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Wundmanager für Pflegedienstleitungen
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Aufgaben in der Dekubitusprophylaxe

Aufgaben der Pflegekräfte

• Fähigkeit der Pflegekräfte, das Dekubitusrisiko des Bewohners/Patienten systematisch, rechtzeitig, sicher einzuschätzen sowie zu dokumentieren und entsprechende Maßnahmen einzuleiten und durchzuführen

Voraussetzung:

 

• aktuell gültiges Wissen zur Dekubitusentstehung, d.h. über Wissen zu Aufbau und Funktion der Haut, Ursachen und Risikofaktoren für die Entstehung von Dekubitus, Anzeichen eines bestehenden Dekubitusrisikos, gefährdete Körperstellen

 

• Wissen zu druckentlastenden und die Eigenbewegung fördernden Maßnahmen und sichere Anwendung haut- und gewebeschonender Bewegungs-, Positionierungs- und Transfertechniken

Druckentlastung durch

Förderung der Eigenbewegung der Patient:innen/Bewohner:innen

  • Schwerpunkt auf Ermutigung und Anleitung zu sowie der Begleitung bei Bewegungen im Rahmen der Aktivitäten des täglichen Lebens

  • jede Unterstützung des Transfers von Betroffenen in eine andere Körperposition, z.B. für die Körperpflege oder die Einnahme von Mahlzeiten als Anregung zur selbstständigen Mobilität und zum Training erforderlicher funktioneller Fähigkeiten nutzen

 

Sicherstellung angemessener Körperpositionen im Liegen bei unzureichender Eigenbewegung

  • Reihenfolge der Körperpositionen:

    • regelmäßiger Wechsel möglichst zwischen Rechtsseiten-, Rücken- und Linksseitenlage

  • Positionierung in Seitenlage

    • Seitenlage 30-40°

    • Vermeidung von 90°-Seitenlage

  • Positionierung des Oberkörpers

    • Oberkörperhochlage um maximal 30°

  • Positionierung in Bauchlage

    • bei Verwendung einer druckverteilenden Unterlage und Freilage besonders druckbelasteter Stellen am Gesicht und Körper

    • Beurteilung des Hautzustands gefährdeter Körperstellen (z.B. Thorax, Knie, Beckenkamm, Schambein, Penis) bei jeder Rotation

  • Wechselintervalle

    • Brandbreite der untersuchten Intervalle 2 – 6 Stunden, teilweise gekoppelt mit unterschiedlichen Positionierungen und Auflageflächen, keine klaren Vorteile für bestimmte Intervalle

    • Intervalle patienten-/bewohnerindividuell abhängig von Gewebetoleranz und Hautzustand, Mobilitätsstatus, allgemeinem Gesundheitszustand, Therapiezielen und Patienten-/Bewohnerkomfort wählen

 

Sicherstellung angemessener Körperpositionen im Sitzen bei unzureichender Eigenbewegung 

  • Wahl einer Position, die

    • Körperstabilität, Komfort und Handlungsfreiheit für die Betroffenen gewährleistet

    • den Druck auf gefährdete Stellen reduziert 

    • das Heruntergleiten der Betroffenen vermeidet (Verwendung von Armlehnen und Fußstützen) 

    • eine sichere Position der Füße auf dem Boden oder Fußstützen gewährleistet

    • eine inadäquate Streckung des Kniegelenks und der Achillesferse bei Hochlage der Beine vermeidet 

    • eine optimale Positionierung der Beine gewährleistet, z.B. 90°-Beugung in Hüft- und Kniegelenken und im Knöchel, Vermeidung einer Beugung > 90° im Hüftgelenk

  • Dauer/Intervalle

    • zeitliche Begrenzung des Sitzens in einer Position ohne Druckentlastung 

 

Vorgehen bei der Wechsel-Positionierung und jedem Transfer

  • Assessment bei jeder Positionierung/jedem Transfer

    • Beobachtung der Haut und der Druckbelastung, insbesondere an Fersen und weiteren besonders gefährdeten Stellen (Knochenvorsprünge)

    • Einschätzung des allgemeinen Wohlbefindens der Betroffenen

  • Techniken/Hilfsmittel

    • Verwendung von druck- sowie reibungs- und scherkraftarmen manuellen Techniken und Hilfsmittels

    • unverzügliche Entfernung verwendeter Transferhilfsmittel von der Auflagefläche, es sei denn, diese sind speziell für die Verwendung als Auflage spezifiziert 

 

vollständige Entlastung stark gefährdeter Körperstellen von äußerer Druck- und Scherkrafteinwirkung („Freilage“)

