×
Wundmanager für Pflegedienstleitungen
1 von 2

Therapieformen

Medikamentöse Therapieformen zur Behandlung von Schmerzen

medikamentös: 

 

mit Schmerzmitteln (Analgetika) 

→ peripherwirkend

→ zentralwirkend

 

Grundsätze

  • nichtmedikamentöse Maßnahmen der Schmerztherapie ersetzenkeine medikamentöse Schmerztherapie, sie können diese nur ergänzen.

  • Placebo.

Medikamentöse Schmerztherapie

• Abstimmung mit dem Arzt und aller an der Versorgung beteiligten Berufsgruppen

 

• Beachtung des WHO-Stufenschemas

 

• Beachtung der 10-R-Regel

 

• Placebos – keine Aussage zu Verbot oder Empfehlungen
→ „Patienten haben einen rechtlichen Anspruch auf bestmögliche Schmerztherapie, jedoch nicht auf Schmerzfreiheit.“ (Ethik-Charta Dt. Schmerzgesellschaft)

Anwendung von Placebo (Bundesärztekammer)​

• Befürwortung des therapeutischen Einsatzes von Placebo unter folgenden Voraussetzungen:

 

– es ist keine geprüfte (Pharmako-)therapie vorhanden
– es handelt sich um relativ geringe Beschwerden und
– es liegt der ausdrückliche Wunsch des Patienten nach Behandlung vor

– es besteht Aussicht auf Erfolg einer Placebobehandlung bei dieser Erkrankung

 

• Aufklärung durch den Arzt (Nutzen und Risiko) wichtig!

Behandlung des Schmerzes mit Analgetika

peripher wirkende Analgetika

• Angriffspunkt liegt in der Peripherie, d.h. am Ort des Geschehens

• z.B. Grippe-, Rheuma- und Migränemittel wie Aspirin, Paracetamol

zentral wirkende Analgetika (auch starke Analgetika genannt)

 

• Angriffspunkt ist das Zentrale Nervensystem und Rückenmark

 

• Substanz: Opiate (auf Opium zurückzuführen) 

•  bewirken Schmerzhemmung

• übrige Sinnesqualitäten wie Temperatur- und Tastsinn sind nicht betroffen

• Verabreichung kann zur Abhängigkeit führen

• Verabreichung bei schwersten Schmerzzuständen, wenn andere Schmerzmittel/Schmerztherapien nicht mehr helfen 

Behandlung des Schmerzes mit Psychopharmaka

• Psychopharma = chemische Substanzen, die in den Gehirnstoffwechsel eingreifen (z.B. Neuroleptika, Antidepressiva, Tranquilizer)

• Anwendung von Neuroleptika und Antidepressiva in der Schmerzbehandlung

→ Neuroleptika bewirken emotionale Distanzierung vom Schmerz (z.B. Haldol)

→ Antidepressiva führen zur Stimmungsaufhellung und Angstreduktion (Durchbrechen des bei chronischen Schmerzen häufig anzutreffenden Teufelskreises) (“Schmerz-Depression-Angst-Schmerz”) 

 

Neuroleptika und Antidepressiva 

• Einsatz bei allen Schmerzzuständen

• schmerzlindernde Wirkung

 

Vorteile

• Wirkung von Analgetika wird gesteigert, sodass deren Dosis gesenkt werden kann

• eine Wirkung ist auch dann nachzuweisen, wenn die üblichen Schmerzmittel versagen

•lassen sich beliebig miteinander kombinieren

 

Prinzipien der medikamentösen Schmerztherapie laut DNQP

Auswahl der Analgetika nach dem WHO Stufenplan: 

 

WHO Stufe 1: Basismedikation für leichte Schmerzen mit Nichtopioiden

 

WHO Stufe 2: schwache Opioide in Kombination mit Nichtopioiden für mittelstarke Schmerzen

 

WHO Stufe 3: starke Opioide in Kombination mit Nichtopioiden für starke Schmerzen

Nebenwirkung von Schmerzmitteln

Es sind zu beobachten

 

  • Nebenwirkungen durch veränderte Pharmakokinetik und -dynamik als Verteilungsfähigkeit und Verteilungsgeschwindigkeit von Medikamenten

  • Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten 

  • Wirkungsbeginn, -dauer und -spitze

  • starke Müdigkeit

  • Grunderkankungen

  • Alter

  • Gewichtsveränderungen

• körper- und krankheitsbezogene Veränderungen

• Allergien gegen Inhaltsstoffe

• asymptomatische Magengeschwüre, etc.

