„Zielsetzung: Jeder Patient/Bewohner mit einem erhöhten Sturzrisiko erhält eine Sturzprophylaxe, die Stürze weitgehend verhindert und Sturzfolgen minimiert.“
systematische Identifizierung der Sturzrisikofaktoren im Hinblick auf die Planung der Interventionen (Maßnahmen)
erneute Erfassung der Sturzrisikofaktoren bei Veränderungen der Pflegesituation und nach jedem Sturz
Sturzrisikofaktoren
1. personenbezogen:
Beeinträchtigung funktioneller Fähigkeiten, z.B. Einschränkungen in den Aktivitäten des täglichen Lebens
Beeinträchtigung sensomotorischer Funktionen und/oder der Balance, z.B. Einschränkungen der Gehfähigkeit oder Balance-Störungen
Depression
Gesundheitsstörungen, die mit Schwindel, kurzzeitigem Bewusstseinsverlust oder ausgeprägter körperlicher Schwäche einhergehen
Pflegeplanung: individueller Maßnahmenplan, adäquate Maßnahmen zu den personen-, medikamenten- und umgebungsbezogenen Risiken vereinbaren
bei der Evaluation/Überarbeitung der Pflegeplanung
Beobachtung und pflegefachliche Bewertung von Beinahe-Stürzen
Zusammenarbeit mit externen Personen wie Arzt bzw. Physiotherapeut/Ergotherapeut als auch mit internen Personen wie Bereich Soziale Betreuung/Beschäftigung
Entlassungsmanagement
Information, Beratung und Schulung des Bewohners/Patienten
Weitere Maßnahmen
Balance- und Kraftübungen
Durchführung von Bewegungsprogrammen
Umgebungsanpassung
Hilfsmittel zur Sturzprävention
Kontrakturenprophylaxe
Ziele:
Verhinderung von Gelenkfehlstellungen
Erhaltung der physiologischen Gelenkfunktionen
Vermeidung einer Muskelatrophie (Schrumpfung)
Mobilisation
„Bei der Zielgruppe für die Kontrakturenprophylaxe, insbesondere bei alten Menschen, handelt es sich fast immer um lokomotorisch vorgeschädigte Patienten, die krankheitsbedingt eine weitere Einschränkung erfahren, und ggf. durch die vorgegebene Bettruhe weiteren Risiken ausgesetzt sind.“ (S. Huhn, Praxisheft Kontrakturenprophylaxe, 2012)
Untersuchungen zu Bettlägerigkeit oder langem Liegen nach Zegelin (2005):
Minderung der Muskelkraft von 5 % täglich
Muskelschwund wöchentlich von 10 %
Maßnahmen der Kontrakturenprophylaxe
aktive und passive Bewegungsübungen:
Halten und Bewegen von kranken, gelähmten oder schwachen Gliedmaßen mindestens 3 x täglich mit jeweils 3 Wiederholungen durch langsames und vorsichtiges Beugen, Strecken und Drehen der Gelenke
Lagerungen:
in Streckstellung
in Beugestellung
in Funktionsstellung (= physiologische Mittelstellung)
nach Bobath
Spitzfußprophylaxe
Passive Bewegungsübungen
ohne Mithilfe des Betroffenen
Durchführung bei bettlägerigen, immobilen Pflegebedürftigen
auch zur Vorbereitung auf aktive Übungen nach langer Ruhigstellung
dienen der Erhaltung eines funktionstüchtigen Bewegungsapparates
jedes Gelenk (entsprechend den physiologischen Grundbewegungen) mindestens 3x täglich vorsichtig und langsam bewegen, an den kleinen Gelenken beginnen und das nächstliegende Gelenk fixieren
Aktive und aktiv-assistive Bewegungsübungen
durch den Betroffenen selbst oder unter Mithilfe einer Pflegeperson mehrmals täglich
Förderung/Erhaltung/Wiederherstellung von Selbstständigkeit und allgemeiner Beweglichkeit des Pflegebedürftigen
Bewegung einzelner oder aller Gelenke, Sitzen im und außerhalb des Bettes, Lageveränderungen im Bett, Gehen mit Unterstützung einer Pflegeperson oder mit Gehhilfen
Lagerungen
regelmäßiger Wechsel zwischen Beuge- und Streckstellung
ca. zweistündlicher Wechsel
sollte zweistündlicher Lagewechsel nicht möglich sein, wird die Funktionsstellung angewendet
Anwendung des Bobath-Konzeptes vor allem bei Hemiplegikern (halbseitig gelähmte Menschen)
Der Einsatz von Hilfsmitteln
Hilfsmittel zur Kontrakturprophylaxe können z.B. sein:
Fußstützen, Gumminoppenbälle für Grifftraining sowie Abstandshalter zur Vermeidung des vollständigen Handschlusses und Strickleitern zum Hochziehen.
Beachte: Beim Einsatz von Hilfsmitteln ist eine einseitige und dauerhafte Anwendung zu vermeiden. Beispielsweise kann eine Knierolle einer Streckkontraktur entgegenwirken, aber durch langandauernden Einsatz eventuell eine Beugekontraktur auslösen.
Hilfsmittel müssen funktionsfähig sein und entsprechend der individuell notwendigen Situation eingesetzt werden.