  • Positionierung auf besonders gefährdete Stellen

    • keine Positionierung auf gefährdete Stellen mit Erythem (Hautrötungen) oder auf bestehendem Dekubitus, d.h. vollständige Freilage dieser Stellen

  • kontinuierliche und vollständige Freilage der Fersen:

    • auf gleichmäßige Druckverteilung entlang der aufliegenden Ferse achten

    • Spannung der Achillesferse vermeiden

    • Beugung im Kniegelenk um 5 – 10° 

    • vollständige Freilage bei Menschen mit Rückenmarksverletzungen und während Operationen

 

Vermeidung bzw. Reduktion der therapiebedingten Einwirkung von Druck und Scherkräften, z.B. infolge von Zu- oder Ableitungen

  • Vermeidung jeglicher Druckeinwirkung durch Medizinprodukte

  • Vermeidung von Druckeinwirkung durch Zu- und Ableitungen

    • zusätzliche Hautinspektionen (häufiger als 2x täglich)

    • Indikations- und sachgerechte Anwendung (Lage, Größe, Material)

    • sofortige Entfernung bei Kontraindikationen

    • spezielle Hautpflege und Verwendung von schützenden Auflagen

    • regelmäßige Wechsel der Position der Zu- und Ableitungen

Der individuelle Bewegungsförderungsplan

trifft Aussagen zu 

  • Name des Betroffenen

  • benutzte Hilfsmittel

  • individuelle Positionswechsel und Bewegungszeiten

  • generelle Abweichungen (z.B. Ablehnung)

  • Festlegungen von möglichen Positionswechseln/Bewegungen unter Beachtung vorhandener Einschränkungen

Zur Dokumentation 

  • Die Durchführung der Interventionen (Maßnahmen)

  • die Ergebnisse der regelmäßigen Verlaufsbeobachtungen

  • ggf. vorgenommene Änderungen sind 

    • vollständig

    • inhaltlich plausibel

    • für alle Beteiligten leicht nachvollziehbar zu dokumentieren

  • d.h. Abweichungen von geplanten Interventionen, inkl. der Nichtdurchführung, sind zu begründen und Konsequenzen für das weitere Vorgehen sind transparent zu machen

Druckverteilende und druckentlastende Hilfsmittel

Auswahl der einzusetzenden druckverteilenden Hilfsmittel nach folgenden Kriterien:

 

• prioritäre Pflege- und Therapieziele

 

• Möglichkeiten der Eigenbewegung des Patienten/Bewohners

• gefährdete Körperstellen

• Gewicht des Patienten/Bewohners

• Abwägung von Kosten und Nutzen

• Wünsche und Bedürfnisse des Patienten/Bewohners

• Überversorgung vermeiden

 

Das beste Hilfsmittel gibt es nicht, denn die Qualität eines Hilfsmittels richtet sich vielmehr immer nach dem Grad des individuellen Nutzens für den Patienten/Bewohner.

Nicht empfohlene Hilfsmittel

• Gel- und Wasserkissen

 

• Verwendung von Lagerungsringen

 

• Felle jeder Art

 

• Wassermatratzen

 

• Watteverbände

 

• Hydrokolloid-Verbände

Techniken für die Bewegungsförderung und Wechselpositionierung
  • Notwendigkeit druck- und scherkraftarmer Vorgehensweisen bei allen Techniken und Einsatz von Hilfsmitteln

 

  • Befürwortung des Prinzips des „Hebens statt des Ziehens betroffener Personen“

 

  • liegt in Verantwortung der Einrichtung (z.B. Kinästhetik)

Hautreinigung und Hautpflege
  • grundsätzlich immer eine individuelle Hautreinigung, -schutz und -pflege

 

  • Haut trocken und sauber halten und milde, ph-neutrale Hautreinigungsmittel benutzen

 

  • gefährdete Körperstellen nicht massieren oder reiben

 

  • bei vorliegender Inkontinenz Produkte zum Schutz der Hautbarriere verwenden

 

  • spezielle Hautpflegeprodukte zur Vermeidung eines Dekubitus können nicht empfohlen werden

 

  • Maßnahmen zum Hautschutz zur Hautpflege sind als Ergänzung zu den druckentlastenden/-verteilenden Maßnahmen anzusehen

Beratung und Anleitung der Patient:innen/Bewohner:innen und deren Angehörigen

WICHTIG

  • stärkere Einbeziehung von Patient:innen/Bewohner:innen und deren pflegenden Angehörigen 

  • Selbstbestimmungsrecht beachten

Ziel der Anleitung und Beratung

  • Förderung der Eigenbewegung

  • Durchführung der Hautinspektion

  • Durchführung druckentlastender Interventionen

  • adäqater Einsatz von druckverteilenden Hilfsmitteln

  • Förderung Motivation

  • Bereitstellung von Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten

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