Grundlagen der Heilpädagogik

Was bedeutet Heipädagogik?
Begründer der Heilpädagogik
  • Jan Daniel Georgens *12. Juni 1823 in Leistadt

  • † 9.November 1886 in Bad Doberan

  • wissenschaftlicher Pädagoge

  • 1856 Gründung der „Heilpflege-Erziehungsanstalt Levana“ mit seiner Frau Jeanne Marie von Gayette-Georgens (Schriftstellerin und Pädagogin)

  • Heinrich Marianus Deinhardt *29.Januar 1821 Niederzimmern

  • † 11.März 1880 in Wien

  • Reformpädagoge und Begründer der Heilpädagogik

  • 1856 Gründung der „Heilpflege-Erziehungsanstalt Levana“ einer Erziehungsanstalt für geistig schwache Kinder

  • 1861 und 1863 veröffentlichte er zusammen mit Georgens ein zweibändiges Werk mit dem Titel: “Die Heilpädagogik. Mit besonderer Berücksichtigung der Idiotie und der Idiotenanstalten”.

Definiton

Die Heilpädagogik ist ein Teilbereich der Pädagogik. Ihre Aufgabe ist es, Menschen mit Verhaltensauffälligkeiten oder Verhaltensstörungen oder mit geistigen, körperlichen und sprachlichen Beeinträchtigungen durch den Einsatz pädagogisch-therapeutischer Angebote zu helfen.

 

–> Somit wird heilpädagogisches Handeln dann notwendig, wenn die übliche Erziehung zu versagen droht oder bereits versagt hat.

Was ist Heilpädagogik
  • Heilpädagogisches Handeln zielt darauf ab, Entwicklungsmöglichkeiten von Menschen zu unterstützen, ihre Entwicklungsprozesse zu begleiten sowie den Menschen die Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen.

  • Im Mittelpunkt des heilpädagogischen Handelns steht die Beziehung zwischen dem Betroffenen und dem Heilpädagogen. Eine gute Beziehung ist Vorraussetzung für die Entwicklung und Erweiterung von Kompetenzen. (gleiche Ansätze wie in der Pflege)

  • Das heilpädagogische Handeln besteht aus dem theoretischen und dem praktischen Umgang mit den Menschen, deren Entwicklung verzögert oder erschwert ist oder bei denen eine Behinderung besteht oder droht.

 

  • Die Beeinträchtigungen oder Behinderungen können in den Bereichen Sprache, Sensomotorik, Kognition, Sozialverhalten und/oder Emotion in verschiedenen Stärken auftreten.

 

  • Der Heilpädagoge versucht, Zusammenhänge über die Problematik des betreffenden Menschen zu erkennen, zu deuten und positiv zu beeinflussen. Dabei steht die ganzheitliche Förderung im Mittelpunkt.

Was bedeutet aktivierende Pflege?
  • = Hilfe zur Selbsthilfe

  • der Pflegebedürftige soll langfristig eine größtmögliche Selbstständigkeit bei der Durchführung alltäglicher Bewegungsabläufe wiedererlangen

  • individuelle Ressourcen werden berücksichtigt

  • Ziel ist es nicht den Pflegebedürftigen körperlich oder geistig zu überfordern

  • er soll in seinem eigenen Agieren gestärkt und ermutigt werden

Das Selbstbestimmungsrecht in der Heilpädagogik und der Pflege?

Das Recht auf Selbstbestimmung ist bereits im Grundgesetz verankert: Artikel 2 Absatz 1: (1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.

  • Auch hier ist es wichtig den Blick auf die Ressourcen zu richten: Welche Möglichkeiten hat der Mensch, Selbstbestimmung auszudrücken? Wie äußert er es(nonverbal)? Kann ich ihm Raum lassen um selbst zu bestimmen? Kann ich es zu lassen das er Handlungen ablehnt?

  • Egal ob Pflegeplanung oder Gesamtplan, darin muss stehen was der Mensch Selbstbestimmt leisten kann z.B. ob er seine Kleidung selber wählen kann, wenn man sie ihm zeigt

Historische Behandlung/Betreuung?
  • Behinderte – werden im Erwachsenalter/Alter nicht als alte Menschen wahrgenommen und noch als Kinder behandelt

  • Pflege: Alte Menschen (gerade mit Demenz) werden infantilisiert

Ziel der Heilpädagogik
  • Es soll nach dem Paradigma der Ressourcenorientierung gearbeitet werden. Im Fokus der heilpädagogischen Arbeit steht nicht die Beseitigung von Krankheiten und Defiziten, sondern die Förderung von Fähigkeiten und Stärken, welche die Person handlungsfähig machen.

