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Kommunikationsstörungen

Störungen der Kommunikation
    • “Sender:in” kann nicht senden (durch Sprach- und Sprechstörungen oder Lähmungen)

    • “Empfänger:in” kann nicht empfangen (bei Schwerhörigkeit, Taubhaut oder Blindheit)

    • Missverständnisse zwischen Sender:in und Empfänger:in (Empfänger:in versteht etwas anderes als der Sender:in aussagen möchte)

Aphasie
    • ist eine erworbene Sprachbehinderung

    • heißt wörtlich “Verlust der Sprache” 

    • tritt nach einer Hirnschädigung auf, z.B. nach einem Schlaganfall oder Unfall

    • verursacht Beeinträchtigungen beim Sprechen, Verstehen, Schreiben und Lesen in unterschiedlichen Schweregraden

Grundregeln im Umgang mit Aphasiker:innen

nach Bundesversband für die Rehabiliation der Aphasiker e.V.

  • Respektieren Sie den Betroffenen! Aphasiker:innen nehmen aktiv am Leben teil und haben eine normale Entscheidungsfähigkeit, Wünsche und Bedürfnisse. Ihre Lebenserfahrungen und ihr Wissen werden durch eine Aphasie nicht gelöscht. Fragen Sie den/die Betroffene:n nach ihrer/seiner Meinung, wann immer es geht!

  • Benehmen Sie sich normal! Asphasiker:innen sind nicht geistig behindert. Aphasiker sind Menschen wie wir. Der Unterschied ist einfach, dass es Menschen mit Sprachstörung sind.

  • Sprechen Sie nicht für den Betroffenen! Sie nehmen dem Aphasiker dadurch die Möglichkeit, ein kommunikatives Erfolgserlebnis zu haben. Zudem kann es

    passieren, dass der Betroffene erwartet, dass Sie für ihn/sie sprechen. Die Folge ist, dass er/sie gar nicht mehr versucht, sich selbstständig zu äußern oder gar das Selbstvertrauen in seine sprachlichen Leistungen verliert.

  • Nehmen Sie dem/der Aphasiker:in nicht das Wort aus dem Mund!

    Man sollte nicht ungeduldig werden, wenn Aphasiker längere Pausen machen, mühsam nach Worten ringen, sich falsch ausdrücken oder nur Fragmente äußern.

  • Korrigieren Sie nicht! Wenn man genug Information für eine Korrektur hat, hat man die/den Aphasiker:in ja verstanden, sonst könnte man ja nicht korrigieren. Der Sprecher/die Sprecherin hat also sein/ihr Ziel erreicht. Systematische Korrekturarbeit ist Aufgabe der Sprachtherapie. Minimieren Sie Hintergrundgeräusche, indem Sie z.B. den Fernseher ausschalten, das Fenster schließen oder z.B. dafür sorgen, dass beibgrößeren Gruppen immer nur einer spricht! So wird der/die Betroffene nicht unnötig abgelenkt und kann sich besser auf das Gespräch konzentrieren. Setzen Sie Hinweissignale („Peter, hör mal!“) vor Gesprächsbeginn und nehmen Sie Blickkontakt auf!

  • Sprechen Sie langsam, klar und deutlich! Betonen Sie wichtige Wörter! Bevorzugen Sie einfachen Satzbau, aber vermeiden Sie die Babysprache! Das ist für den/die Angesprochene:n entwürdigend. Es ist gut, wenn man Wichtiges wiederholt. Diese Wiederholung steigert nämlich die Chance für die/den Angesprochene:n, zu verstehen, was ihm/ihr mitgeteilt werden soll.

  • Setzen Sie Gestik und Mimik ein, um das Gesprochene zu unterstützen, da dies den Gessprächsverlauf deutlich erleichtert. 

  • Legen Sie Pausen zwischen die einzelnen Äußerungen, da es dem/der Aphasiker:in dann leichter fällt, Gesprochenes zu verarbeiten! Das Anzeigen von Themenwechseln ist sehr wichtig, da Themenwechsel oft zu Verwirrung führen können. Die Betroffenen wissen dann gar nicht mehr, um was es geht. 