• der Beipackzettel der Medikamente ist zu beachten

• bei festgestellten Unter- und Überdosierungen von
Medikamenten hat sich die PFK mit dem Arzt über die
weitere Vorgehensweise abzustimmen, dies betrifft die
Gefahr der Obstipation, des Delir bzw. die Gefahr der
Suchtabhängigkeit

Schmerzprophylaxe bei erwartbaren Schmerzen

• bspw. bei Handlungen, die beim Patienten mit Schmerzen einhergehen können

 

• hier sind pflegerische Tätigkeiten erst nach voller Entfaltung der Wirkung des Schmerzmittels umzusetzen

 

• in Abstimmung mit dem Arzt ist darauf hinzuwirken, dass bei Möglichkeit ein nicht-retardierendes Schmerzmittel (Mittel ohne verzögerte Wirkung) einzusetzen ist

Schmerzschema (Medikamentenblatt/ärztliche Verordnung)

• bspw. bei Handlungen, die beim Patienten mit Schmerzen einhergehen können

 

• hier sind pflegerische Tätigkeiten erst nach voller Entfaltung der Wirkung des Schmerzmittels umzusetzen

 

• in Abstimmung mit dem Arzt ist darauf hinzuwirken, dass bei Möglichkeit ein nicht-retardierendes Schmerzmittel (Mittel ohne verzögerte Wirkung) einzusetzen ist

 

Das Schmerzschema beinhaltet:

      • die zu verabreichenden Medikamente 

      • die Dosierungen

      • die Applikationsarten

      • Bedarfsmedikation

Das Schmerzschema

      • ist nur durch den Arzt auszufertigen, freiverkäuflichen zu erwerbende Mittel sind im Rahmen der Selbstmedikamentation möglich

      • Dokumentation der Ablehnung der Schmerzmedikation im Pflegebericht (Beratung)

Nichtmedikamentöse Schmerzbehandlung
  • sinnvoll: Kombination von medikamentösen und nicht nicht medikamentösen Verfahren

  • bei der Auswahl der Therapieverfahren Neigungen, Vorlieben und Wünsche älterer Menschen berücksichtigen (ältere Menschen bevorzugen physikalische Anwendungen, Massagen, Krankengymnastik)

  • grundsätzlich nur wenn der Patient/Bewohner dies wünscht und unter Umständen hier die Kosten trägt

  • bei nichtmedikamentösen Maßnahmen die die Pflegekraft nicht selbst umsetzen kann, vermitteln diese soweit möglich fachliche Dritte

  • bei der Umsetzung der Maßnahmen gilt „Versuch und Irrtum“, um heraus zu finden welche Maßnahme von Patienten angenommen wird

Nichtmedikamentöse Therapieformen
  • Positionieren

  • emotionales Ablenken (TV, Humor, Musik, Trost, Gespräche, Zuwendung, Angstvermeidung, Singen, Beten, Nutzung von Aussagen über sich selbst, einen Rhythmus klopfen, taktile Reize durch ungewohnte Oberflächen, z.B. Sandpapier, Igelbälle, etc.)

