Wundversorgung

Traditionelle Wundversorgung
  • trockene Wundversorgung mittels Kompresse und Pflaster (= inaktive Wundauflagen)

  • zur Aufnahme von Wundexsudat, Schutz gegen äußere Einflüsse, evtl. Arzneimittelträger, Polsterfunktion

  • Wundschnellverbände bzw. Haushaltspflaster: schnell; zeitsparend; haftendes Trägermaterial;

Saugfläche innen

  • Mullkompressen: Baumwollgewebe; mäßige Saugkraft; zur Abdeckung trockener Nekrosen;  täglicher Verbandswechsel je nach Wundphase – demnach keine Wundruhe möglich, in steriler  oder unsteriler Ausführung

  • Vlieskompressen: Baumwoll-Viskose-Gemisch,; weich & anschmiegsam; mäßige Saugkraft;

Abdeckung trockener Nekrosen

  • Saugkompressen: Vliesstoff mit hydrophilen Materialien gefüllt, z. B. mit Watte oder Zellwolle;  polsternd; sehr saugfähig; bei stark exsudierenden Wunden – post OP, Exsudationsphase, infizierte Wunden, die einer täglichen Kontrolle bedürfen; nicht zu benutzen bei: tiefen, unterminierten Wunden,  schwach nässenden Wunden oder bei Wunden in der Granulationsphase – Gefahr der Verklebung &  Wundaustrocknung!

  • beschichtete Wundgaze: Baumwoll-, Viskose- oder Polyesternetz mit hydrophilen Salben imprägniert; verhindern Verklebungen der Wundauflage; muss stets mit Kompresse abgedeckt werden

– Exsudataufnahme; bei oberflächlichen Riss- oder Schürfwunden, Tumorwunden, Verbrennungen,  Epithelisierungsphase, Gazenfett kann durch Porenverschluss den Gasaustausch behindern

 

Hydroaktive Wundversorgung
  • moderne Wundauflagen verhindern das Austrocknen der Wunde & schaffen feuchtwarmes Milieu (=  interaktive Wundauflagen)

  • Aufrechterhaltung eines feuchten Milieus im Wundbereich, Entfernung von überschüssigem Exsudat & toxischen Bestandteilen, Gewährleistung des Gasaustauschs, thermische Isolierung der Wunde,  Schutz vor Sekundärinfektion durch Undurchlässigkeit für Mikroorganismen von außen,  atraumatischer Verbandswechsel, keine Faserabgabe oder Abgabe von anderen Fremdstoffen

  • Produktgruppen moderner Wundauflagen: Hydrofaser / Hydrofiber, Alginate, Hydrogele in  Kompressionsform, silberhaltige Wundauflagen, Schaumverbände / Hydroploymere,  Hydrokolloidverbände, Semipermeable Wundfolien

  • aktive Wundauflagen bestehen aus  bioaktivem Material

  • Anwendung von Hauttransplantaten oder gezüchteten Hautzellen  (Keratinozyten)

  • häufigste Verwendung bei Brandwunden

  • dienen der temporären  Wundabdeckung bis die Wunde  vollständig verschlossen ist

Verbandstechniken
  • Schutz von Wunden bzw. Wundumgebungen vor  Keimen, mechanischen oder thermischen Einflüssen

  • Aufsaugen von Wundsekret (Wundverband)

  • Stillung von Blutungen (Druckverband)

  • Korrigieren von Fehlstellungen (Extensionsverband)

  • Kompression von Muskeln & Gefäßen (z.B. Thromboseprophylaxe)

  • Ruhigstellung von Gliedmaßen (Stütz- bzw.  Gipsverband)

Verbandswechsel / Anbringung von Wundauflagen
  • Fenster schließen; ruhige Umgebung schaffen; Entfernung von störenden Gegenständen (z.B.  Schmuck); bequeme Positionierung des Patienten; Musik / TV auf Wunsch; ggf. Anbringung eines  Sichtschutzes, falls Patient nicht zusehen möchte

  • Information über Ablauf (Überforderung vermeiden) und über Möglichkeit, Verbandswechsel bei starken Schmerzen zu unterbrechen – ggf. Analgesie

  • Bereitlegung aller benötigten Materialen

  • Desinfektion der Hände

  • Anlegen nichtsteriler Handschuhe

  • Anlegen von Schutzkleidung, falls Kontaminationsgefahr besteht (Schutzkittel / Schürze, Mund-  Nasen-Schutz)

  • vorsichtiges Entfernen des alten Verbandsmaterial und der Wundauflage

  • Entsorgung der Einmalhandschuhe und des gebrauchten Wundversorgungsmaterials in einem  geeigneten Abfallbehältnis (nicht auf dem Fußboden platzieren!)