  • Führen Sie Verständnis sichernde Maßnahmen durch, wie z.B. “Hast du verstanden?” oder “Hast du den Termin?” So kann man sicherstellen, dass die wesentlichen Aussagen auch angekommen sind. 

  • Achten Sie auf Zeichen der Betroffenen! Beobachten Sie die Betroffene genau, um Zeichen des Verstehens oder Nicht-Verstehens zu erkennen. Bei Nicht-Verstehen können Sie die Aussage wiederholen oder eventuell anders formulieren.

  • Lassen Sie Aphasiker:innen Zeit für ihre Gesprächsbeiträge! Aphasiker:innen brauchen einfach mehr Zeit, da Wortfindungsstörungen auftreten und der Aufbau von Satzstrukturen weniger schnell oder nur bruchstückhaft funktioniert. 

  • Haben Sie Geduld! Drängen Sie nicht in Gesprächspausen, wenn der Betroffene nichts sagt! Aphasiker sind oft in der Lage viel mehr zu sagen, als man meint, wenn sie genügend Zeit haben.

  • Bieten Sie Hilfe an! Sichern Sie das Verständnis! Sie können den Betroffenen Hilfe anbieten, um Wortfindungen zu erleichtern. Diese Hilfen sind gleichzeitig oft auch Verständnis sichernde Maßnahmen. Man kann rückfragen (“Du meinst Herrn Müller?”) oder sich verstandene Aussagen bestätigen lassen. Günstig sind hier Ja/Nein-Fragen, da der Gefragt auch mit Nicken oder Kopfschütteln antworten kann. 

Dysarthie
  • zentralnervös bedingte Sprechstörung mit Schädigung der zum Sprechen notwendigen nervalen Strukturen (z.B. als Folge von Multipler Sklerose, Stottern)

 

  • intaktes Sprachverständnis, d.h. Betroffener versteht das Gesagte, kann aber Gedachtes nicht oder nicht verständlich aussprechen

 

  • Dysarthrien entstehen durch Lähmung, Schwäche oder durch Koordinationsstörungen der am Sprechen beteiligten Sprechmuskulatur

Folgende Symptome können auftreten
  • verwaschene undeutliche Artikulation

  • Veränderung der Stimmqualität (rau, gepresst, manchmal nasaler Stimmklang)

  • Veränderung der Lautstärke

  • Veränderung der Sprechmelodie (meist monoton)

  • Veränderung des Sprechtempos (zu schnell oder zu langsam)

  • Beeinträchtigung der Atmung

Therapie
  • eine gute Körper- und Kopfhaltung ist eine wichtige Voraussetzung fürs Sprechen (Körper und Kopf in eine aufrechte, symmetrische Position bringen)

  • Stress und Aufregung verstärken die Sprechsymptome (Anwendung von evtl. in der Therapie erlernter Entspannungs- und Atemtechniken, Vermeiden von Hektik und Stress, Vermeiden von lauten Umgebungen und Ausschalten von Lärmquellen während der Unterhaltung)

  • schlechte Verständlichkeit ist der Hauptgrund für Kommunikationsstörungen (über eine geringe Entfernung miteinander sprechen, Blickkontakt halten, unterstützende Mimik einsetzen, langsam und mit Pausen sprechen)
     

  • zu viel Speichel bewirkt undeutliches Sprechen, daher häufiger bewusst schlucken

  • Zahnprothese müssen fest im Mund sitzen, da sonst die Artikulation zusätzlich erschwert wird

  • bei Verständnisproblemen gezielt nachfragen bzw. Rückmeldung über das Verstandene geben

  • bei sehr starker Sprechstörung müssen alternative Kommunikationsformen (z.B. Schreiben) eingesetzt werden