  • Seine Ich-Kompetenz (gute Beziehung zu sich selbst), seine Sozialkompetenz (gute Beziehung zu anderen Menschen) und seine Sachkompetenz sollen gestärkt werden.

  • ähnliche Ansätze finden sich in der Pflege

Wie wende ich Heilpädagogik an
  • Es gibt nicht „die“ Methode oder „die“ Vorgehensweise, man geht bei jedem Klienten individuell vor

  • Oberste Priorität hat die authentische und tragbare Beziehung zu dem Klienten (Bezugsperson)

  • Es findet eine heilpädagogische Diagnostik(=Entscheidungsfindung) statt
    –> man findet geeignete Ansatzmöglichkeiten die einer heilpädagogischen Förderung dienen

  • In der Pflege: Anamnese/SIS, Pflege- bzw. Maßnahmeplanung, Umsetzung pflegerischer Interventionen, Evaluation

  • Man findet also den IST Zustand heraus und ergänzt diesen durch den WAS SOLL und wie dieses erreicht werden kann

  • Man versucht nicht wie in der Medizin durch die Diagnose die Ursache zu bekämpfen, sondern den beeinträchtigten Menschen zu unterstützen sich so anzunehmen wie er ist

  • Es findet ein intraindividueller Vergleich statt, d.h. Entwicklungsschritte eines Klienten werden zu einem späteren Zeitpunkt mit ihm selbst verglichen

Zum Beispiel: „Vor 3 Monaten konnte Herr Mustermann noch nicht selbstständig den Löffel zum Mund führen, heute ist es ihm möglich.“

–> so wird die heilpädagogische Fördermethode auf ihre Effektivität sichtbar gemacht und kann gegebenenfalls geändert werden

Wer ist Paul Moor?
  • Paul Moor *27. Juli 1899 in Basel

  • † 16.August 1977 in Meilen

  • Schweizer Heilpädagoge

  • Thema seiner Dissertation war: Die Verantwortung im heilpädagogischen Helfen

  • Paul Moor veröffentlichte etwa 100 Schriften, darunter 1965 das verbreitete Lehrbuch Heilpädagogik

  • Er leitete das Heilpädagogische Seminar in Zürich und übernahm 1951 auch den Lehrstuhl für Heilpädagogik an der Universität Zürich als außerordentlicher Professor

Erst verstehen, dann erziehen.

Grundhaltungen und Arbeitsweisen der Heilpädagogik nach Moor

Grundhaltungen

  • Erst verstehen, dann erziehen

  • Nicht gegen den Fehler, sondern für das Fehlende

  • Nicht nur das Kind, auch seine Umgebung ist zu erziehen

Arbeitsweisen

  • Anamnese und Diagnostik (Beobachtung, Test)

  • Methoden der Heilpädagogik

  • Elternarbeit, Angehörigenarbeit, Umfeldarbeit (systemische Sichtweise) „Selbsterziehung“ des Heilpädagogen im Sinne einer ständigen Selbstreflexion und Evaluation seiner Tätigkeit

"Wir müssen das Kind verstehen, bevor wir es erziehen... Wo immer ein Kind versagt, haben wir nicht nur zu fragen: Was tut man dagegen? Pädagogisch wichtiger ist die Frage: Was tut man dafür? Nämlich für das, was werden sollte und werden könnte... Wir haben nie nur das entwicklungsgehemmte Kind als solches zu erziehen, sondern immer auch seine Umgebung... Alle die keinen inneren Halt besitzen, brauchen Menschen, die ihrerseits einen inneren Halt besitzen, als äußeren Halt. Dieser kann aus Strukturen, Lebensfreude, Hilfe bei der Lebensgestaltung und Alltagsbewältigung bestehen.„

Dignostik in der Heilpädagogik
Diagnostikverfahren

Intelligenzdiagnostik

  • HAWIK IV (Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Kinder)

  • K-ABC (Kaufma Assesment Battery for Children)

  • AIT (Analytischer Intelligenztest)

  • BIVA (Bildbasierter Intelligenztest für das Vorschulalter)