  • Wiederholung der Händedesinfektion

  • aseptischer (keimfreier) Verbandswechsel mithilfe neuer, steriler Einmalhandschuhe oder sterilen  Instrumenten (Non-Touch-Technik)

  • Begutachtung und Beurteilung der Wunde, ggf. Fotodokumentation (Genehmigung / Einwilligung des Patienten erforderlich)

  • nächste Arbeitsschritte abhängig vom Wundzustand und ärztlicher Anweisung

  • nur Wundreinigung (aseptische Wunde) erforderlich: Anwendung steriler Tupfer und Einmalpinzette, welche in aseptischer Lösung getränkt sind, Blutreste & angetrocknetes Wundsekret entfernen,

  • Reinigung von innen nach außen, Nekrosen & Beläge vorsichtig abtragen

  • bei Infektionsverdacht (septische Wunde): Wunde nach der Wundreinigung mit Wundantiseptikum behandeln, Reinigung erfolgt von außen nach innen

  • Platzieren der sterilen Wundauflagen (Produkt & Vorgehensweise gemäß ärztlicher Anweisung)

  • Fixierung der Wundauflage mittels Fixierpflaster

  • Entsorgung benutzter Materialien in das Abfallbehältnis, Instrumente zur Aufbereitung (Instrumentendesinfektion / Sterilisation) geben

  • abschließende Händedesinfektion, anschließende Dokumentation

Vakuummethoden
Vakuumversiegelungstherapie (VVS)
  • luftdichte Wundabdeckung durch besondere Wundauflage aus Schwamm oder Gaze

  • Wundauflage ist mittels dünnem Schlauch an einer Pumpe angeschlossen (Wundsekret-Absaugung)

  • dadurch entsteht Unterdruck, welcher zur besseren Durchblutung der Wunde führt

  • Wunde bleibt feucht, somit wird Wundheilung weiter gefördert

  • regelmäßige Verbandswechsel notwendig (Erstverband kann in der Regel 3-4 Tage verbleiben)

  • schnellerer Wundheilungsverlauf, weniger Infektionen & Verkürzung von Krankenhausaufenthalten im Vergleich zur Standardbehandlung bei vergleichbaren Nebenwirkungen (lt. klinischen Studien)

  • Objektivität der Studienlage noch nicht abschließend geklärt (mangelnde Transparenz)

  • für Ärzte ambulant abrechenbar seit 01.10.2020

  • Polyvinylalkoholschwamm (PVA-Schwamm) mit eingearbeiteter Redondrainage zur VVS wird auf  Wundgröße zugeschnitten

  • PVA-Schwamm locker auf die Wunde auflegen, sodass er die Wundränder etwas überlappt – bei größeren Wunden wird PVA-Schwamm in die Wunde eingelegt

  • Redondrainage wird in Hydrogelstreifen eingebettet – Wundgebiet kann zur Abdichtung ebenfalls mit  Hydrogelstreifen umlegt werden

    anschließend wird gesamtes Wundgebiet mittels transparenter PU-Folie hermetisch abgeklebt

  • Redondrainage wir abschließend mit der Vakuumquelle (Pumpe) verbunden

Stagnierende Wunden
  • Wundstagnation aufgrund von verschiedenen wund- oder patientenbezogenen Faktoren in der Inflammationsphase

  • geht mit niedrig-gradiger Entzündung über einen langen, teils unbegrenzten Zeitraum einher

  • Ursachen: schlechte Ernährung, kardiovaskuläre Störungen, Medikamente (z.B. nichtsteroidale Entzündungshemmer, Corticosteroide), Adipositas, mikrobielle Wundbesiedelung, systemisch  Störungen (z.B. Autoimmunerkrankungen, Diabetes mellitus), unverminderter Druck auf der Wunde,  Mazeration durch austretendes Exsudat oder andere Flüssigkeiten, unsachgemäße Wundversorgung,  Compliance des Patienten in Bezug auf die Wundbehandlung, Immobilität (Durchblutung)

  • Faktoren verhindern auf zellulärer Ebene die Produktion und Freisetzung von Wachstumsfaktoren,  Makrophagen („Fresszellen“) & Signalmolekülen zum / im Wundgrund

  • fehlende zelluläre Komponenten im Wundgrund wirken weiterführend zu mikrobieller Besiedelung oder überschüssigem Exsudat

  • auf diese Weise entsteht ein „Teufelskreis“, welcher die Wunde in einer niedriggradigen Entzündung hält > Reaktivierung der Heilung nur durch angemessene Wundversorgung möglich

  • Konsequenzen stagnierender Wunden haben weitreichende Effekte auf den jeweiligen Patienten und  dessen Gesundheitsempfinden (z.B. Verschlechterung des Wundstatus, Scham, soziale Isolation,  Schmerzen, Einschränkungen in den Aktivitäten des täglichen Lebens, Angst, Depressionen)

  • hohes Risiko für Infektionen bei stagnierenden Wunden

  • zwingende Behandlung der Grunderkrankung

  • Behandlung auf zellulärer Ebene mit bioaktivem Beta-Glucan-Hydrogel empfohlen

Nach oben scrollen
Scroll to Top