  • für das Sprechen und Verstehen Zeit nehmen 

Störungen des Gesichtsausdruckes
  • Fazialsparese (Schwächung/Lähmung der Gesichtsmuskulatur) → unvollständiger Lid- und Lippenschluss, Stirnrunzeln und Nasenrümpfen nicht seitengleich 

  • Morbus Parkinson → Maskengesicht ohne Mimik

  • Hyperethyreose (Überfunktion der Schilddrüse) → stärkeres Hervortreten der Augen

  •  aktue Peritonitis (Bauchfellentzündung) → verfallenes, blasses Gesicht

  • Magenleiden → Gesichtsausdruck magenleidender mit tiefer Nasen-Lippen-Falte

Störungen der Körpersprache durch Hemiplegie

Haltung: nach hinten unten gezogene Schultern & Becken, Knie und Hüftgelenk gebeugt 

Gang: Nachziehen des betroffenen Beines, betroffener Arm innenrotiert gebeugt

Gestik: sparsam, da nur mit der nicht betroffenen Körperseite möglich

Mimik: fehlende Bewegung der betroffenen Gesichtsmuskulatur

Blickverhalten: fehlender Lidschluss der betroffenen Körperseite. Auge in Schielstellung

Störungen der Körpersprache durch Morbus Parkinson

Haltung: nach vorn gebeugt, steif, Kniegelenke leicht gebeugt

Gang: kleinschrittig, trippeln, keine Armbewegung

Gestik: sehr reduzierte Ausdrucksbewegung

Mimik: maskenartiger Ausdruck

Blickverhalten: seltener Lidschlag

Störungen der Kommunikation bei verwirrten alten Menschen

mögliche Hilfe durch Validation nach Naomi Feil: “Funktioniert das Sehen und Hören nicht mehr so gut, sehen die Menschen mit ihren geistigen Augen und Ohren.” 

  • Interaktion mit alten verwirrten Menschen 

  • Empathie (Einfühlung) für die einzelnen Lebensstufen 

  • Anerkennung der Auseinandersertzung mit dem bisherigen Leben

  • Zulassen aufkommender Gefühle

  • Anhörung gelebter Gefühle

Vorgehensweise mit Hilfe der Validation

verbale Validation

  • Fragen generell mit “Wer” – “Was” – “Wo” – “Wie” beginnen!

  • Rekapituliere und wiederhole! 

  • Beschäftigung mit dem bevorzugten Sinneskanal der betroffenen Person! 

  • Polarisiere! Was ist das Beste und was ist das Schlimmste, was dir passieren kann! 

  • Stelle dir das Gegenteil vor, um die Situation zu bewältigen! 

  • Erinnere dich! 

nonverbale Validation

  • Beobachte intuitiv!

  • Passe deine eigenen Gefühle an die Gefühle der betroffenen Menschen an! 

  • Beantworte Emotionen ausschließlich auf der emotionalen Ebene! 

  • Verbinde das Verhalten mit Bedürfnissen, die der alte verwirrte Mensch hat! 

  • Spiegele Bewegungen wider! 

  • Intensiviere Berührung! 

  • Arbeite mit Musik! 

Basale Stimulation als Kommunikation & Interaktion über die Sinne

Ziel: 

Förderung der Kommunikation durch Anregung der Wahrnehmung über die Sinne

Anwendung bei: 

neurologischen Ausfällen, Bewusstseinseinschränkung, Bewusstlosigkeit, Orientierungslosigkeit, Unruhe, Unsicherheiten im Bewegungsablauf, Verwirrtheit, Schmerzen, Angstzuständen, Antriebsschwäche,, Hyperaktivität 

 

Methoden: 

  • Fühlen: gezielte Berührungen, unterschiedliche Wassertemperatur 

  • Sehen: Gestaltung der Umgebung, Fotos mit vertrauten Personen

  • Hören: Lieblingsmusik, bekannte Stimmen

  • Riechen: Duftstoffe, Reizstoffe, die an den Alltag erinnern 

  • Schmecken: Speisen, Geschmacksstoffe, Vorlieben, Abneigungen 

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