozio-kulturell geprägt)

    • Die Körperpräsentation (was wir tun, damit unser Körper gesellschaftlich attraktiver erscheint)

 

  • Betroffene mit chronischen Wunden können unter Körperbildstörungen leiden. Die ist bei der Erhebung zu berücksichtigen. 

 

  • Fragen können sein: 

    • Wie wichtig war dem Betroffenen das Aussehen vor dem Auftreten der Wunde?

    • Welche Copingstrategien (Bewältigungsstrategien) hat der Betroffene? 

 

  • Der Betroffene sollte möglichst selber mit eigenen Worten beschreiben können.

  • Abfragen vorgegebener Punkte ist wenig hilfreich.

  • PFK achtet auf Rückzugsverhalten, Stimmungsschwankungen oder Trauerzeichen, außerdem Ernährungszustand, körperlicher Pflegezustand, Interesse am Gesundheitszustand. 

Nach oben scrollen
Scroll to Top