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Epidemiologie & Nerven- und Durchblutungsstörungen

Definition

• eine Infektion, Ulzeration und/oder
Zerstörung tiefer Gewebe am Fuß,
verbunden mit neuropathischen

Störungen oder peripheren arteriellen Durchblutungsstörungen (pAVK) unterschiedlichen Grades am Unterschenkel

 

• je älter die Betroffenen, desto häufiger ein Mischbild aus arterieller und neuropathischer Erkrankung

St. Vincent Deklaration von 1989

• internationale Tagung in St. Vincent (Italien) unter der Schirmherrschaft der WHO mit allen Gesundheitsministerien und Patientenorganisationen aus allen europäischen Ländern


• Verabschiedung einer Deklaration zur Verhinderung schwerer Folgeschäden bei Diabetes mellitus

Ziele (Auszug)

• neues Bewusstsein entwickeln (Wecken des Bewusstseins in der Bevölkerung und unter den Fachleuten der Gesundheitsversorgung hinsichtlich der gegenwärtigen Möglichkeiten und künftiger Erfordernisse zur Prävention des Diabetes und seiner Folgeschäden)

 

• Schulung für Diabetiker (Organisation von Training und Schulung für Diabetiker aller Altersstufen einschließlich deren Familien, Freunde und Arbeitskollegen sowie für das Diabetes Team selbst in der Versorgung von Diabetikern sowie im Management deren Betreuung)

 

• Diabetiker müssen bestmöglich in die Gesellschaft integriert werden.

• Umsetzung effektiver Maßnahmen zur Prävention kostenaufwendiger Folgeschäden

• Verminderung neuer Diabetes bedingter Erblindungen um ein Drittel oder mehr

• Verringerung neu auftretenden terminalen Nierenversagens wegen Diabetes um mindestens ein Drittel

• Senkung der Zahl von Amputationen aufgrund Diabetes bedingter Gangrän um mindestens die Hälfte

• Verminderung der Morbidität und Mortalität bei koronarer Herzerkrankung von Diabetikern mittels intensiver Programme zur Verringerung der Risikofaktoren

Epidemiologie

• Durch Vorliegen einer diabetischen Neuropathie oder einer arteriellen Durchblutungsstörung ist ein Viertel der diabetischen Bevölkerung mit einem erhöhten Risiko für Fußverletzungen behaftet.

 

• Jedes Jahr tritt bei 3-7 % der Diabetiker erstmals eine Fußläsion auf.

 

• Nach Abheilung der Verletzung steigt das Risiko für das Erleiden einer erneuten Ulzeration (Rezidiv) je nach Qualität der Nachbetreuung auf 30 – 100 % (entsprechend einer erneuten Verletzung pro Patient) jährlich.

 

• Noch immer enden jährlich über 20.000 Fußläsionen bei Diabetikern in Deutschland mit einer Amputation.

 

• Nach erfolgter Amputation verlassen 20 % der Patienten das Krankenhaus nicht mehr lebend.

 

• Innerhalb von drei Jahren erleiden 50 % dieser Patienten auch auf der Gegenseite eine Amputation.

 

• Fünf Jahre nach der ersten Amputation sind 3/4 der betroffenen Patienten verstorben.

Nervenstörungen
Folge von Nerven- und Durchblutungsstörungen

• Erkrankungen des Nervensystems im Rahmen eines Diabetes mellitus sind sehr häufig

 

• das Erkrankungsrisiko hängt von der Dauer der Diabetes und der Stoffwechsellage ab (dauerhaft hyperglykämische Blutzuckerwerte als entscheidender Faktor)

 

• nach ca. 10-jähriger Krankheitsdauer ist die Hälfte aller Diabetiker betroffen

 

periphere sensomotorische Polyneuropathie:

• häufigste diabetische Nervenstörung

• vor allem an den Füßen und Unterschenkeln meist beidseitig bemerkbar

• wichtige Rolle bei der Entstehung des diabetischen Fußes

Symptome

• vermindertes Vibrations- und Berührungsempfinden

 

• vermindertes Schmerz- und Temperaturempfinden

 

• Missempfindungen wie Kribbeln oder
Ameisenlaufen

 

• Burning feet syndrom (umgangssprachlich

brennende Füße, brennende Missempfindungen an der Fußsohle)

 

• verminderte Reflexe, z.B. Achillessehnenreflex

 

• schlaffe Muskellähmungen

• in 80-90 % der Fälle geht dem Fußulcus ein externes Trauma (Verletzung) voraus

 

• häufigste Ursache: schlecht sitzende Schuhe

 

• keine Wahrnehmung der Betroffenen von Druckstellen und Fremdkörpern im Schuh (z.B. Steinen) und dadurch unbemerktes Verletzen der Füße

 

• auch Verletzungen bei der eigenen Fußpflege möglich

 

• mit zunehmender Schädigung der Nervenfasern zuerst Abnahme der Tiefensensibilität, dann der Thermästhesie und zuletzt der Berührungsempfindung

 

• bei Schädigung schmerzleitender Fasern Auftreten von brennendem, stechendem oder einschießendem Charakter in Ruhe (z.B. häufig schon bei Berührung der Bettdecke)

 

• Ende der Schmerzen bei vollständiger Zerstörung der Schmerzfasern (jahre-
langer Prozess)

 

• durch Verlust der Berührungs- und Schmerzempfindung zu spätes Wahr-
nehmen von Druckstellen und Verletzungen