  • BT 1-2 (Bildertest für 1. und 2. Klassen)

  • KFT-K (Kognitiver Fähigkeitstest – Kindergartenform)

  • AWST-R (Aktiver Wortschatztest für 3- bis 5-jährige Kinder – Revision)

  • SON-R 21⁄2-7 (Non-verbaler Intelligenztest)

  • KFT-K (Kognitiver Fähigkeitstest – Kindergartenform)

  • IDS-P (Intelligenz- und Entwicklungsskalen für das Vorschulalter)

Wahrnehmungsdiagnostik

  • MOT 4-6 (Motoriktest für 4- bis       6-jährige Kinder)

  • D2 (Aufmerksamkeits-Belastungs-Test)

  • FEW (Frostigs Entwicklungstest für die visuelle Wahrnehmung)

  • FEW-JE (Frostigs Entwicklungstest der visuellen Wahrnehmung – Jugendliche und Erwachsene)

  • MSVK Marburger Sprachverständnistest für Kinder

  • ATK (Abzeichentest für Kinder)

  • MAUS (Münchner Auditiver Screeningtest für Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen)

  • Diagnostik mit Pfiffigunde (Ein kindgemäßes Verfahren zur Beobachtung von Wahrnehmung und Motorik)

  • Sensomotorische Förderdiagnostik (Praxishandbuch zur Entwicklungsüberprüfung)

Schulleistungsdiagnostik

  • DRT 1 (Diagnostischer Rechtschreibtest für die 1. Klasse)

  • DRT 2 (Diagnostischer Rechtschreibtest für die 2. Klasse)

  • HSP 1-9 (Hamburger Schreibprobe 1-9)

  • BEDS (Beurteilungsbogen für Erzieherinnen zur Diagnose der Schulfähigkeit)

  • ADST (Allgemeiner Deutscher Sprachtest)

  • BSSK (Bildertest zum sozialen Selbstkonzept)

  • BASYS (Beobachtungssystem zur Analyse aggressiven Verhaltens in schulischen Settings)

  • BEDS (Beurteilungsbogen für Erzieherinnen zur Diagnose der Schulfähigkeit)

  • MÜSC (Münsteraner Screening)

  • TeDDy-PC (Test zur Diagnose von Dyskalkulie)

Persönlichkeitsdiagnostik

  • FBT (Familien-Beziehungs-Test)

  • Baum-Tests (Mit einer Einführung in die symbolische und graphologische Interpretation)

  • SAT (Schulangst-Test)

  • H-B-M (Haus-Baum-Mensch-Test)

  • FIT (Familie in Tieren)

  • FTT (Märchentest, Deutschsprachige Ausgabe des “Fairy Tale Test” (FTT), ein projektiver Persönlichkeitstest für Kinder)

  • SRST-K (Selbstregulations-Strategientest für Kinder)

  • HAPEF-K (Hamburger Persönlichkeitsfragebogen für Kinder)

Methoden der Heilpädagogik

In Ansätzen finden sich ähnliche Methoden in der Pflege von kranken und alten Menschen wieder.

Umfeldarbeit in Heilpädagogik und Pflege
  • es ist unerlässlich die Bezugspersonen in die heilpädagogische Arbeit mit einzubeziehen

  • Genauso ist es wichtig das der Heilpädagoge an seiner Person arbeiten muss
    –> er ist Fähig sich selbst zu reflektieren und Veränderungen zuzulassen

  • Nur dann ist es ihm möglich, den Weg mit allen Beteiligten zu einem besseren
    „Soll-Zustand“ zu gehen

  • Jeder Mensch hat ein Recht auf Autonomie und Wahrung seiner Rechte

Schwerpunkte der heilpädagogischen Arbeit

Den Bedürfnissen des Klienten entsprechend liegt der Schwerpunkt der heilpädagogischen Arbeit in Bereichen wie z.B.

  • Stärkung des Selbstvertrauens und Selbstwertgefühls

  • Erfahrung von Selbstwirksamkeit

  • Förderung der Fähigkeit zur Selbstbeobachtung, Selbsteinschätzung und Selbstehrlichkeit

  • Stärkung und Förderung der sozialen Kompetenz

  • Nachholen fehlender Erfahrungen

  • Förderung der Konzentrationsfähigkeit

  • Psychomotorische Förderung

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