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Wundmanager für Pflegedienstleitungen
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Sturzprophylaxe und Kontrakturenprophylaxe

Sturzprophylaxe
Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege
  • Zielsetzung: Jeder Patient/Bewohner mit einem erhöhten Sturzrisiko erhält eine Sturzprophylaxe, die Stürze weitgehend verhindert und Sturzfolgen minimiert.“

  • systematische Identifizierung der Sturzrisikofaktoren im Hinblick auf die Planung der Interventionen (Maßnahmen)

  • erneute Erfassung der Sturzrisikofaktoren bei Veränderungen der Pflegesituation und nach jedem Sturz

Sturzrisikofaktoren

1. personenbezogen:

  • Beeinträchtigung funktioneller Fähigkeiten, z.B. Einschränkungen in den Aktivitäten des täglichen Lebens

  • Beeinträchtigung sensomotorischer Funktionen und/oder der Balance, z.B. Einschränkungen der Gehfähigkeit oder Balance-Störungen

  • Depression

  • Gesundheitsstörungen, die mit Schwindel, kurzzeitigem Bewusstseinsverlust oder ausgeprägter körperlicher Schwäche einhergehen

  • kognitive Beeinträchtigungen (akut und/oder chronisch)

  • Kontinenzprobleme

  • Sehbeeinträchtigungen

  • Sturzangst

  • Stürze in der Vorgeschichte

2. medikamentenbezogen

  • Antihypertensiva

  • psychotrope Medikamente

  • Polypharmazie

3. umgebungsbezogen:

  • freiheitsentziehende Maßnahmen

  • Gefahren in der Umgebung

  • inadäquates Schuhwerk

Maßnahmen zur Sturzprophylaxe
  • Feststellung von Vorlieben bzw. Ablehnungen

  • Pflegeplanung: individueller Maßnahmenplan, adäquate Maßnahmen zu den personen-, medikamenten- und umgebungsbezogenen Risiken vereinbaren

  • bei der Evaluation/Überarbeitung der Pflegeplanung

  • Beobachtung und pflegefachliche Bewertung von Beinahe-Stürzen

  • Zusammenarbeit mit externen Personen wie Arzt bzw. Physiotherapeut/Ergotherapeut als auch mit internen Personen wie Bereich Soziale Betreuung/Beschäftigung

  • Entlassungsmanagement

  • Information, Beratung und Schulung des Bewohners/Patienten

Weitere Maßnahmen

  • Balance- und Kraftübungen

  • Durchführung von Bewegungsprogrammen

  • Umgebungsanpassung

  • Hilfsmittel zur Sturzprävention

Kontrakturenprophylaxe

Ziele:

  • Verhinderung von Gelenkfehlstellungen

  • Erhaltung der physiologischen Gelenkfunktionen

  • Vermeidung einer Muskelatrophie (Schrumpfung)

Mobilisation

„Bei der Zielgruppe für die Kontrakturenprophylaxe, insbesondere bei alten Menschen, handelt es sich fast immer um lokomotorisch vorgeschädigte Patienten, die krankheitsbedingt eine weitere Einschränkung erfahren, und ggf. durch die vorgegebene Bettruhe weiteren Risiken ausgesetzt sind.“ (S. Huhn, Praxisheft Kontrakturenprophylaxe, 2012)

Untersuchungen zu Bettlägerigkeit oder langem Liegen nach Zegelin (2005):

  • Minderung der Muskelkraft von 5 % täglich

  • Muskelschwund wöchentlich von 10 %

Maßnahmen der Kontrakturenprophylaxe

aktive und passive Bewegungsübungen:

  • Halten und Bewegen von kranken, gelähmten oder schwachen Gliedmaßen mindestens 3 x täglich mit jeweils 3 Wiederholungen durch langsames und vorsichtiges Beugen, Strecken und Drehen der Gelenke

Lagerungen:

  • in Streckstellung

  • in Beugestellung

  • in Funktionsstellung (= physiologische Mittelstellung)

  • nach Bobath

  • Spitzfußprophylaxe

Passive Bewegungsübungen

  • ohne Mithilfe des Betroffenen

  • Durchführung bei bettlägerigen, immobilen Pflegebedürftigen

  • auch zur Vorbereitung auf aktive Übungen nach langer Ruhigstellung

  • dienen der Erhaltung eines funktionstüchtigen Bewegungsapparates

  • jedes Gelenk (entsprechend den physiologischen Grundbewegungen) mindestens 3x täglich vorsichtig und langsam bewegen, an den kleinen Gelenken beginnen und das nächstliegende Gelenk fixieren

Aktive und aktiv-assistive Bewegungsübungen

  • durch den Betroffenen selbst oder unter Mithilfe einer Pflegeperson mehrmals täglich

  • Förderung/Erhaltung/Wiederherstellung von Selbstständigkeit und allgemeiner Beweglichkeit des Pflegebedürftigen

  • Bewegung einzelner oder aller Gelenke, Sitzen im und außerhalb des Bettes, Lageveränderungen im Bett, Gehen mit Unterstützung einer Pflegeperson oder mit Gehhilfen

Lagerungen

  • regelmäßiger Wechsel zwischen Beuge- und Streckstellung

  • ca. zweistündlicher Wechsel

  • sollte zweistündlicher Lagewechsel nicht möglich sein, wird die Funktionsstellung angewendet

  • Anwendung des Bobath-Konzeptes vor allem bei Hemiplegikern (halbseitig gelähmte Menschen)

Der Einsatz von Hilfsmitteln

Hilfsmittel zur Kontrakturprophylaxe können z.B. sein:

  • Fußstützen, Gumminoppenbälle für Grifftraining sowie Abstandshalter zur Vermeidung des vollständigen Handschlusses und Strickleitern zum Hochziehen.

  • Beachte: Beim Einsatz von Hilfsmitteln ist eine einseitige und dauerhafte Anwendung zu vermeiden. Beispielsweise kann eine Knierolle einer Streckkontraktur entgegenwirken, aber durch langandauernden Einsatz eventuell eine Beugekontraktur auslösen.

Hilfsmittel müssen funktionsfähig sein und entsprechend der individuell notwendigen Situation eingesetzt werden.

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