  • Einsatz von Tieren

  • Berürung/Basale Stimulation

  • Einbindung physio- und psychotherapeutischer Maßnahmen

  • Bewegung und Mobilisation

  • bei Kindern zusätzlich: Handpuppen Berührung, körperliche Aktivitäten, Luftblasen, Arm/Handdrücken/Denkaufgaben, Dinge zählen, Imagination (sich Bilder in der Fantasie vorstellen), Humor, Bilderbücher, Videos, Spiele, Lob und Belohnung, Rollenspiele, Atemnübungen, Beziehung der Eltern, Bäder

Akupunktur und Akupressur
Akupunktur

• Einstechen von Nadeln in Akupunkturpunkte auf der Haut und Erwärmen dieser

 

• durch das Einstechen der Nadeln Beeinflussung des Qi (Lebensenergie)

 

• seit 18.04.2006 Anerkennung als Kassenleistung im Rahmen einer Schmerztherapie

Akupressur

• Massage bestimmter Punkte mit Hilfe der
Fingerkuppen

Stimulationstherapie (elektrische Impulse)

• kleines implantiertes Gerät (so genannter Neurostimulator) zur Erzeugung elektrischer Impulse geringer Intensität, der die Übertragung der Schmerzen über die Nerven an das Gehirn beeinflusst

• schmerzende Körperbereiche werden durch andere Empfindungen überlagert, z.B. Kribbeln, Massageeffekt

Wärme- und Kälteanwendungen
Wärmebehandlung

• schmerzlindernde und entspannende Wirkung durch heiße Packungen (Fango), Bäder oder wärmestauende Wickel

Kältebehandlung

• entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung bei Anwendung von Kälte in Form von Eispackungen, Eismassagen oder auch tiefgekühlter Luft

Krankengymnastik

• funktionelles Üben fördert aktiv die Beweglichkeit von Muskeln und Gelenken

 

• Einsatz in der Regel als Teil der Behandlung einer bestehenden Krankheit oder in der Nachbehandlung von Krankheiten, Operationen oder Unfällen

 

• Vielzahl von Verfahren, die je nach Erkrankung eingesetzt werden

 

• Anwendungsgebiete bei Schäden am Bewegungsapparat und Haltungsschäden, auch spezielle Übungen zur Förderung der Herz- und Lungenfunktion oder bei Bewegungsstörungen (z.B. nach einem Schlaganfall oder bei spastischen
Lähmungen)

Massage

Anwendung von Massagen der unterschiedlichsten Form in der Schmerztherapie mit folgenden schmerzlindernden Effekten:

 

• Freisetzung von Neurotransmittern

 

• Förderung der Durchblutung

 

• Herabsetzung des Muskeltonus

 

• Förderung des Abtransportes chemischer Substanzen, die Schmerzen verursachen

 

• Dehnung des Bindegewebes

Psychologische Trainings

• eine auf Autosuggestion (Training des eigenen Bewusstseins) basierende Technik zur Entspannung

 

• Linderung und Heilung von Schmerzen mittels Suggestion

 

• durch den Ruhestand des Körpers Entspannung der Muskeln, gute Durchblutung und Gefühl der Wärme

 

• Hypnose, Meditation, geleitete Imaginationen

Mögliche positive Auswirkungen nicht-medikamentöser Maßnahmen

 

emotionale/psychische Auswirkungen

physische Auswirkungen

emotionale Belastung

Stimulation des sympathischen Nervensystems

wahrgenommene Bedrohung

Muskelentspannung

Müdigkeit

Herzfrequenz ↓ 

Angst

Blutdruck

Stärkung von Bewältigungsstrategien

Sauerstoffzufuhr

Kontrolle über Schmerzen

Freisetzen von endogenen Schmerz reduzierenden Substanzen

Wohlbefinden

 

Hoffnung

 

Schlafqualität

 

Lebensqualität

 
Inhalte der Information, Anleitung und Schulung

• Ziele, Möglichkeiten und Grenzen des Schmerzmanagements

 

• Selbsteinschätzung von Schmerz mittels standardisierter Skalen

 

• konsequente und zeitgerechte Einnahme der verordneten Medikamente

 

• Identifizieren, Einschätzen sowie Vorbeugen und Lindern von Nebenwirkungen

 

• Kenntnis über und Anwenden von nicht-medikamentösen Maßnahmen

 

• Anleitung zu praktischen Übungen, z.B. Erlernen von schmerzreduzierenden Bewegungsabläufen

Nach oben scrollen
Scroll to Top