Einschätzung des individuellen Risikos mithilfe einer Risikoskala allein nicht ausreichend
zusätzlich muss eine klinische Beurteilung erfolgen
Klassifizierung nach EPUAP
Das European Pressure Ulcer Advisory Panel (EPUAP) ist eine unabhängige, gemeinnützige Organisation, die sich auf die Prävention und Behandlung von Druckgeschwüren (auch bekannt als Dekubitus) spezialisiert hat. Es wurde im Jahr 1996 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Nijmegen, Niederlande.
Das Ziel des EPUAP ist es, das Bewusstsein für Druckgeschwüre zu erhöhen, indem es evidenzbasierte Empfehlungen zur Prävention, Diagnose und Behandlung bereitstellt. Dazu werden Konferenzen, Schulungen und Workshops für Fachleute im Gesundheitswesen organisiert.
Die EPUAP-Klassifikation ist eine international anerkannte Klassifikation von Druckgeschwüren. Sie wurde vom European Pressure Ulcer Advisory Panel entwickelt, um eine standardisierte und konsistente Bewertung von Druckgeschwüren zu ermöglichen.
Die EPUAP-Klassifikation basiert auf der Beobachtung von vier Schlüsselfaktoren: Tiefe des Gewebeschadens, Ausdehnung des Schadens, Art des Gewebeschadens und der betroffenen Körperregion.
Kategorie I: Nicht wegdrückbares Erythem
• Intakte Haut mit nicht wegdrückbarer Rötung eines lokalen Bereichs gewöhnlich über
einem knöchernen Vorsprung
• Bei dunkel pigmentierter Haut ist ein Abblassen möglicherweise nicht sichtbar, die
Farbe kann sich aber von der umgebenden Haut unterscheiden.
• Der Bereich kann schmerzhaft, härter, weicher, wärmer oder kälter im Vergleich zu
dem umgebenden Gewebe sein.
• Es kann schwierig sein, Kategorie I bei Personen mit dunkler Hautfarbe zu entdecken.
Kann auf „gefährdete“ Personen hinweisen (Hinweis auf ein mögliches Risiko).
Kategorie II
• Teilzerstörung der Haut (bis in die Dermis/Lederhaut), die als flaches, offenes Ulcus mit einem rot bis rosafarbenen Wundbett ohne Beläge in Erscheinung tritt.
• Kann sich auch als intakte oder offene/ruptierte, serumgefüllte Blase darstellen.
• Manifestiert sich als glänzendes oder trockenes, flaches Ulcus ohne Beläge oder Bluterguss. Ein livide Verfärbung weist auf eine tiefe Gewebeschädigung hin.
• Diese Kategorie sollte nicht benutzt werden, um Skin Tears (Gewebezerreißungen), verbands- oder pflasterbedingte Hautschädigungen, perineale (zum Damm gehörig) Dermatitis, Mazerationen oder Exkoriation (Abschürfung) zu beschreiben.
Kategorie III
• vollständiger Gewebeverlust
• Subkutanes Fett kann sichtbar sein, aber Knochen, Sehne oder Muskel liegen nicht offen.
• Beläge können vorhanden sein, die aber nicht die Tiefe des Gewebeverlustes verdecken.
• Es können Taschenbildungen oder Unterminierungen vorliegen.
• Die Tiefe kann je nach anatomischer Lokalisation variieren.
• Der Nasenrücken, das Ohr, das Hinterhaupt und der Knöchel haben kein subkutanes
Gewebe und Ulcera können dort oberflächlich sein.
• Im Gegensatz dazu können besonders adipöse Bereiche einen extrem tiefen Dekubitus entwickeln.
• Knochen/Sehnen sind nicht sichtbar oder direkt tastbar.
Kategorie IV
• Vollständiger Gewebeverlust mit freiliegenden Knochen, Sehnen oder Muskeln.
• Beläge oder Schorf können an einigen Teilen des Wundbettes vorhanden sein.
• Es können Taschenbildungen oder Unterminierungen vorliegen.
• Die Tiefe variiert je nach anatomischer Lokalisation.
• Der Nasenrücken, das Ohr, das Hinterhaupt und der Knöchel haben kein subkutanes Gewebe und diese Ulcera können oberflächlich sein.
• Ulcera können sich in Muskeln und/oder unterstützenden Strukturen ausbreiten (z.B. Faszia, Sehne oder Gelenkkapsel) und eine Osteomyelitis verursachen.
• Offenliegende Knochen/Sehnen sind sichtbar oder direkt tastbar.
Keiner Kategorie zuordenbar: Tiefe unbekannt
• Ein vollständiger Gewebeverlust, bei dem die Basis des Ulcus von Belägen (gelb, hellbraun, grau, grün oder braun) und/oder Schorf im Wundbett bedeckt ist.
• Bis genügend Beläge und/oder Schorf entfernt ist, um den Grund der Wunde offenzulegen, kann die wirkliche Tiefe und daher die Kategorie nicht festgestellt werden.
• Stabiler Schorf (trocken, festhaftend, intakt ohne Erythem und Flüssigkeit) an den Fersen dient als „natürlicher (biologischer) Schutz des Körpers“ und sollte nicht entfernt werden.
Vermutete tiefe Gewebeschädigung: Tiefe unbekannt
• Livid oder rötlichbrauner, lokalisierter Bereich von verfärbter, intakter Haut oder blutgefüllte Blase aufgrund einer Schädigung des darunterliegenden Weichgewebes durch Druck und/oder Scherkräfte.
• Diesem Bereich vorausgehen kann Gewebe, das schmerzhaft, fest, breiig, matschig, im Vergleich zu dem umliegenden Gewebe wärmer oder kälter ist.
• Es kann schwierig sein, tiefe Gewebeschädigungen bei Personen mit dunkler Hautfarbe zu entdecken.
• Bei der Entstehung kann es zu einer dünnen Blase über einem dunklen Wundbett kommen.
• Die Wunde kann sich weiter verändern und von einem dünnen Schorf bedeckt sein.
• Auch unter optimaler Behandlung kann es zu einem rasanten Verlauf unter Freilegung weiterer Gewebeschichten kommen.