 

• vermehrte Schwielenbildung (Malum perforans) an Stellen stärkerer Belastung

 

• durch vermindertes Schmerzempfinden unphysiologische Druckbelastungen der Haut und des darunterliegenden Weichteilgewebes

 

• aus der Druckschädigung der Weichteile können mechanische Schäden an den Gelenken und Knochen resultieren

 

• im fortgeschrittenen Stadium entzündliche Veränderungen bis hin zu Ulzerationen an den Hornhautschwielen möglich

 

Muskelatrophie = Muskelschwund:
• durch Schädigung der motorischen Nervenfasern Atrophie der kleinen Fußmuskeln

 

• Entwicklung von Fußverformungen wie Hammer- und Krallenzehen

Charcot-Fuß
  • Komplikation bei diabetischer Neuropathie

  • Gestörte Wahrnehmung von Schmerzen und Temperatur in den Füßen

  • Verletzungen und Druckstellen werden nicht bemerkt

  • Erhöhte Durchblutung und gestörter Knochenstoffwechsel

  • Deformationen von Knochen, Gelenken und Gewebe im Fuß

  • Beeinträchtigung des Gehens und Stehens

  • Kann zu Geschwüren, Infektionen und Amputationen führen

  • Zusammenarbeit verschiedener medizinischer Fachrichtungen

  • Frühzeitige Diagnose und Behandlung entscheidend

  • Entlastung des Fußes, spezielle Schuhe, Orthesen

  • Chirurgische Eingriffe zur Deformitätskorrektur

  • Regelmäßige Fußkontrolle bei Diabetes wichtig

Gefährdete Stellen
Diagnostik

• Vorliegen einer Neuropathie am Fuß durch Messung des Vibrationsempfindens mit einer Stimmgabel, der Berührungsempfindlichkeit mit einem Mikrofilament (Stift mit Kunststofffaden am Ende, der mit bestimmten Druck aufgesetzt wird) und des Temperaturempfindens z.B. mit einem Tiphterm (Stab mit einem Kunststoff- und einem Metallende)

Durchblutungsstörungen

Durchblutungsstörungen am Fuß
machen sich bemerkbar durch:
• kalte, blasse Füße

• dünne, trockene Haut

• schmerzhafte Wunden

• fehlende Fußpulse

• Schmerzen beim Gehen

 

 

 

und können durch die Periphere arterielle
Verschlusskrankheit (pAVK) verursacht
worden sein

Periphere arterielle Verschlusskrankheit (paVK)

• Störung der arteriellen Durchblutung der Extremitäten (in 90 % der Fälle im Becken und in den Beinen)

 

• entsteht durch Stenose (Einengung) oder Okklusion (Verschluss) der Aorta (Hauptschlagader) oder der die Extremitäten versorgenden Arterien

 

• Verengungen der Beinarterien führen zu Durchblutungsstörungen in den Beinen und zwingen die Betroffenen zu Gehpausen (umgangssprachlich „Schaufensterkrankheit“)

 

• gehört zu den chronischen Gefäßkrankheiten der Arterien

 

• Hauptursache: 95 % Arteriosklerose (Arterienverkalkung)

 

• weitere Ursachen: Bluthochdruck, Diabetes, erhöhter Cholesterinspiegel, Rauchen, Übergewicht

• erste Anzeichen einer pAVK sind Schmerzen bei Belastung (Gehen), die unterhalb der Gefäßveränderung auftreten

• je nach Grad und Ort der Engstelle in der Arterie kann sich auch ein Taubheitsgefühl im Gesäß, in den Oberschenkeln oder am Unterschenkel entwickeln, die Füße und Zehen werden zunehmend kalt und empfindungslos

 

• Betroffene mit einem Diabetes und einer Polyneuropathie (diabetische Nervenschädigung) haben eine gestörte Schmerzwahrnehmung und deshalb häufig auch bei fortgeschrittener pAVK keine Beschwerden

 

• akuter Verschluss: schwerer örtlicher Schmerz verbunden mit Kältegefühl und Taubheit der Haut, unterhalb der Verschluss stelle kein Puls mehr (Notfall)

Einschränkungen der allg. Lebensqualität

• größte Einbußen bei der körperlichen Mobilität und der sozialen Isolation

 

• je länger die Wunde besteht, desto schlechter ist die Lebensqualität

 

• Betroffene leiden öfter unter großer Müdigkeit und Lustlosigkeit (auch durch unzureichende Blutzuckereinstellung möglich), erleben ihre Situation als Kontrollverlust mit Angst vor der Zukunft und vor Amputation

 

• tägliche Fußpflege wird als unbequem und belastend empfunden

 

• Schmerzen (je nach Beteiligung der Nervenfasern heftige oder gar keine Schmerzen)

 

• Mobilitätseinschränkungen als wesentlicher Faktor (betrifft Ausübung notwendiger täglicher Aktivitäten wie Hausarbeit, Auswahl und Tragen von Schuhen, körperliche Hygiene)

 

• Angst vor einer weiteren Verletzung

 

• reduzierte soziale Aktivitäten und Isolation, Langeweile

 

• Abhängigkeit erhöht familiäre Spannungen

 

• Frauen unternehmen größere Anstrengungen für Präventivmaßnahmen, zeigen größeres Interesse zu Fragen der Behandlung und Krankheit sowie mehr Engagement in der Selbstpflege

 

• Männer agieren zurückhaltender in der Prävention und Selbstpflege

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